seiner abgenützten Fistelstimme: mit wem kann der Herr reden? er ist allein?
Jeden anderen Störer dieser heiligen und hoch- geweihten Abendfeierstunde würde der neue Gutsherr hart angelassen und wahrscheinlich zum Erstenmale in seinem Leben gegen ihn versucht haben, den Herren geltend zu machen. Gegen Schkramprl war es ein Anderes. Blieb ihm auch noch immer der eigentliche Gang, den die wunderbare und zauberhaft rasche Ent- wickelung seiner Schicksale genommen, räthselhaft und in ihrer letzten Wendung unergründlich, so konnte doch über den Vermittler dieser ganzen Angelegenheit kein Zweifel obwalten. Nur Schkramprl konnte die Grä- fin über ihn, seine Verwundung, seine Wünsche, seine Anhänglichkeit an Liebenau, seine Genesung unter- richtet, nur er konnte durch getreue Botschaften, durch aufmerksame (von Peterl unterstützte) Beobachtungen jeden seiner Schritte verfolgt, gelenkt, und dadurch den ergreifenden Auftritt herbeigeführt haben, der im Angesicht einer festlich versammelten Gemeinde dem neuen Besitzer sein Eigenthum sicherte. Anton fühlte folglich das Bedürfniß, gegen den Mann, der einen so mächtigen Einfluß auf sein Leben geübt, sich dank- bar, erkenntlich zu erweisen und sich mit ihm über alle
ſeiner abgenuͤtzten Fiſtelſtimme: mit wem kann der Herr reden? er iſt allein?
Jeden anderen Stoͤrer dieſer heiligen und hoch- geweihten Abendfeierſtunde wuͤrde der neue Gutsherr hart angelaſſen und wahrſcheinlich zum Erſtenmale in ſeinem Leben gegen ihn verſucht haben, den Herren geltend zu machen. Gegen Schkramprl war es ein Anderes. Blieb ihm auch noch immer der eigentliche Gang, den die wunderbare und zauberhaft raſche Ent- wickelung ſeiner Schickſale genommen, raͤthſelhaft und in ihrer letzten Wendung unergruͤndlich, ſo konnte doch uͤber den Vermittler dieſer ganzen Angelegenheit kein Zweifel obwalten. Nur Schkramprl konnte die Graͤ- fin uͤber ihn, ſeine Verwundung, ſeine Wuͤnſche, ſeine Anhaͤnglichkeit an Liebenau, ſeine Geneſung unter- richtet, nur er konnte durch getreue Botſchaften, durch aufmerkſame (von Peterl unterſtuͤtzte) Beobachtungen jeden ſeiner Schritte verfolgt, gelenkt, und dadurch den ergreifenden Auftritt herbeigefuͤhrt haben, der im Angeſicht einer feſtlich verſammelten Gemeinde dem neuen Beſitzer ſein Eigenthum ſicherte. Anton fuͤhlte folglich das Beduͤrfniß, gegen den Mann, der einen ſo maͤchtigen Einfluß auf ſein Leben geuͤbt, ſich dank- bar, erkenntlich zu erweiſen und ſich mit ihm uͤber alle
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ſeiner abgenuͤtzten Fiſtelſtimme: mit wem kann der
Herr reden? er iſt allein?
Jeden anderen Stoͤrer dieſer heiligen und hoch-
geweihten Abendfeierſtunde wuͤrde der neue Gutsherr
hart angelaſſen und wahrſcheinlich zum Erſtenmale in
ſeinem Leben gegen ihn verſucht haben, den Herren
geltend zu machen. Gegen Schkramprl war es ein
Anderes. Blieb ihm auch noch immer der eigentliche
Gang, den die wunderbare und zauberhaft raſche Ent-
wickelung ſeiner Schickſale genommen, raͤthſelhaft und
in ihrer letzten Wendung unergruͤndlich, ſo konnte doch
uͤber den Vermittler dieſer ganzen Angelegenheit kein
Zweifel obwalten. Nur Schkramprl konnte die Graͤ-
fin uͤber ihn, ſeine Verwundung, ſeine Wuͤnſche, ſeine
Anhaͤnglichkeit an Liebenau, ſeine Geneſung unter-
richtet, nur er konnte durch getreue Botſchaften, durch
aufmerkſame (von Peterl unterſtuͤtzte) Beobachtungen
jeden ſeiner Schritte verfolgt, gelenkt, und dadurch
den ergreifenden Auftritt herbeigefuͤhrt haben, der im
Angeſicht einer feſtlich verſammelten Gemeinde dem
neuen Beſitzer ſein Eigenthum ſicherte. Anton fuͤhlte
folglich das Beduͤrfniß, gegen den Mann, der einen
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/106>, abgerufen am 05.07.2024.
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