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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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"O ich bitte, mein Herr!"

Das hab' ich nicht geahnet, daß in diesem kleinen
Jnstrument Töne wohnen könnten, wie Sie daraus
hervorholen? Es war mir um's Herz, als wenn der
Himmel mit seinen Sternen die Wölbung einer hohen
Kirche sei und hier bei Jhnen das Chor worauf die
Orgel steht. Von dieser Kraft und Gewalt hatte ich
keinen Begriff. Jhre Hand muß von Eisen sein und
Jhr Bogen von Stahl, -- aber die Finger Gold.

"O ich bitte, mein Herr!"

Wenigstens sind die Töne die Sie hervorbringen
Gold und das reinste welches jemals floß. Machen
Sie einen armen Teufel glücklich, lieber Herr. Lassen
Sie mich noch etwas hören, -- und zugleich sehen!
Und wenn Sie das glänzendste Publikum versammeln
um sich her, sie werden kein empfänglicheres finden
und kein dankbareres.

Der Blick womit Anton diese Bitte begleitete
verfehlte seine Wirkung nicht.

Während des Spieles murmelte der entzückte
Hörer mehrmals: Armer Carino! -- freilich war's
eines Bettlers Geige worauf ich ihn hörte!

Wie das Stück beendet war sagte Anton: zu
danken, mit Worten zu danken, vermag ich nicht;

„O ich bitte, mein Herr!“

Das hab’ ich nicht geahnet, daß in dieſem kleinen
Jnſtrument Toͤne wohnen koͤnnten, wie Sie daraus
hervorholen? Es war mir um’s Herz, als wenn der
Himmel mit ſeinen Sternen die Woͤlbung einer hohen
Kirche ſei und hier bei Jhnen das Chor worauf die
Orgel ſteht. Von dieſer Kraft und Gewalt hatte ich
keinen Begriff. Jhre Hand muß von Eiſen ſein und
Jhr Bogen von Stahl, — aber die Finger Gold.

„O ich bitte, mein Herr!“

Wenigſtens ſind die Toͤne die Sie hervorbringen
Gold und das reinſte welches jemals floß. Machen
Sie einen armen Teufel gluͤcklich, lieber Herr. Laſſen
Sie mich noch etwas hoͤren, — und zugleich ſehen!
Und wenn Sie das glaͤnzendſte Publikum verſammeln
um ſich her, ſie werden kein empfaͤnglicheres finden
und kein dankbareres.

Der Blick womit Anton dieſe Bitte begleitete
verfehlte ſeine Wirkung nicht.

Waͤhrend des Spieles murmelte der entzuͤckte
Hoͤrer mehrmals: Armer Carino! — freilich war’s
eines Bettlers Geige worauf ich ihn hoͤrte!

Wie das Stuͤck beendet war ſagte Anton: zu
danken, mit Worten zu danken, vermag ich nicht;

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[62/0066] „O ich bitte, mein Herr!“ Das hab’ ich nicht geahnet, daß in dieſem kleinen Jnſtrument Toͤne wohnen koͤnnten, wie Sie daraus hervorholen? Es war mir um’s Herz, als wenn der Himmel mit ſeinen Sternen die Woͤlbung einer hohen Kirche ſei und hier bei Jhnen das Chor worauf die Orgel ſteht. Von dieſer Kraft und Gewalt hatte ich keinen Begriff. Jhre Hand muß von Eiſen ſein und Jhr Bogen von Stahl, — aber die Finger Gold. „O ich bitte, mein Herr!“ Wenigſtens ſind die Toͤne die Sie hervorbringen Gold und das reinſte welches jemals floß. Machen Sie einen armen Teufel gluͤcklich, lieber Herr. Laſſen Sie mich noch etwas hoͤren, — und zugleich ſehen! Und wenn Sie das glaͤnzendſte Publikum verſammeln um ſich her, ſie werden kein empfaͤnglicheres finden und kein dankbareres. Der Blick womit Anton dieſe Bitte begleitete verfehlte ſeine Wirkung nicht. Waͤhrend des Spieles murmelte der entzuͤckte Hoͤrer mehrmals: Armer Carino! — freilich war’s eines Bettlers Geige worauf ich ihn hoͤrte! Wie das Stuͤck beendet war ſagte Anton: zu danken, mit Worten zu danken, vermag ich nicht;

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/66>, abgerufen am 28.11.2024.