"Vielleicht würde mein Mann nicht verstehen, was Sie damit sagen wollen. Ja, er würde vielleicht argwöhnen, es verberge sich Spott hinter Jhrer Theil- nahme. Für den Mechanismus seiner kleinen Figuren ist er, gelobt zu werden, gewöhnt. Die Stücke, die wir aufführen, hält er selbst für albernes Zeug und würde sich, fürcht' ich, wundern, wenn man käme, ihm das Gegentheil zu sagen."
Nicht möglich! Wie ist er dann im Stande, so vortrefflich zu reden und namentlich dem Kasperle einen solchen Grad von Vollkommenheit einzuhauchen?
"Mit dem Kasperle ist es ein Anderes; der geht ihm von Herzen: das ist der eigentliche Ausdruck sei- ner eigenthümlichen, vaterländischen Derbheit und Schelmerei. Wie Sie ihn den Kasperle sprechen hörten, höre ich ihn selbst stündlich mit mir sprechen. Dagegen sind ihm die ernsten Personen unserer Schau- stücke zur Last; was er mit Helden, Königen, Vätern und Liebhabern eigentlich anfangen soll, weiß er nie- mals. Früher hat er einen Gefährten gehabt, einen verunglückten Schauspieler, der diese Parthieen über- nommen und durchgeführt. Dieser Mann jedoch ist ihm entlaufen, hat ihn böslich verlassen und seine erste Frau bei Nacht und Nebel mit sich genommen.
Die Vagabunden. III. 12
„Vielleicht wuͤrde mein Mann nicht verſtehen, was Sie damit ſagen wollen. Ja, er wuͤrde vielleicht argwoͤhnen, es verberge ſich Spott hinter Jhrer Theil- nahme. Fuͤr den Mechanismus ſeiner kleinen Figuren iſt er, gelobt zu werden, gewoͤhnt. Die Stuͤcke, die wir auffuͤhren, haͤlt er ſelbſt fuͤr albernes Zeug und wuͤrde ſich, fuͤrcht’ ich, wundern, wenn man kaͤme, ihm das Gegentheil zu ſagen.“
Nicht moͤglich! Wie iſt er dann im Stande, ſo vortrefflich zu reden und namentlich dem Kasperle einen ſolchen Grad von Vollkommenheit einzuhauchen?
„Mit dem Kasperle iſt es ein Anderes; der geht ihm von Herzen: das iſt der eigentliche Ausdruck ſei- ner eigenthuͤmlichen, vaterlaͤndiſchen Derbheit und Schelmerei. Wie Sie ihn den Kasperle ſprechen hoͤrten, hoͤre ich ihn ſelbſt ſtuͤndlich mit mir ſprechen. Dagegen ſind ihm die ernſten Perſonen unſerer Schau- ſtuͤcke zur Laſt; was er mit Helden, Koͤnigen, Vaͤtern und Liebhabern eigentlich anfangen ſoll, weiß er nie- mals. Fruͤher hat er einen Gefaͤhrten gehabt, einen verungluͤckten Schauſpieler, der dieſe Parthieen uͤber- nommen und durchgefuͤhrt. Dieſer Mann jedoch iſt ihm entlaufen, hat ihn boͤslich verlaſſen und ſeine erſte Frau bei Nacht und Nebel mit ſich genommen.
Die Vagabunden. III. 12
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„Vielleicht wuͤrde mein Mann nicht verſtehen,
was Sie damit ſagen wollen. Ja, er wuͤrde vielleicht
argwoͤhnen, es verberge ſich Spott hinter Jhrer Theil-
nahme. Fuͤr den Mechanismus ſeiner kleinen Figuren
iſt er, gelobt zu werden, gewoͤhnt. Die Stuͤcke, die
wir auffuͤhren, haͤlt er ſelbſt fuͤr albernes Zeug und
wuͤrde ſich, fuͤrcht’ ich, wundern, wenn man kaͤme,
ihm das Gegentheil zu ſagen.“
Nicht moͤglich! Wie iſt er dann im Stande, ſo
vortrefflich zu reden und namentlich dem Kasperle
einen ſolchen Grad von Vollkommenheit einzuhauchen?
„Mit dem Kasperle iſt es ein Anderes; der geht
ihm von Herzen: das iſt der eigentliche Ausdruck ſei-
ner eigenthuͤmlichen, vaterlaͤndiſchen Derbheit und
Schelmerei. Wie Sie ihn den Kasperle ſprechen
hoͤrten, hoͤre ich ihn ſelbſt ſtuͤndlich mit mir ſprechen.
Dagegen ſind ihm die ernſten Perſonen unſerer Schau-
ſtuͤcke zur Laſt; was er mit Helden, Koͤnigen, Vaͤtern
und Liebhabern eigentlich anfangen ſoll, weiß er nie-
mals. Fruͤher hat er einen Gefaͤhrten gehabt, einen
verungluͤckten Schauſpieler, der dieſe Parthieen uͤber-
nommen und durchgefuͤhrt. Dieſer Mann jedoch iſt
ihm entlaufen, hat ihn boͤslich verlaſſen und ſeine
erſte Frau bei Nacht und Nebel mit ſich genommen.
Die Vagabunden. III. 12
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/181>, abgerufen am 27.07.2024.
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