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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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Trauring an Eurer Hand, und so vermuth' ich, daß
Jhr nach Eurem Gatten heißet. Doch in der Taufe
empfingt Jhr den Namen Rosalia und nach Eurem
Vater wurdet Jhr Sanchez genannt. Wer Rosalie
Sanchez einmal gesehen hat, wer von ihr angeblickt
wurde, wie ich Unwürdiger, der kann sie unmöglich
vergessen; der müßte sie wieder kennen, und wenn sie
auf einem feurigen Drachen angeritten käme, mit
einer Suite von Allem, was die liebe Hölle an nied-
lichen Teufelchen besitzt."

Wenn's noch lange so fortgeht, holdseliger Land-
streicher, bin ich geneigt, Dich selbst für einen Teufel
zu halten. Das ist die originellste Entrevue, das
sonderbarste Rendez-vous, dessen ich mich aus meiner
Praxis erinnere. Aber Deiner, mein Unerklärlicher,
kann ich mich wahrhaftig nicht erinnern. Hätten wir
uns näher gekannt, -- ich will nicht nein sagen, denn
ich bin meiner Sache nicht gewiß, -- so wird sich
das später finden. Für jetzt wiederhol' ich meine
Bitte; der Tag geht zu Ende.

"Jch eile zu gehorchen. Bald sehen Sie mich
wieder mit Wagen, Pferden, Eseln und andern Men-
schen. Bewahren und bewachen Sie so lange, wenn
ich auch eine Bitte wagen darf, die Last meiner

Trauring an Eurer Hand, und ſo vermuth’ ich, daß
Jhr nach Eurem Gatten heißet. Doch in der Taufe
empfingt Jhr den Namen Roſalia und nach Eurem
Vater wurdet Jhr Sanchez genannt. Wer Roſalie
Sanchez einmal geſehen hat, wer von ihr angeblickt
wurde, wie ich Unwuͤrdiger, der kann ſie unmoͤglich
vergeſſen; der muͤßte ſie wieder kennen, und wenn ſie
auf einem feurigen Drachen angeritten kaͤme, mit
einer Suite von Allem, was die liebe Hoͤlle an nied-
lichen Teufelchen beſitzt.“

Wenn’s noch lange ſo fortgeht, holdſeliger Land-
ſtreicher, bin ich geneigt, Dich ſelbſt fuͤr einen Teufel
zu halten. Das iſt die originellſte Entrevue, das
ſonderbarſte Rendez-vous, deſſen ich mich aus meiner
Praxis erinnere. Aber Deiner, mein Unerklaͤrlicher,
kann ich mich wahrhaftig nicht erinnern. Haͤtten wir
uns naͤher gekannt, — ich will nicht nein ſagen, denn
ich bin meiner Sache nicht gewiß, — ſo wird ſich
das ſpaͤter finden. Fuͤr jetzt wiederhol’ ich meine
Bitte; der Tag geht zu Ende.

„Jch eile zu gehorchen. Bald ſehen Sie mich
wieder mit Wagen, Pferden, Eſeln und andern Men-
ſchen. Bewahren und bewachen Sie ſo lange, wenn
ich auch eine Bitte wagen darf, die Laſt meiner

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[9/0013] Trauring an Eurer Hand, und ſo vermuth’ ich, daß Jhr nach Eurem Gatten heißet. Doch in der Taufe empfingt Jhr den Namen Roſalia und nach Eurem Vater wurdet Jhr Sanchez genannt. Wer Roſalie Sanchez einmal geſehen hat, wer von ihr angeblickt wurde, wie ich Unwuͤrdiger, der kann ſie unmoͤglich vergeſſen; der muͤßte ſie wieder kennen, und wenn ſie auf einem feurigen Drachen angeritten kaͤme, mit einer Suite von Allem, was die liebe Hoͤlle an nied- lichen Teufelchen beſitzt.“ Wenn’s noch lange ſo fortgeht, holdſeliger Land- ſtreicher, bin ich geneigt, Dich ſelbſt fuͤr einen Teufel zu halten. Das iſt die originellſte Entrevue, das ſonderbarſte Rendez-vous, deſſen ich mich aus meiner Praxis erinnere. Aber Deiner, mein Unerklaͤrlicher, kann ich mich wahrhaftig nicht erinnern. Haͤtten wir uns naͤher gekannt, — ich will nicht nein ſagen, denn ich bin meiner Sache nicht gewiß, — ſo wird ſich das ſpaͤter finden. Fuͤr jetzt wiederhol’ ich meine Bitte; der Tag geht zu Ende. „Jch eile zu gehorchen. Bald ſehen Sie mich wieder mit Wagen, Pferden, Eſeln und andern Men- ſchen. Bewahren und bewachen Sie ſo lange, wenn ich auch eine Bitte wagen darf, die Laſt meiner

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/13>, abgerufen am 27.11.2024.