Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.mich wieder die großen Hunde; sie geleiteten mich Jch starrte lange in die fliegenden, zerrissenen Was ich wollte? Was ich beginnen sollte? Jch wußt' es selbst nicht. Jch wußte nur, daß Warum? Warum ich sie sehen wollte? Um, mich wieder die großen Hunde; ſie geleiteten mich Jch ſtarrte lange in die fliegenden, zerriſſenen Was ich wollte? Was ich beginnen ſollte? Jch wußt’ es ſelbſt nicht. Jch wußte nur, daß Warum? Warum ich ſie ſehen wollte? Um, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0240" n="236"/> mich wieder die großen Hunde; ſie geleiteten mich<lb/> freundlich bis an das eiſerne Gitter. Dort kehrten<lb/> ſie um und ich war allein.</p><lb/> <p>Jch ſtarrte lange in die fliegenden, zerriſſenen<lb/> Wolken, die der Abendwind vor ſich her trieb; ſtarrte<lb/> hinein, ohne zu denken. Mein <hi rendition="#g">erſter</hi> Gedanke war,<lb/> da mir wieder Gedanken kamen, an Dich, Anton!<lb/> Ach, und daß ich es Dir eingeſtehen muß, ich fuͤhlte<lb/> Haß gegen Dich! Das Bild Deines Vaters ver-<lb/> miſchte ſich in meiner kranken Seele mit dem Deini-<lb/> gen. Verzeihe mir, Anton!</p><lb/> <p>Was ich wollte? Was ich beginnen ſollte?</p><lb/> <p>Jch wußt’ es ſelbſt nicht. Jch wußte nur, daß<lb/> ich entſchloſſen ſei, nie mehr heimzukehren, nie mehr<lb/> meine Eltern, nie mehr mein Kind zu ſehen. Jch<lb/> ſchaͤmte mich, eingeſtehen zu muͤſſen, daß <hi rendition="#g">er</hi> mich ver-<lb/> rathen, verlaſſen habe; daß <hi rendition="#g">ſein</hi> freier Wille, nicht<lb/> ſeiner Verhaͤltniſſe Zwang, ihn von mir geſchieden.<lb/> Jch hatte keinen Willen ſonſt, keine Abſicht, keinen<lb/> Wunſch, keine Hoffnung, ... nur <hi rendition="#g">ein</hi> Beduͤrfniß<lb/> empfand ich, ein unabweisliches: die junge Graͤfin,<lb/> ſeine Braut zu ſehen, die er Julie nannte; die ihn<lb/> belehrt, was wahre Liebe ſei!</p><lb/> <p>Warum? Warum ich ſie ſehen wollte? Um,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0240]
mich wieder die großen Hunde; ſie geleiteten mich
freundlich bis an das eiſerne Gitter. Dort kehrten
ſie um und ich war allein.
Jch ſtarrte lange in die fliegenden, zerriſſenen
Wolken, die der Abendwind vor ſich her trieb; ſtarrte
hinein, ohne zu denken. Mein erſter Gedanke war,
da mir wieder Gedanken kamen, an Dich, Anton!
Ach, und daß ich es Dir eingeſtehen muß, ich fuͤhlte
Haß gegen Dich! Das Bild Deines Vaters ver-
miſchte ſich in meiner kranken Seele mit dem Deini-
gen. Verzeihe mir, Anton!
Was ich wollte? Was ich beginnen ſollte?
Jch wußt’ es ſelbſt nicht. Jch wußte nur, daß
ich entſchloſſen ſei, nie mehr heimzukehren, nie mehr
meine Eltern, nie mehr mein Kind zu ſehen. Jch
ſchaͤmte mich, eingeſtehen zu muͤſſen, daß er mich ver-
rathen, verlaſſen habe; daß ſein freier Wille, nicht
ſeiner Verhaͤltniſſe Zwang, ihn von mir geſchieden.
Jch hatte keinen Willen ſonſt, keine Abſicht, keinen
Wunſch, keine Hoffnung, ... nur ein Beduͤrfniß
empfand ich, ein unabweisliches: die junge Graͤfin,
ſeine Braut zu ſehen, die er Julie nannte; die ihn
belehrt, was wahre Liebe ſei!
Warum? Warum ich ſie ſehen wollte? Um,
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