öffentlicher Auftritt ablief, hast Du mit angesehen. Die Schmach, die nie erlebte, bohrte sich tief in mein eitles Herz, wo sie so lange bohrte, einem giftigen Thiere ähnlich an meinem Leben fraß, bis ich von Deinen Lippen vernahm, daß eben jene Schmach dazu beigetragen, Dich aus entehrenden Banden zu befreien, Dir Rettung zu bringen. Auf meinem Sterbelager hab' ich sie gebenedeiet, habe Gott dafür gepriesen, weil sie meinem Sohne zu Gute kam.
Carino, der auf meinen Debüt die letzte seiner Hoffnungen gebaut, gerieth nun außer sich. Seine Gutmüthigkeit unterlag der Wuth; er verlor sich selbst: er drohte mir mit Mißhandlungen. Jch mußte ihm entweichen.
Rath- und hülflos wandte ich mich nach Turin zurück. Auch dort war meine Sonne untergegangen. Meine Zeit lag hinter mir.
Du weißt, daß es ein armseliger Spekulant ver- suchen wollte, mit einer italienischen Oper Deutsch- land zu durchziehen. Da es ihm an Mitteln fehlte, Talente zu engagiren, so begnügte er sich mit Stüm- pern und mit einem Namen; diesen letzteren sollte ich hergeben. Er fand auch jenseits den Klang nicht wieder, den er diesseits der Grenzen schon eingebüßt.
oͤffentlicher Auftritt ablief, haſt Du mit angeſehen. Die Schmach, die nie erlebte, bohrte ſich tief in mein eitles Herz, wo ſie ſo lange bohrte, einem giftigen Thiere aͤhnlich an meinem Leben fraß, bis ich von Deinen Lippen vernahm, daß eben jene Schmach dazu beigetragen, Dich aus entehrenden Banden zu befreien, Dir Rettung zu bringen. Auf meinem Sterbelager hab’ ich ſie gebenedeiet, habe Gott dafuͤr geprieſen, weil ſie meinem Sohne zu Gute kam.
Carino, der auf meinen Debuͤt die letzte ſeiner Hoffnungen gebaut, gerieth nun außer ſich. Seine Gutmuͤthigkeit unterlag der Wuth; er verlor ſich ſelbſt: er drohte mir mit Mißhandlungen. Jch mußte ihm entweichen.
Rath- und huͤlflos wandte ich mich nach Turin zuruͤck. Auch dort war meine Sonne untergegangen. Meine Zeit lag hinter mir.
Du weißt, daß es ein armſeliger Spekulant ver- ſuchen wollte, mit einer italieniſchen Oper Deutſch- land zu durchziehen. Da es ihm an Mitteln fehlte, Talente zu engagiren, ſo begnuͤgte er ſich mit Stuͤm- pern und mit einem Namen; dieſen letzteren ſollte ich hergeben. Er fand auch jenſeits den Klang nicht wieder, den er dieſſeits der Grenzen ſchon eingebuͤßt.
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oͤffentlicher Auftritt ablief, haſt Du mit angeſehen.
Die Schmach, die nie erlebte, bohrte ſich tief in mein
eitles Herz, wo ſie ſo lange bohrte, einem giftigen
Thiere aͤhnlich an meinem Leben fraß, bis ich von
Deinen Lippen vernahm, daß eben jene Schmach
dazu beigetragen, Dich aus entehrenden Banden zu
befreien, Dir Rettung zu bringen. Auf meinem
Sterbelager hab’ ich ſie gebenedeiet, habe Gott dafuͤr
geprieſen, weil ſie meinem Sohne zu Gute kam.
Carino, der auf meinen Debuͤt die letzte ſeiner
Hoffnungen gebaut, gerieth nun außer ſich. Seine
Gutmuͤthigkeit unterlag der Wuth; er verlor ſich
ſelbſt: er drohte mir mit Mißhandlungen. Jch mußte
ihm entweichen.
Rath- und huͤlflos wandte ich mich nach Turin
zuruͤck. Auch dort war meine Sonne untergegangen.
Meine Zeit lag hinter mir.
Du weißt, daß es ein armſeliger Spekulant ver-
ſuchen wollte, mit einer italieniſchen Oper Deutſch-
land zu durchziehen. Da es ihm an Mitteln fehlte,
Talente zu engagiren, ſo begnuͤgte er ſich mit Stuͤm-
pern und mit einem Namen; dieſen letzteren ſollte
ich hergeben. Er fand auch jenſeits den Klang nicht
wieder, den er dieſſeits der Grenzen ſchon eingebuͤßt.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/272>, abgerufen am 17.02.2025.
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