Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Und dann führte der junge Geistliche, mit unge- Die Dorfleute weinten recht nach Herzenslust. Als die Ringe gewechselt wurden, steckte der Und die Sonne stand hoch und klar am blauen, Um vier Uhr Nachmittags brachten sie den Und dann fuͤhrte der junge Geiſtliche, mit unge- Die Dorfleute weinten recht nach Herzensluſt. Als die Ringe gewechſelt wurden, ſteckte der Und die Sonne ſtand hoch und klar am blauen, Um vier Uhr Nachmittags brachten ſie den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0156" n="152"/> <p>Und dann fuͤhrte der junge Geiſtliche, mit unge-<lb/> heuchelter Ruͤhrung, mit einer von innerſter Bewe-<lb/> gung bebender Stimme, zwei Namen vor, die unver-<lb/> geſſen in aller Herzen lebten: die alte Mutter Gokſch,<lb/> des Braͤutigams Großmutter, — und <hi rendition="#g">ſeinen</hi> eigenen<lb/> Vater, den guten Paſtor Karich. Sie beide, ſprach<lb/> er, haben unſerem Herren und Freunde ſcheidend<lb/> ihren Segen hinterlaſſen; an ſeiner Großmutter<lb/> Grabe verkuͤndete mein Vater dem weinenden Juͤng-<lb/> ling eine gluͤckliche Zukunft, und heute ſteht der Sohn<lb/> vor dieſem Altare, um emporzurufen: Vater, Deine<lb/> Verheißungen ſind Wahrheit geworden.</p><lb/> <p>Die Dorfleute weinten recht nach Herzensluſt.</p><lb/> <p>Als die Ringe gewechſelt wurden, ſteckte der<lb/> Paſtor an Hedwig’s Finger denſelben Ring, den<lb/> Anton ſeiner verſtorbenen Mutter auf ihr Geheiß von<lb/> der Hand geſtreift. Denn ſo hatte ſie es gewollt.</p><lb/> <p>Und die Sonne ſtand hoch und klar am blauen,<lb/> reinen Himmel, da der lange Zug aus der Kirche ſich<lb/> nach dem Schloſſe hin bewegte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Um vier Uhr Nachmittags brachten ſie den<lb/> Erndtekranz</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [152/0156]
Und dann fuͤhrte der junge Geiſtliche, mit unge-
heuchelter Ruͤhrung, mit einer von innerſter Bewe-
gung bebender Stimme, zwei Namen vor, die unver-
geſſen in aller Herzen lebten: die alte Mutter Gokſch,
des Braͤutigams Großmutter, — und ſeinen eigenen
Vater, den guten Paſtor Karich. Sie beide, ſprach
er, haben unſerem Herren und Freunde ſcheidend
ihren Segen hinterlaſſen; an ſeiner Großmutter
Grabe verkuͤndete mein Vater dem weinenden Juͤng-
ling eine gluͤckliche Zukunft, und heute ſteht der Sohn
vor dieſem Altare, um emporzurufen: Vater, Deine
Verheißungen ſind Wahrheit geworden.
Die Dorfleute weinten recht nach Herzensluſt.
Als die Ringe gewechſelt wurden, ſteckte der
Paſtor an Hedwig’s Finger denſelben Ring, den
Anton ſeiner verſtorbenen Mutter auf ihr Geheiß von
der Hand geſtreift. Denn ſo hatte ſie es gewollt.
Und die Sonne ſtand hoch und klar am blauen,
reinen Himmel, da der lange Zug aus der Kirche ſich
nach dem Schloſſe hin bewegte.
Um vier Uhr Nachmittags brachten ſie den
Erndtekranz
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