Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

öffnen, die ihn Umgebenden zu erkennen, reichte
Anton und Ottilien die zitternden Hände und zog
dann Hedwigs Kopf an seine Brust:

"Jm Freien! Jm Frühling! Jm Mai! Kano-
nendonner! Letzte Schlacht! Mein Kind, -- mein
Sohn, -- habt Euch lieb!"



Nach drei Tagen wurde der Rittmeister begraben,
wo Ottiliens Eltern ruhen, Anton's Großmutter,
der gute Pastor Karich und auch der schwarze Wolf-
gang.

Am Abende des Begräbnißtages gebar Hedwig
ein todtes Kind.



Achtundsiebenzigstes Kapitel.

Welches in wenig Worten sehr viel enthält.

Sie erholte sich, Dank sei es ihrer Jugendkraft,
bewundernswürdig schnell.

Als sie zum Erstenmale des Vaters Grab besuchte,
sagte sie zu Anton: nun hab' ich Dich allein! Wende
Dich niemals von mir!

Dieses Wort aus der tiefsten Fülle eines schmerz-
lich-verwundeten, doch innig-liebenden Herzens

oͤffnen, die ihn Umgebenden zu erkennen, reichte
Anton und Ottilien die zitternden Haͤnde und zog
dann Hedwigs Kopf an ſeine Bruſt:

„Jm Freien! Jm Fruͤhling! Jm Mai! Kano-
nendonner! Letzte Schlacht! Mein Kind, — mein
Sohn, — habt Euch lieb!“



Nach drei Tagen wurde der Rittmeiſter begraben,
wo Ottiliens Eltern ruhen, Anton’s Großmutter,
der gute Paſtor Karich und auch der ſchwarze Wolf-
gang.

Am Abende des Begraͤbnißtages gebar Hedwig
ein todtes Kind.



Achtundſiebenzigſtes Kapitel.

Welches in wenig Worten ſehr viel enthält.

Sie erholte ſich, Dank ſei es ihrer Jugendkraft,
bewundernswuͤrdig ſchnell.

Als ſie zum Erſtenmale des Vaters Grab beſuchte,
ſagte ſie zu Anton: nun hab’ ich Dich allein! Wende
Dich niemals von mir!

Dieſes Wort aus der tiefſten Fuͤlle eines ſchmerz-
lich-verwundeten, doch innig-liebenden Herzens

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="162"/>
o&#x0364;ffnen, die ihn Umgebenden zu erkennen, reichte<lb/>
Anton und Ottilien die zitternden Ha&#x0364;nde und zog<lb/>
dann Hedwigs Kopf an &#x017F;eine Bru&#x017F;t:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jm Freien! Jm Fru&#x0364;hling! Jm Mai! Kano-<lb/>
nendonner! Letzte Schlacht! Mein Kind, &#x2014; mein<lb/>
Sohn, &#x2014; habt Euch lieb!&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Nach drei Tagen wurde der Rittmei&#x017F;ter begraben,<lb/>
wo Ottiliens Eltern ruhen, Anton&#x2019;s Großmutter,<lb/>
der gute Pa&#x017F;tor Karich und auch der &#x017F;chwarze Wolf-<lb/>
gang.</p><lb/>
        <p>Am Abende des Begra&#x0364;bnißtages gebar Hedwig<lb/>
ein todtes Kind.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Achtund&#x017F;iebenzig&#x017F;tes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c">Welches in wenig Worten &#x017F;ehr viel enthält.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p>Sie erholte &#x017F;ich, Dank &#x017F;ei es ihrer Jugendkraft,<lb/>
bewundernswu&#x0364;rdig &#x017F;chnell.</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie zum Er&#x017F;tenmale des Vaters Grab be&#x017F;uchte,<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie zu Anton: nun hab&#x2019; ich Dich allein! Wende<lb/>
Dich niemals von mir!</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es Wort aus der tief&#x017F;ten Fu&#x0364;lle eines &#x017F;chmerz-<lb/>
lich-verwundeten, doch innig-liebenden Herzens<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0166] oͤffnen, die ihn Umgebenden zu erkennen, reichte Anton und Ottilien die zitternden Haͤnde und zog dann Hedwigs Kopf an ſeine Bruſt: „Jm Freien! Jm Fruͤhling! Jm Mai! Kano- nendonner! Letzte Schlacht! Mein Kind, — mein Sohn, — habt Euch lieb!“ Nach drei Tagen wurde der Rittmeiſter begraben, wo Ottiliens Eltern ruhen, Anton’s Großmutter, der gute Paſtor Karich und auch der ſchwarze Wolf- gang. Am Abende des Begraͤbnißtages gebar Hedwig ein todtes Kind. Achtundſiebenzigſtes Kapitel. Welches in wenig Worten ſehr viel enthält. Sie erholte ſich, Dank ſei es ihrer Jugendkraft, bewundernswuͤrdig ſchnell. Als ſie zum Erſtenmale des Vaters Grab beſuchte, ſagte ſie zu Anton: nun hab’ ich Dich allein! Wende Dich niemals von mir! Dieſes Wort aus der tiefſten Fuͤlle eines ſchmerz- lich-verwundeten, doch innig-liebenden Herzens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/166
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/166>, abgerufen am 22.11.2024.