aber aufrichtig, ihre innerste Meinung, -- kann es auf Erden noch einen größeren Geiger geben, wie Sie sind?
"O ich bitte, mein Herr! Wenn Sie schon möchten hören Paganini."
Paganini? Wer ist Paganini?
"Jch kann ihnen das nicht sagen. Man vermag nicht zu beschreiben, was ist Paganini; man muß ihn erleben. Sie werden reisen?"
Nach Deutschland zurück, antwortete Anton mit unterdrücktem Seufzer.
"Vielleicht Sie werden begegnen Paganini, bevor Sie sich trennen von Jtalien, welches er hat noch nicht verlassen wollen. Versäumen Sie ihn nicht und wenn Sie sollten machen einen Umweg von vielen Meilen. Jch werde gehen nach Paris; wann reisen Sie?"
Noch heute, -- oder morgen.
"Vielleicht, daß Sie ihn treffen in Modena, -- vielleicht noch in Lucca! Erlauben Sie."
Lipinski nahm die Visitenkarte aus Anton's Hand, ergriff eine Feder und fragte: "Jhr Name, ich bitte?"
Antoine, -- Anton!
aber aufrichtig, ihre innerſte Meinung, — kann es auf Erden noch einen groͤßeren Geiger geben, wie Sie ſind?
„O ich bitte, mein Herr! Wenn Sie ſchon moͤchten hoͤren Paganini.“
Paganini? Wer iſt Paganini?
„Jch kann ihnen das nicht ſagen. Man vermag nicht zu beſchreiben, was iſt Paganini; man muß ihn erleben. Sie werden reiſen?“
Nach Deutſchland zuruͤck, antwortete Anton mit unterdruͤcktem Seufzer.
„Vielleicht Sie werden begegnen Paganini, bevor Sie ſich trennen von Jtalien, welches er hat noch nicht verlaſſen wollen. Verſaͤumen Sie ihn nicht und wenn Sie ſollten machen einen Umweg von vielen Meilen. Jch werde gehen nach Paris; wann reiſen Sie?“
Noch heute, — oder morgen.
„Vielleicht, daß Sie ihn treffen in Modena, — vielleicht noch in Lucca! Erlauben Sie.“
Lipinski nahm die Viſitenkarte aus Anton’s Hand, ergriff eine Feder und fragte: „Jhr Name, ich bitte?“
Antoine, — Anton!
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[64/0068]
aber aufrichtig, ihre innerſte Meinung, — kann es
auf Erden noch einen groͤßeren Geiger geben, wie
Sie ſind?
„O ich bitte, mein Herr! Wenn Sie ſchon
moͤchten hoͤren Paganini.“
Paganini? Wer iſt Paganini?
„Jch kann ihnen das nicht ſagen. Man vermag
nicht zu beſchreiben, was iſt Paganini; man muß
ihn erleben. Sie werden reiſen?“
Nach Deutſchland zuruͤck, antwortete Anton mit
unterdruͤcktem Seufzer.
„Vielleicht Sie werden begegnen Paganini, bevor
Sie ſich trennen von Jtalien, welches er hat noch
nicht verlaſſen wollen. Verſaͤumen Sie ihn nicht
und wenn Sie ſollten machen einen Umweg von vielen
Meilen. Jch werde gehen nach Paris; wann
reiſen Sie?“
Noch heute, — oder morgen.
„Vielleicht, daß Sie ihn treffen in Modena, —
vielleicht noch in Lucca! Erlauben Sie.“
Lipinski nahm die Viſitenkarte aus Anton’s
Hand, ergriff eine Feder und fragte: „Jhr Name, ich
bitte?“
Antoine, — Anton!
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/68>, abgerufen am 26.07.2024.
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