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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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Sieben Wochen darauf vollendete er, indem er
seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag beging, sein
vierundzwanzigstes Lebensjahr. Ein volljähriger Lehr-
ling!

An diesem Tage, als am heiligen Abende, spielte
das Puppentheater nicht.

Herr Dreher hatte sich nicht abhalten lassen, auch
das Christfest im Bierhause zu feiern. Anton saß bei
der "kranken Frau" -- (nicht anders redet er von ihr
in seinen Tagebüchern) -- und sie ging mit ihm einige
Rollen aus dem Gedächtniß durch, die er in dem
Schauspiele "Don Juan, der steinerne Gast" über-
nehmen sollte, welches auf den ersten Feiertag angesetzt
war. Das Gedächtniß des Lernenden gab jenem der
Lehrenden wenig nach. Sie hatte in der kurzen Frist
von etwa zehn Monaten, die sie mit Dreher verlebte,
sein ganzes Repertoir vollständig erlernt; Anton
behielt jede Tirade, wenn er dieselbe aus ihrem Munde
zweimal vernommen, wörtlich in der Erinnerung, so
daß ihm keine Silbe fehlte. Die Vorbereitungen für
Don Juan bedurften also wenig Zeit. Dann, bei
Einbruch der Dunkelstunde begannen die vertraulichen
Mittheilungen, die Antons Vergangenheit betrafen,
zu welchen die kranke Frau seit seinem Eintritt in's

Sieben Wochen darauf vollendete er, indem er
ſeinen fuͤnfundzwanzigſten Geburtstag beging, ſein
vierundzwanzigſtes Lebensjahr. Ein volljaͤhriger Lehr-
ling!

An dieſem Tage, als am heiligen Abende, ſpielte
das Puppentheater nicht.

Herr Dreher hatte ſich nicht abhalten laſſen, auch
das Chriſtfeſt im Bierhauſe zu feiern. Anton ſaß bei
der „kranken Frau“ — (nicht anders redet er von ihr
in ſeinen Tagebuͤchern) — und ſie ging mit ihm einige
Rollen aus dem Gedaͤchtniß durch, die er in dem
Schauſpiele „Don Juan, der ſteinerne Gaſt“ uͤber-
nehmen ſollte, welches auf den erſten Feiertag angeſetzt
war. Das Gedaͤchtniß des Lernenden gab jenem der
Lehrenden wenig nach. Sie hatte in der kurzen Friſt
von etwa zehn Monaten, die ſie mit Dreher verlebte,
ſein ganzes Repertoir vollſtaͤndig erlernt; Anton
behielt jede Tirade, wenn er dieſelbe aus ihrem Munde
zweimal vernommen, woͤrtlich in der Erinnerung, ſo
daß ihm keine Silbe fehlte. Die Vorbereitungen fuͤr
Don Juan bedurften alſo wenig Zeit. Dann, bei
Einbruch der Dunkelſtunde begannen die vertraulichen
Mittheilungen, die Antons Vergangenheit betrafen,
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[187/0191] Sieben Wochen darauf vollendete er, indem er ſeinen fuͤnfundzwanzigſten Geburtstag beging, ſein vierundzwanzigſtes Lebensjahr. Ein volljaͤhriger Lehr- ling! An dieſem Tage, als am heiligen Abende, ſpielte das Puppentheater nicht. Herr Dreher hatte ſich nicht abhalten laſſen, auch das Chriſtfeſt im Bierhauſe zu feiern. Anton ſaß bei der „kranken Frau“ — (nicht anders redet er von ihr in ſeinen Tagebuͤchern) — und ſie ging mit ihm einige Rollen aus dem Gedaͤchtniß durch, die er in dem Schauſpiele „Don Juan, der ſteinerne Gaſt“ uͤber- nehmen ſollte, welches auf den erſten Feiertag angeſetzt war. Das Gedaͤchtniß des Lernenden gab jenem der Lehrenden wenig nach. Sie hatte in der kurzen Friſt von etwa zehn Monaten, die ſie mit Dreher verlebte, ſein ganzes Repertoir vollſtaͤndig erlernt; Anton behielt jede Tirade, wenn er dieſelbe aus ihrem Munde zweimal vernommen, woͤrtlich in der Erinnerung, ſo daß ihm keine Silbe fehlte. Die Vorbereitungen fuͤr Don Juan bedurften alſo wenig Zeit. Dann, bei Einbruch der Dunkelſtunde begannen die vertraulichen Mittheilungen, die Antons Vergangenheit betrafen, zu welchen die kranke Frau ſeit ſeinem Eintritt in’s

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/191>, abgerufen am 24.11.2024.