wessen Sohn er ist, lieber Vater, wenn er nur ist, wie er ist.""
Nein, ich kann mich nicht zu Gute geben, solch' eine logische Folgerung fallen zu lassen. Jch habe Sie, mein theurer Anton, als einen jugendlichen Vagabunden, noch obenein als theatralischen -- denn Puppenkomödie gehört auch zum Theater -- kennen gelernt. Als diesen hab' ich Sie so zu sagen aus dem Hause gejagt, nachdem ich Sie mühsam hereinberu- fen. Nun kehren Sie mir zurück, als Gutsbesitzer, als natürlicher Sohn eines Grafen, als reicher Erbe, als Pflegesohn einer Gräfin, als ein Hahn ... ja, wer hätte da nicht einen Fahneneid schwören mögen, daß Sie kein Anderer sein könnten, als der von seines Vaters freiwilligem Vagabundenthume unfreiwillig angesteckte Sohn?
"Es thut mir leid, Vater, Jhre Hedwig nicht zur Gräfin machen zu können. Das heißt, um Jhret- willen thut es mir leid, wofern Jhnen dieser Titel angenehm gewesen wäre. Jch bin nur kapabel, eine Madame Hahn vom Altare zu führen. -- Doch die- ses Gespräch führt mich auf einen Wunsch zurück, den ich gern erfüllt sähe, bevor wir aufbrechen: daß Sie
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weſſen Sohn er iſt, lieber Vater, wenn er nur iſt, wie er iſt.““
Nein, ich kann mich nicht zu Gute geben, ſolch’ eine logiſche Folgerung fallen zu laſſen. Jch habe Sie, mein theurer Anton, als einen jugendlichen Vagabunden, noch obenein als theatraliſchen — denn Puppenkomoͤdie gehoͤrt auch zum Theater — kennen gelernt. Als dieſen hab’ ich Sie ſo zu ſagen aus dem Hauſe gejagt, nachdem ich Sie muͤhſam hereinberu- fen. Nun kehren Sie mir zuruͤck, als Gutsbeſitzer, als natuͤrlicher Sohn eines Grafen, als reicher Erbe, als Pflegeſohn einer Graͤfin, als ein Hahn ... ja, wer haͤtte da nicht einen Fahneneid ſchwoͤren moͤgen, daß Sie kein Anderer ſein koͤnnten, als der von ſeines Vaters freiwilligem Vagabundenthume unfreiwillig angeſteckte Sohn?
„Es thut mir leid, Vater, Jhre Hedwig nicht zur Graͤfin machen zu koͤnnen. Das heißt, um Jhret- willen thut es mir leid, wofern Jhnen dieſer Titel angenehm geweſen waͤre. Jch bin nur kapabel, eine Madame Hahn vom Altare zu fuͤhren. — Doch die- ſes Geſpraͤch fuͤhrt mich auf einen Wunſch zuruͤck, den ich gern erfuͤllt ſaͤhe, bevor wir aufbrechen: daß Sie
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weſſen Sohn er iſt, lieber Vater, wenn er nur iſt,
wie er iſt.““
Nein, ich kann mich nicht zu Gute geben, ſolch’
eine logiſche Folgerung fallen zu laſſen. Jch habe
Sie, mein theurer Anton, als einen jugendlichen
Vagabunden, noch obenein als theatraliſchen — denn
Puppenkomoͤdie gehoͤrt auch zum Theater — kennen
gelernt. Als dieſen hab’ ich Sie ſo zu ſagen aus dem
Hauſe gejagt, nachdem ich Sie muͤhſam hereinberu-
fen. Nun kehren Sie mir zuruͤck, als Gutsbeſitzer,
als natuͤrlicher Sohn eines Grafen, als reicher Erbe,
als Pflegeſohn einer Graͤfin, als ein Hahn ... ja, wer
haͤtte da nicht einen Fahneneid ſchwoͤren moͤgen, daß
Sie kein Anderer ſein koͤnnten, als der von ſeines
Vaters freiwilligem Vagabundenthume unfreiwillig
angeſteckte Sohn?
„Es thut mir leid, Vater, Jhre Hedwig nicht zur
Graͤfin machen zu koͤnnen. Das heißt, um Jhret-
willen thut es mir leid, wofern Jhnen dieſer Titel
angenehm geweſen waͤre. Jch bin nur kapabel, eine
Madame Hahn vom Altare zu fuͤhren. — Doch die-
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ich gern erfuͤllt ſaͤhe, bevor wir aufbrechen: daß Sie
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/151>, abgerufen am 27.07.2024.
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