der vor seinem Ruhebette saß und log was das Zeug hielt. Als Schkramprl bei Hedwigs Eintritt auf- sprang ihr die Hand zu küssen und eiligst in den Stall lief, um einige verspätete Ratzen nachträglich aus sei- nen Fallen zu nehmen, die er dann für Peterl braten wollte, von dem er schwur, der Junge fresse Ratzen, wie ein Chinese. Als Anton sich in sein Arbeitszim- mer begab, einige nothwendige Briefe zu schreiben. Als Hedwig von ihm Abschied nahm, wie wenn er nach Australien zöge. Als Ottilie eintraf. Als der Theetisch vor Rittmeisters Sopha geschoben wurde und die Frauenzimmer ihre Arbeit zur Hand nahmen. Als Anton die seinige vollendet hatte und nun flehent- lich um einen Löffel Arac in den Thee bat, den ihm Hedwig durchaus nicht geben wollte, weil sie meinte, Thee mit Arac sei nicht gesund. Als der Rittmeister ihr Recht gab, und versicherte, Arac mit Thee sei freilich gesünder. Als der Stadtbote, beschneit und bereift, wie wenn er mit Zucker bestreut wäre, die Zeitungen brachte und einen Brief von Gräfin Julia, worin diese "ihre kleine Hedwig" küßte, und Otti- lien ihre Freundin nannte, und den Rittmeister ihren würdigen Freund und Anton ihren lieben Sohn! -- O welche Flitterwochen waren dies!
der vor ſeinem Ruhebette ſaß und log was das Zeug hielt. Als Schkramprl bei Hedwigs Eintritt auf- ſprang ihr die Hand zu kuͤſſen und eiligſt in den Stall lief, um einige verſpaͤtete Ratzen nachtraͤglich aus ſei- nen Fallen zu nehmen, die er dann fuͤr Peterl braten wollte, von dem er ſchwur, der Junge freſſe Ratzen, wie ein Chineſe. Als Anton ſich in ſein Arbeitszim- mer begab, einige nothwendige Briefe zu ſchreiben. Als Hedwig von ihm Abſchied nahm, wie wenn er nach Auſtralien zoͤge. Als Ottilie eintraf. Als der Theetiſch vor Rittmeiſters Sopha geſchoben wurde und die Frauenzimmer ihre Arbeit zur Hand nahmen. Als Anton die ſeinige vollendet hatte und nun flehent- lich um einen Loͤffel Arac in den Thee bat, den ihm Hedwig durchaus nicht geben wollte, weil ſie meinte, Thee mit Arac ſei nicht geſund. Als der Rittmeiſter ihr Recht gab, und verſicherte, Arac mit Thee ſei freilich geſuͤnder. Als der Stadtbote, beſchneit und bereift, wie wenn er mit Zucker beſtreut waͤre, die Zeitungen brachte und einen Brief von Graͤfin Julia, worin dieſe „ihre kleine Hedwig“ kuͤßte, und Otti- lien ihre Freundin nannte, und den Rittmeiſter ihren wuͤrdigen Freund und Anton ihren lieben Sohn! — O welche Flitterwochen waren dies!
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der vor ſeinem Ruhebette ſaß und log was das Zeug
hielt. Als Schkramprl bei Hedwigs Eintritt auf-
ſprang ihr die Hand zu kuͤſſen und eiligſt in den Stall
lief, um einige verſpaͤtete Ratzen nachtraͤglich aus ſei-
nen Fallen zu nehmen, die er dann fuͤr Peterl braten
wollte, von dem er ſchwur, der Junge freſſe Ratzen,
wie ein Chineſe. Als Anton ſich in ſein Arbeitszim-
mer begab, einige nothwendige Briefe zu ſchreiben.
Als Hedwig von ihm Abſchied nahm, wie wenn er
nach Auſtralien zoͤge. Als Ottilie eintraf. Als der
Theetiſch vor Rittmeiſters Sopha geſchoben wurde und
die Frauenzimmer ihre Arbeit zur Hand nahmen.
Als Anton die ſeinige vollendet hatte und nun flehent-
lich um einen Loͤffel Arac in den Thee bat, den ihm
Hedwig durchaus nicht geben wollte, weil ſie meinte,
Thee mit Arac ſei nicht geſund. Als der Rittmeiſter
ihr Recht gab, und verſicherte, Arac mit Thee ſei
freilich geſuͤnder. Als der Stadtbote, beſchneit und
bereift, wie wenn er mit Zucker beſtreut waͤre, die
Zeitungen brachte und einen Brief von Graͤfin Julia,
worin dieſe „ihre kleine Hedwig“ kuͤßte, und Otti-
lien ihre Freundin nannte, und den Rittmeiſter ihren
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/161>, abgerufen am 27.07.2024.
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