Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Ah bah, er soll seinen Rausch im Freien aus- Ja wohl, unter blauem Himmel. Der Abend ist mild. Doch wir werden Gewitter haben! Desto besser, so erfrischt ihn der Regen. Seht, was dringt da durch's Gewühl? Zwei fromme Schwestern! Gehorsamer Diener, das ist die neue Schwester, Sie soll über's Meer gekommen sein, eine Missio- Die Erste dort? Die sich Bahn bricht zu dem Kranken. Wahrlich das ist sie! Gottes Segen über diese. Ob sie eine Heilige sein will, weiß ich nicht; aber Seht, sie kniet bei ihm nieder. Sie ergreift seine Hand. Sie streicht ihm die Locken aus der Stirn. Sie flüstert ihm in's Ohr. Er schaut sie an. Ah bah, er ſoll ſeinen Rauſch im Freien aus- Ja wohl, unter blauem Himmel. Der Abend iſt mild. Doch wir werden Gewitter haben! Deſto beſſer, ſo erfriſcht ihn der Regen. Seht, was dringt da durch’s Gewuͤhl? Zwei fromme Schweſtern! Gehorſamer Diener, das iſt die neue Schweſter, Sie ſoll uͤber’s Meer gekommen ſein, eine Miſſio- Die Erſte dort? Die ſich Bahn bricht zu dem Kranken. Wahrlich das iſt ſie! Gottes Segen uͤber dieſe. Ob ſie eine Heilige ſein will, weiß ich nicht; aber Seht, ſie kniet bei ihm nieder. Sie ergreift ſeine Hand. Sie ſtreicht ihm die Locken aus der Stirn. Sie fluͤſtert ihm in’s Ohr. Er ſchaut ſie an. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0006" n="2"/> <p>Ah bah, er ſoll ſeinen Rauſch im Freien aus-<lb/> ſchlafen.</p><lb/> <p>Ja wohl, unter blauem Himmel.</p><lb/> <p>Der Abend iſt mild.</p><lb/> <p>Doch wir werden Gewitter haben!</p><lb/> <p>Deſto beſſer, ſo erfriſcht ihn der Regen.</p><lb/> <p>Seht, was dringt da durch’s Gewuͤhl?</p><lb/> <p>Zwei fromme Schweſtern!</p><lb/> <p>Gehorſamer Diener, das iſt die neue Schweſter,<lb/> die Antonina!</p><lb/> <p>Sie ſoll uͤber’s Meer gekommen ſein, eine Miſſio-<lb/> nairin, ſagt man.</p><lb/> <p>Die Erſte dort?</p><lb/> <p>Die ſich Bahn bricht zu dem Kranken.</p><lb/> <p>Wahrlich das iſt ſie! Gottes Segen uͤber dieſe.<lb/> Sie iſt eine Heilige!</p><lb/> <p>Ob ſie eine Heilige ſein will, weiß ich nicht; aber<lb/> daß ſie eine Wohlthaͤterin der Kranken und Armen<lb/> iſt, weiß die ganze Stadt.</p><lb/> <p>Seht, ſie kniet bei ihm nieder.</p><lb/> <p>Sie ergreift ſeine Hand.</p><lb/> <p>Sie ſtreicht ihm die Locken aus der Stirn.</p><lb/> <p>Sie fluͤſtert ihm in’s Ohr.</p><lb/> <p>Er ſchaut ſie an.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [2/0006]
Ah bah, er ſoll ſeinen Rauſch im Freien aus-
ſchlafen.
Ja wohl, unter blauem Himmel.
Der Abend iſt mild.
Doch wir werden Gewitter haben!
Deſto beſſer, ſo erfriſcht ihn der Regen.
Seht, was dringt da durch’s Gewuͤhl?
Zwei fromme Schweſtern!
Gehorſamer Diener, das iſt die neue Schweſter,
die Antonina!
Sie ſoll uͤber’s Meer gekommen ſein, eine Miſſio-
nairin, ſagt man.
Die Erſte dort?
Die ſich Bahn bricht zu dem Kranken.
Wahrlich das iſt ſie! Gottes Segen uͤber dieſe.
Sie iſt eine Heilige!
Ob ſie eine Heilige ſein will, weiß ich nicht; aber
daß ſie eine Wohlthaͤterin der Kranken und Armen
iſt, weiß die ganze Stadt.
Seht, ſie kniet bei ihm nieder.
Sie ergreift ſeine Hand.
Sie ſtreicht ihm die Locken aus der Stirn.
Sie fluͤſtert ihm in’s Ohr.
Er ſchaut ſie an.
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Zitationshilfe: | Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/6>, abgerufen am 05.07.2024. |