Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.gesprochen, gestaltete sich, auf eigenthümliche Weise, Anton hatte schon bei'm Erwachen des Frühjahrs Hedwig's weibliche Klage und Bitte am Grabe Was kann mir denn fehlen, fragte er sich, mir, 11*
geſprochen, geſtaltete ſich, auf eigenthuͤmliche Weiſe, Anton hatte ſchon bei’m Erwachen des Fruͤhjahrs Hedwig’s weibliche Klage und Bitte am Grabe Was kann mir denn fehlen, fragte er ſich, mir, 11*
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geſprochen, geſtaltete ſich, auf eigenthuͤmliche Weiſe,
zu einem Fluche um, der ſich gegen Anton’s Gluͤck
und Zufriedenheit richtete.
Anton hatte ſchon bei’m Erwachen des Fruͤhjahrs
die Ahnung einer ihm unklaren Bangigkeit gehabt;
einer Unruhe, die ihm fortwaͤhrend hinaustrieb, auch
ohne beſtimmten Zweck, ſein Gebiet nach allen Rich-
tungen zu durchſtreifen. Zu Wagen, zu Pferde, wie
zu Fuße! Es fehlte ihm etwas; er konnte nicht aus-
finden, was es ſein moͤge. Der ploͤtzliche Tod ſei-
nes Schwiegervaters, die Krankheit Hedwig’s, der
Schmerz uͤber den Verluſt eines ſchon vor der Geburt
geſtorbenen Kindes, — dies Alles hatte ſeinen Gedan-
ken eine andere Richtung gegeben.
Hedwig’s weibliche Klage und Bitte am Grabe
des Rittmeiſters brachte ihn wieder auf die gefaͤhrliche
Gruͤbelei, in die er vor einem Monat verſenkt
geweſen.
Was kann mir denn fehlen, fragte er ſich, mir,
den das Gluͤck mit Gaben uͤberhaͤuft? Daß mein
Schwiegervater ſterben, bald ſterben wuͤrde, wußt’
ich, als ich Hedwig heimfuͤhrte; Gott hat ihm das
letzte Lebensjahr nur noch geſchenkt, damit er ſich
freuen duͤrfe, ſeine Tochter verſorgt zu ſehen. Nicht
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