Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Mann mit gepudertem Haar trat zu dem Diener und Gleichviel, erwiederte der Haushofmeister, kom- Jch folgte dieser freundlichen Aufforderung, wurde Mann mit gepudertem Haar trat zu dem Diener und Gleichviel, erwiederte der Haushofmeiſter, kom- Jch folgte dieſer freundlichen Aufforderung, wurde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="226"/> Mann mit gepudertem Haar trat zu dem Diener und<lb/> fragte: was giebt’s? Eine Bettlerin, Herr Haus-<lb/> hofmeiſter, war die Antwort. Dieſer Jrrthum regte<lb/> mich auf. Nein, keine Bettlerin, ſagte ich; wenn<lb/> auch eine Bittende.</p><lb/> <p>Gleichviel, erwiederte der Haushofmeiſter, kom-<lb/> men Sie nur herauf!</p><lb/> <p>Jch folgte dieſer freundlichen Aufforderung, wurde<lb/> gemeldet und ohne Aufſchub in ein Vorzimmer geru-<lb/> fen, wo der Haushofmeiſter mich warten hieß, bis<lb/> die Frau Graͤfin erſcheinen wuͤrde. Es brannte hel-<lb/> les Feuer in einem hohen Kamin, wodurch das große<lb/> Gemach in ſo weit erleuchtet ward, daß man die<lb/> Zuͤge des Geſichtes nothduͤrftig unterſchied; mehr<lb/> nicht. Der alte Mann warf mir forſchende Blicke<lb/> zu, ſchien aber doch nicht recht klar zu ſehen, denn er<lb/> zeigte ſich ungeduldig, bis ein Lakai mit etlichen Arm-<lb/> leuchtern eintrat. Darauf wurde ich von oben bis unten<lb/> betrachtet und ich merkte dem Beobachter ab, daß er<lb/> fuͤr ſein Leben gern mich uͤber den Zweck meines Hier-<lb/> ſeins ausgefragt haͤtte, was er aber nicht wagte, weil<lb/> es ihm, wie allen andern Dienern des graͤflichen<lb/> Hauſes ſtreng unterſagt war. (Das erfuhr ich ſpaͤter,<lb/> beim Gaͤrtner.) Faſt ſchon entſchloſſen, ſeiner Neugier<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0230]
Mann mit gepudertem Haar trat zu dem Diener und
fragte: was giebt’s? Eine Bettlerin, Herr Haus-
hofmeiſter, war die Antwort. Dieſer Jrrthum regte
mich auf. Nein, keine Bettlerin, ſagte ich; wenn
auch eine Bittende.
Gleichviel, erwiederte der Haushofmeiſter, kom-
men Sie nur herauf!
Jch folgte dieſer freundlichen Aufforderung, wurde
gemeldet und ohne Aufſchub in ein Vorzimmer geru-
fen, wo der Haushofmeiſter mich warten hieß, bis
die Frau Graͤfin erſcheinen wuͤrde. Es brannte hel-
les Feuer in einem hohen Kamin, wodurch das große
Gemach in ſo weit erleuchtet ward, daß man die
Zuͤge des Geſichtes nothduͤrftig unterſchied; mehr
nicht. Der alte Mann warf mir forſchende Blicke
zu, ſchien aber doch nicht recht klar zu ſehen, denn er
zeigte ſich ungeduldig, bis ein Lakai mit etlichen Arm-
leuchtern eintrat. Darauf wurde ich von oben bis unten
betrachtet und ich merkte dem Beobachter ab, daß er
fuͤr ſein Leben gern mich uͤber den Zweck meines Hier-
ſeins ausgefragt haͤtte, was er aber nicht wagte, weil
es ihm, wie allen andern Dienern des graͤflichen
Hauſes ſtreng unterſagt war. (Das erfuhr ich ſpaͤter,
beim Gaͤrtner.) Faſt ſchon entſchloſſen, ſeiner Neugier
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