Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

sucht dieser Hahn in meinem Korbe? Bei einem
zusammengehauenen Rittmeister auf Halb-Lieute-
nants-Sold? Unerklärlich. -- Jch glaub' ich hör'
ihn schon.

Geh' Hedwig, laß uns allein; ich fürchte, der
Hahn kräht mir schlechtes Wetter, oder sonst 'was
Schlimmes. Mir ist so unruhig zu Muthe wie vor
meiner ersten Schlacht.

Geh', Hedwig, laß mich mit ihm allein.

Hedwig gehorchte. Und im Gehen sagte sie: ich
weiß nicht, Vater, was Du hast? Mir ist nun gerade
zu Muthe, als ob dieser Hahn gutes Wetter pro-
phezeih'te?

Sie hatte kaum das Zimmer verlassen, um sich
nach der Küche zu begeben, da trat Anton durch die
Thür vom Flure herein.

Der Rittmeister machte Miene sich zu erheben;
Anton bat ihn dringend, sitzend zu bleiben.

Jhre Stimme klingt mir sehr bekannt, doch halb
blind wie ich bin, seh' ich Sie nicht deutlich und weiß
wahrlich nicht, ob ich Sie schon früher sah und
kannte!

"Sie kannten mich, Herr Rittmeister. Da wir

ſucht dieſer Hahn in meinem Korbe? Bei einem
zuſammengehauenen Rittmeiſter auf Halb-Lieute-
nants-Sold? Unerklaͤrlich. — Jch glaub’ ich hoͤr’
ihn ſchon.

Geh’ Hedwig, laß uns allein; ich fuͤrchte, der
Hahn kraͤht mir ſchlechtes Wetter, oder ſonſt ’was
Schlimmes. Mir iſt ſo unruhig zu Muthe wie vor
meiner erſten Schlacht.

Geh’, Hedwig, laß mich mit ihm allein.

Hedwig gehorchte. Und im Gehen ſagte ſie: ich
weiß nicht, Vater, was Du haſt? Mir iſt nun gerade
zu Muthe, als ob dieſer Hahn gutes Wetter pro-
phezeih’te?

Sie hatte kaum das Zimmer verlaſſen, um ſich
nach der Kuͤche zu begeben, da trat Anton durch die
Thuͤr vom Flure herein.

Der Rittmeiſter machte Miene ſich zu erheben;
Anton bat ihn dringend, ſitzend zu bleiben.

Jhre Stimme klingt mir ſehr bekannt, doch halb
blind wie ich bin, ſeh’ ich Sie nicht deutlich und weiß
wahrlich nicht, ob ich Sie ſchon fruͤher ſah und
kannte!

„Sie kannten mich, Herr Rittmeiſter. Da wir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0145" n="141"/>
&#x017F;ucht die&#x017F;er Hahn in meinem Korbe? Bei einem<lb/>
zu&#x017F;ammengehauenen Rittmei&#x017F;ter auf Halb-Lieute-<lb/>
nants-Sold? Unerkla&#x0364;rlich. &#x2014; Jch glaub&#x2019; ich ho&#x0364;r&#x2019;<lb/>
ihn &#x017F;chon.</p><lb/>
        <p>Geh&#x2019; Hedwig, laß uns allein; ich fu&#x0364;rchte, der<lb/>
Hahn kra&#x0364;ht mir &#x017F;chlechtes Wetter, oder &#x017F;on&#x017F;t &#x2019;was<lb/>
Schlimmes. Mir i&#x017F;t &#x017F;o unruhig zu Muthe wie vor<lb/>
meiner er&#x017F;ten Schlacht.</p><lb/>
        <p>Geh&#x2019;, Hedwig, laß mich mit ihm allein.</p><lb/>
        <p>Hedwig gehorchte. Und im Gehen &#x017F;agte &#x017F;ie: ich<lb/>
weiß nicht, Vater, was Du ha&#x017F;t? Mir i&#x017F;t nun gerade<lb/>
zu Muthe, als ob die&#x017F;er Hahn <hi rendition="#g">gutes</hi> Wetter pro-<lb/>
phezeih&#x2019;te?</p><lb/>
        <p>Sie hatte kaum das Zimmer verla&#x017F;&#x017F;en, um &#x017F;ich<lb/>
nach der Ku&#x0364;che zu begeben, da trat Anton durch die<lb/>
Thu&#x0364;r vom Flure herein.</p><lb/>
        <p>Der Rittmei&#x017F;ter machte Miene &#x017F;ich zu erheben;<lb/>
Anton bat ihn dringend, &#x017F;itzend zu bleiben.</p><lb/>
        <p>Jhre Stimme klingt mir &#x017F;ehr bekannt, doch halb<lb/>
blind wie ich bin, &#x017F;eh&#x2019; ich Sie nicht deutlich und weiß<lb/>
wahrlich nicht, ob ich Sie &#x017F;chon fru&#x0364;her &#x017F;ah und<lb/>
kannte!</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie kannten mich, Herr Rittmei&#x017F;ter. Da wir<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0145] ſucht dieſer Hahn in meinem Korbe? Bei einem zuſammengehauenen Rittmeiſter auf Halb-Lieute- nants-Sold? Unerklaͤrlich. — Jch glaub’ ich hoͤr’ ihn ſchon. Geh’ Hedwig, laß uns allein; ich fuͤrchte, der Hahn kraͤht mir ſchlechtes Wetter, oder ſonſt ’was Schlimmes. Mir iſt ſo unruhig zu Muthe wie vor meiner erſten Schlacht. Geh’, Hedwig, laß mich mit ihm allein. Hedwig gehorchte. Und im Gehen ſagte ſie: ich weiß nicht, Vater, was Du haſt? Mir iſt nun gerade zu Muthe, als ob dieſer Hahn gutes Wetter pro- phezeih’te? Sie hatte kaum das Zimmer verlaſſen, um ſich nach der Kuͤche zu begeben, da trat Anton durch die Thuͤr vom Flure herein. Der Rittmeiſter machte Miene ſich zu erheben; Anton bat ihn dringend, ſitzend zu bleiben. Jhre Stimme klingt mir ſehr bekannt, doch halb blind wie ich bin, ſeh’ ich Sie nicht deutlich und weiß wahrlich nicht, ob ich Sie ſchon fruͤher ſah und kannte! „Sie kannten mich, Herr Rittmeiſter. Da wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/145
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/145>, abgerufen am 24.11.2024.