ich ihr nicht helfen kann, so ist mir's herzlich lieb, daß sie hier krank wurde, statt in einem anderen Neste. Das ist ein wahres Glück für uns. Komm' heraus, Hedwig, Du kannst Deine Uebungen sogleich beginnen."
Bei dem Namen Hedwig sprang Anton vom Stuhle auf, den der Rittmeister ihm dargeboten. Der Vater hätte in des jungen Mannes Gesicht lesen kön- nen und müssen, was in ihm vorging, wenn er nicht gerade nach der Thür des Nebenzimmers gewendet, die Tochter wiederholt gerufen hätte. Hedwig war in der Küche beschäftiget, deshalb erschien sie nicht auf den ersten Ruf. Unterdessen fand Anton Zeit, sich zu sammeln. Er beschloß, sein Verhalten von dem der jungen Dame abhängig zu machen und nur dann ihrer früheren Bekanntschaft zu denken, wenn sie es thue. Aber gleich bei ihrem Eintritt überzeugte er sich von zwei Umständen. Erstens, daß sie, dem Vater gegenüber, die Tanzstunden in E. oder viel- mehr den Gehülfen des seligen Mirabel ignoriren wolle. Zweitens, daß sie ihn erwartet, ihn gestern schon erkannt, ihn wahrscheinlich schon seit seiner An- kunft bemerkt und vielleicht nur deshalb den Vater veranlaßt hätte, das Puppenspiel zu besuchen,
ich ihr nicht helfen kann, ſo iſt mir’s herzlich lieb, daß ſie hier krank wurde, ſtatt in einem anderen Neſte. Das iſt ein wahres Gluͤck fuͤr uns. Komm’ heraus, Hedwig, Du kannſt Deine Uebungen ſogleich beginnen.“
Bei dem Namen Hedwig ſprang Anton vom Stuhle auf, den der Rittmeiſter ihm dargeboten. Der Vater haͤtte in des jungen Mannes Geſicht leſen koͤn- nen und muͤſſen, was in ihm vorging, wenn er nicht gerade nach der Thuͤr des Nebenzimmers gewendet, die Tochter wiederholt gerufen haͤtte. Hedwig war in der Kuͤche beſchaͤftiget, deshalb erſchien ſie nicht auf den erſten Ruf. Unterdeſſen fand Anton Zeit, ſich zu ſammeln. Er beſchloß, ſein Verhalten von dem der jungen Dame abhaͤngig zu machen und nur dann ihrer fruͤheren Bekanntſchaft zu denken, wenn ſie es thue. Aber gleich bei ihrem Eintritt uͤberzeugte er ſich von zwei Umſtaͤnden. Erſtens, daß ſie, dem Vater gegenuͤber, die Tanzſtunden in E. oder viel- mehr den Gehuͤlfen des ſeligen Mirabel ignoriren wolle. Zweitens, daß ſie ihn erwartet, ihn geſtern ſchon erkannt, ihn wahrſcheinlich ſchon ſeit ſeiner An- kunft bemerkt und vielleicht nur deshalb den Vater veranlaßt haͤtte, das Puppenſpiel zu beſuchen,
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ich ihr nicht helfen kann, ſo iſt mir’s herzlich lieb,
daß ſie hier krank wurde, ſtatt in einem anderen
Neſte. Das iſt ein wahres Gluͤck fuͤr uns. Komm’
heraus, Hedwig, Du kannſt Deine Uebungen ſogleich
beginnen.“
Bei dem Namen Hedwig ſprang Anton vom
Stuhle auf, den der Rittmeiſter ihm dargeboten. Der
Vater haͤtte in des jungen Mannes Geſicht leſen koͤn-
nen und muͤſſen, was in ihm vorging, wenn er nicht
gerade nach der Thuͤr des Nebenzimmers gewendet,
die Tochter wiederholt gerufen haͤtte. Hedwig war
in der Kuͤche beſchaͤftiget, deshalb erſchien ſie nicht
auf den erſten Ruf. Unterdeſſen fand Anton Zeit,
ſich zu ſammeln. Er beſchloß, ſein Verhalten von
dem der jungen Dame abhaͤngig zu machen und nur
dann ihrer fruͤheren Bekanntſchaft zu denken, wenn
ſie es thue. Aber gleich bei ihrem Eintritt uͤberzeugte
er ſich von zwei Umſtaͤnden. Erſtens, daß ſie, dem
Vater gegenuͤber, die Tanzſtunden in E. oder viel-
mehr den Gehuͤlfen des ſeligen Mirabel ignoriren
wolle. Zweitens, daß ſie ihn erwartet, ihn geſtern
ſchon erkannt, ihn wahrſcheinlich ſchon ſeit ſeiner An-
kunft bemerkt und vielleicht nur deshalb den Vater
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/206>, abgerufen am 26.07.2024.
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