nen einzigen Sohn bekennen zu hören, daß er ein Brudermörder sei, ist auch einem starken Weibe zu viel. Jch will's nicht leugnen, Anton, mir vergin- gen die Sinne.
Als ich wieder zu mir kam, spürt' ich so etwas von Blutgeruch; sah ich, wie durch grauen Morgen- nebel, ein hölzernes Gerüst, auf welchem ein großer Mann stand, der ein glänzendes Beil schwingt -- und dann ein dumpfer Schlag auf hölzernen Block, -- und ein blasses Haupt, welches fällt, -- und man erkennt die Züge dieses Hauptes, -- diese starren Augen haben Dich angelächelt, als diese Lippen an der Mutter Brust lagen, -- mit einem Worte: es ist Dein Sohn, den sie als Mörder auf einem Schaf- fotte hinrichten mußten -- Du begreifst, Anton, mein Erwachen war nicht süß!
Da mußt' ich es denn als Gnade Gottes preisen, wie sie mir Nachricht brachten, Graf Louis habe sich mit seines seligen Vaters Kugelbüchse, ... mit jenem Gewehre, welches Deine Brust bedrohte, ... mit dem habe er sich, männlich und fest, sein eigenes Herz durchschossen, und sei gefunden worden im Schloß- garten auf einer Bank, auf der ich zu sitzen liebte. Sie hieß die Rosenbank.
nen einzigen Sohn bekennen zu hoͤren, daß er ein Brudermoͤrder ſei, iſt auch einem ſtarken Weibe zu viel. Jch will’s nicht leugnen, Anton, mir vergin- gen die Sinne.
Als ich wieder zu mir kam, ſpuͤrt’ ich ſo etwas von Blutgeruch; ſah ich, wie durch grauen Morgen- nebel, ein hoͤlzernes Geruͤſt, auf welchem ein großer Mann ſtand, der ein glaͤnzendes Beil ſchwingt — und dann ein dumpfer Schlag auf hoͤlzernen Block, — und ein blaſſes Haupt, welches faͤllt, — und man erkennt die Zuͤge dieſes Hauptes, — dieſe ſtarren Augen haben Dich angelaͤchelt, als dieſe Lippen an der Mutter Bruſt lagen, — mit einem Worte: es iſt Dein Sohn, den ſie als Moͤrder auf einem Schaf- fotte hinrichten mußten — Du begreifſt, Anton, mein Erwachen war nicht ſuͤß!
Da mußt’ ich es denn als Gnade Gottes preiſen, wie ſie mir Nachricht brachten, Graf Louis habe ſich mit ſeines ſeligen Vaters Kugelbuͤchſe, ... mit jenem Gewehre, welches Deine Bruſt bedrohte, ... mit dem habe er ſich, maͤnnlich und feſt, ſein eigenes Herz durchſchoſſen, und ſei gefunden worden im Schloß- garten auf einer Bank, auf der ich zu ſitzen liebte. Sie hieß die Roſenbank.
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nen einzigen Sohn bekennen zu hoͤren, daß er ein
Brudermoͤrder ſei, iſt auch einem ſtarken Weibe zu
viel. Jch will’s nicht leugnen, Anton, mir vergin-
gen die Sinne.
Als ich wieder zu mir kam, ſpuͤrt’ ich ſo etwas
von Blutgeruch; ſah ich, wie durch grauen Morgen-
nebel, ein hoͤlzernes Geruͤſt, auf welchem ein großer
Mann ſtand, der ein glaͤnzendes Beil ſchwingt —
und dann ein dumpfer Schlag auf hoͤlzernen Block,
— und ein blaſſes Haupt, welches faͤllt, — und man
erkennt die Zuͤge dieſes Hauptes, — dieſe ſtarren
Augen haben Dich angelaͤchelt, als dieſe Lippen an
der Mutter Bruſt lagen, — mit einem Worte: es
iſt Dein Sohn, den ſie als Moͤrder auf einem Schaf-
fotte hinrichten mußten — Du begreifſt, Anton, mein
Erwachen war nicht ſuͤß!
Da mußt’ ich es denn als Gnade Gottes preiſen,
wie ſie mir Nachricht brachten, Graf Louis habe ſich
mit ſeines ſeligen Vaters Kugelbuͤchſe, ... mit jenem
Gewehre, welches Deine Bruſt bedrohte, ... mit
dem habe er ſich, maͤnnlich und feſt, ſein eigenes Herz
durchſchoſſen, und ſei gefunden worden im Schloß-
garten auf einer Bank, auf der ich zu ſitzen liebte.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/114>, abgerufen am 26.07.2024.
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