Der Genesende und die Polizei. -- Wie Anton durch seine Gesandtschaft aus dem Französischen wieder zurück in's Deutsche übersetzt wird. -- Letzter Abschied von Adele.
Die alten Leute empfingen Anton wieder eben so herzlich, als da er zum Erstenmale zu ihnen zurück- gekehrt war. Zugleich dankten sie voll Erkenntlich- keit für die Unterstützungen, welche er während seiner Krankheit ihnen habe zufließen lassen. Es war nicht schwer, auch hierin Antonina's frommes fürsorgendes Walten zu erkennen; nicht minder sichtbar zeigte sich dasselbe in seinem Kämmerlein, in Kleidung, Wäsche, Ordnung und Aufbewahrung sämmtlicher Papiere.
Ja, Alles dies hab' ich ihr zu verdanken, sprach er; ihrer schwesterlichen Liebe. Aber wird es dieser wohl auch möglich werden, mich aus dieser Stadt, aus diesem Lande zu bringen? Noch immer hängt ein Schwert über meinem Haupte; eine unvorsich- tige, voreilige Bewegung, die mich, meinen Namens- tausch meinem gesetzwidrigen Aufenthalt verräth, .... und es fällt; fällt, und schneidet mir jede Hoffnung ab, die Spuren weiter zu verfolgen, die Carino's Andeutung mir zeigte. Jm engen Kerker, umgeben von niedrigen Verbrechern, wie der verworfenste Landstreicher behandelt, werd' ich vergeblich nach
Zweiundfünfzigſtes Kapitel.
Der Geneſende und die Polizei. — Wie Anton durch ſeine Geſandtſchaft aus dem Franzöſiſchen wieder zurück in’s Deutſche überſetzt wird. — Letzter Abſchied von Adele.
Die alten Leute empfingen Anton wieder eben ſo herzlich, als da er zum Erſtenmale zu ihnen zuruͤck- gekehrt war. Zugleich dankten ſie voll Erkenntlich- keit fuͤr die Unterſtuͤtzungen, welche er waͤhrend ſeiner Krankheit ihnen habe zufließen laſſen. Es war nicht ſchwer, auch hierin Antonina’s frommes fuͤrſorgendes Walten zu erkennen; nicht minder ſichtbar zeigte ſich daſſelbe in ſeinem Kaͤmmerlein, in Kleidung, Waͤſche, Ordnung und Aufbewahrung ſaͤmmtlicher Papiere.
Ja, Alles dies hab’ ich ihr zu verdanken, ſprach er; ihrer ſchweſterlichen Liebe. Aber wird es dieſer wohl auch moͤglich werden, mich aus dieſer Stadt, aus dieſem Lande zu bringen? Noch immer haͤngt ein Schwert uͤber meinem Haupte; eine unvorſich- tige, voreilige Bewegung, die mich, meinen Namens- tauſch meinem geſetzwidrigen Aufenthalt verraͤth, .... und es faͤllt; faͤllt, und ſchneidet mir jede Hoffnung ab, die Spuren weiter zu verfolgen, die Carino’s Andeutung mir zeigte. Jm engen Kerker, umgeben von niedrigen Verbrechern, wie der verworfenſte Landſtreicher behandelt, werd’ ich vergeblich nach
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Zweiundfünfzigſtes Kapitel.
Der Geneſende und die Polizei. — Wie Anton durch ſeine Geſandtſchaft aus
dem Franzöſiſchen wieder zurück in’s Deutſche überſetzt wird. — Letzter Abſchied
von Adele.
Die alten Leute empfingen Anton wieder eben ſo
herzlich, als da er zum Erſtenmale zu ihnen zuruͤck-
gekehrt war. Zugleich dankten ſie voll Erkenntlich-
keit fuͤr die Unterſtuͤtzungen, welche er waͤhrend ſeiner
Krankheit ihnen habe zufließen laſſen. Es war nicht
ſchwer, auch hierin Antonina’s frommes fuͤrſorgendes
Walten zu erkennen; nicht minder ſichtbar zeigte ſich
daſſelbe in ſeinem Kaͤmmerlein, in Kleidung, Waͤſche,
Ordnung und Aufbewahrung ſaͤmmtlicher Papiere.
Ja, Alles dies hab’ ich ihr zu verdanken, ſprach
er; ihrer ſchweſterlichen Liebe. Aber wird es dieſer
wohl auch moͤglich werden, mich aus dieſer Stadt,
aus dieſem Lande zu bringen? Noch immer haͤngt
ein Schwert uͤber meinem Haupte; eine unvorſich-
tige, voreilige Bewegung, die mich, meinen Namens-
tauſch meinem geſetzwidrigen Aufenthalt verraͤth, ....
und es faͤllt; faͤllt, und ſchneidet mir jede Hoffnung
ab, die Spuren weiter zu verfolgen, die Carino’s
Andeutung mir zeigte. Jm engen Kerker, umgeben
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/18>, abgerufen am 26.07.2024.
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