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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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Unordnungen, Bärbels wahnwitzige Verschwendungs-
wuth, die Nichtswürdigkeit der sogenannten Freunde,
haben meine Verhältnisse dermaßen verwirrt, daß ich
mich selbst nicht mehr auskenne. Schleicht der Tod,
den ich in diesen Gliedern spüre, so langsam fort wie
bisher; zögert er noch sehr lange bis er mir an's
Herz tritt, -- dann kann's vielleicht geschehen, daß
ich als Bettler sterbe, wie jener Vagabund in meinem
Liebenauer Walde, für dessen Begräbniß Sie damals
sorgten und meine Gabe zurückwiesen. O, ich weiß
noch, was Sie mir in's Ohr raunten: heben Sie Jhr
Gold für die braune Bärbel auf!"

Theodor, sagte Anton, möchte die Thräne in mei-
nem Auge Jhnen Bürgschaft geben für mein Herz.
Wollen Sie mir verzeihen, was ich an Jhnen freveln
half? Können Sie's?

"Gern," erwiederte Theodor, der ihm die magere,
zitternde Hand hinstreckte. "Gern und von ganzer
Seele. Jch wäre zu tadeln, wenn ich ferner gegen
Sie grollte. Nein, ich habe kein Recht dazu. Jch,
von allen Menschen, am Wenigsten, weil ich die
Uebermacht am Besten kenne, deren Verführung Sie
unterlagen. Wenn Sie an mir gefrevelt haben, so
begingen sie den Frevel ja nur an einem Jhnen gleich

Unordnungen, Baͤrbels wahnwitzige Verſchwendungs-
wuth, die Nichtswuͤrdigkeit der ſogenannten Freunde,
haben meine Verhaͤltniſſe dermaßen verwirrt, daß ich
mich ſelbſt nicht mehr auskenne. Schleicht der Tod,
den ich in dieſen Gliedern ſpuͤre, ſo langſam fort wie
bisher; zoͤgert er noch ſehr lange bis er mir an’s
Herz tritt, — dann kann’s vielleicht geſchehen, daß
ich als Bettler ſterbe, wie jener Vagabund in meinem
Liebenauer Walde, fuͤr deſſen Begraͤbniß Sie damals
ſorgten und meine Gabe zuruͤckwieſen. O, ich weiß
noch, was Sie mir in’s Ohr raunten: heben Sie Jhr
Gold fuͤr die braune Baͤrbel auf!“

Theodor, ſagte Anton, moͤchte die Thraͤne in mei-
nem Auge Jhnen Buͤrgſchaft geben fuͤr mein Herz.
Wollen Sie mir verzeihen, was ich an Jhnen freveln
half? Koͤnnen Sie’s?

„Gern,“ erwiederte Theodor, der ihm die magere,
zitternde Hand hinſtreckte. „Gern und von ganzer
Seele. Jch waͤre zu tadeln, wenn ich ferner gegen
Sie grollte. Nein, ich habe kein Recht dazu. Jch,
von allen Menſchen, am Wenigſten, weil ich die
Uebermacht am Beſten kenne, deren Verfuͤhrung Sie
unterlagen. Wenn Sie an mir gefrevelt haben, ſo
begingen ſie den Frevel ja nur an einem Jhnen gleich

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[45/0049] Unordnungen, Baͤrbels wahnwitzige Verſchwendungs- wuth, die Nichtswuͤrdigkeit der ſogenannten Freunde, haben meine Verhaͤltniſſe dermaßen verwirrt, daß ich mich ſelbſt nicht mehr auskenne. Schleicht der Tod, den ich in dieſen Gliedern ſpuͤre, ſo langſam fort wie bisher; zoͤgert er noch ſehr lange bis er mir an’s Herz tritt, — dann kann’s vielleicht geſchehen, daß ich als Bettler ſterbe, wie jener Vagabund in meinem Liebenauer Walde, fuͤr deſſen Begraͤbniß Sie damals ſorgten und meine Gabe zuruͤckwieſen. O, ich weiß noch, was Sie mir in’s Ohr raunten: heben Sie Jhr Gold fuͤr die braune Baͤrbel auf!“ Theodor, ſagte Anton, moͤchte die Thraͤne in mei- nem Auge Jhnen Buͤrgſchaft geben fuͤr mein Herz. Wollen Sie mir verzeihen, was ich an Jhnen freveln half? Koͤnnen Sie’s? „Gern,“ erwiederte Theodor, der ihm die magere, zitternde Hand hinſtreckte. „Gern und von ganzer Seele. Jch waͤre zu tadeln, wenn ich ferner gegen Sie grollte. Nein, ich habe kein Recht dazu. Jch, von allen Menſchen, am Wenigſten, weil ich die Uebermacht am Beſten kenne, deren Verfuͤhrung Sie unterlagen. Wenn Sie an mir gefrevelt haben, ſo begingen ſie den Frevel ja nur an einem Jhnen gleich

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/49>, abgerufen am 11.12.2024.