Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Wenn man keine Bücher hat, muß man häufig Jm Allgemeinen mag, was sehr oft von Büchern Anton hielt sich auf dieser Reise an einen Savo- Wenn man keine Buͤcher hat, muß man haͤufig Jm Allgemeinen mag, was ſehr oft von Buͤchern Anton hielt ſich auf dieſer Reiſe an einen Savo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0032" n="28"/> <p>Wenn man keine Buͤcher hat, muß man haͤufig<lb/> mit Menſchen vorlieb nehmen; nur tritt der Unter-<lb/> ſchied ein, daß man bei Buͤchern pruͤfend ſondern, die<lb/> guten auswaͤhlen, die ſchlechten ungeleſen laſſen darf,<lb/> waͤhrend man, was Menſchen betrifft, beſonders auf<lb/> Reiſen, und zu Fuße wie unſer Anton, nicht allzu-<lb/> reichliche Auswahl findet.</p><lb/> <p>Jm Allgemeinen mag, was ſehr oft von Buͤchern<lb/> gilt, auch haͤufig von Menſchen gelten: daß die <hi rendition="#g">aͤlte-<lb/> ren</hi> vorzuziehen ſind.</p><lb/> <p>Anton hielt ſich auf dieſer Reiſe an einen Savo-<lb/> yarden, der gut ſein Vater ſein konnte, Thomas mit<lb/> Namen. Von dieſem ließ er ſich erzaͤhlen, wie es<lb/> ihm auf ſeiner nicht allzubequemen Pilgerfahrt ergan-<lb/> gen. Thomas war, ein winziges elternloſes Knaͤblein<lb/> ausgewandert, ohne Schutz, ohne Geld, ohne Kraft,<lb/> ohne Erfahrung; Thomas hatte ſich durch betteln,<lb/> dienen, arbeiten, ſparen bis zum Beſitz einer Dreh-<lb/> Orgel emporgeſchwungen; Thomas hatte ſpaͤter mit<lb/> dieſer Orgel ein von ihm erſonnenes, durch eigene<lb/> Finger ausgeſchnittenes, luſtig eingerichtetes Schat-<lb/> tenſpiel vereiniget; Thomas hatte im Laufe von<lb/> zwanzig Jahren ein huͤbſches, kleines Vermoͤgen<lb/> geſammelt; Thomas hatte ſein Theater ſammt Orgel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
Wenn man keine Buͤcher hat, muß man haͤufig
mit Menſchen vorlieb nehmen; nur tritt der Unter-
ſchied ein, daß man bei Buͤchern pruͤfend ſondern, die
guten auswaͤhlen, die ſchlechten ungeleſen laſſen darf,
waͤhrend man, was Menſchen betrifft, beſonders auf
Reiſen, und zu Fuße wie unſer Anton, nicht allzu-
reichliche Auswahl findet.
Jm Allgemeinen mag, was ſehr oft von Buͤchern
gilt, auch haͤufig von Menſchen gelten: daß die aͤlte-
ren vorzuziehen ſind.
Anton hielt ſich auf dieſer Reiſe an einen Savo-
yarden, der gut ſein Vater ſein konnte, Thomas mit
Namen. Von dieſem ließ er ſich erzaͤhlen, wie es
ihm auf ſeiner nicht allzubequemen Pilgerfahrt ergan-
gen. Thomas war, ein winziges elternloſes Knaͤblein
ausgewandert, ohne Schutz, ohne Geld, ohne Kraft,
ohne Erfahrung; Thomas hatte ſich durch betteln,
dienen, arbeiten, ſparen bis zum Beſitz einer Dreh-
Orgel emporgeſchwungen; Thomas hatte ſpaͤter mit
dieſer Orgel ein von ihm erſonnenes, durch eigene
Finger ausgeſchnittenes, luſtig eingerichtetes Schat-
tenſpiel vereiniget; Thomas hatte im Laufe von
zwanzig Jahren ein huͤbſches, kleines Vermoͤgen
geſammelt; Thomas hatte ſein Theater ſammt Orgel-
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