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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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Antons gegenwärtige Stellung so wenig Gelegenheit
darbot, diese seine Liebenswürdigkeit in ihr volles Licht
zu setzen: Diejenigen aus den ländlichen Umgebun-
gen, mit denen sein Verhältniß ihn in Verkehr brachte,
wußten das nicht zu würdigen, was an ihm außer-
ordentlich war; und diejenigen, die befähigt gewesen
wären, ihn zu erkennen, kamen mit dem Geiger des
Herrn Mirabel durchaus nicht in Berührung; sie
begnügten sich, zu sagen: "Aus welchem Wasser muß
doch eine so lächerliche Personage, wie unser alter
Tanzmeister, diesen Musikanten gefischt haben? Der
junge Mensch sieht manchmal d'rein, als ob er jemand
wäre!"

So rückten die Hundstage heran mit ihrer drücken-
den Hitze.

Jean Paul, in, ich weiß nicht welchem, seiner
humoristischen Stillleben, segnet das Andenken des
braven Mannes, der die Schulferien dieser glühenden
Tage erfand, und möchte seinen Schädel küssen. Wir
selbst wissen uns auf den Werth derselben gar wohl
zu besinnen und wenn wir sie, als Schüler, uns ver-
gönnten, so vergönnen wir sie, in reiferen Jahren,
zwiefach den armen, gepeinigten Lehrern. Mirabel
sollte sie nicht genießen. Jm Gegentheil, für ihn

Antons gegenwaͤrtige Stellung ſo wenig Gelegenheit
darbot, dieſe ſeine Liebenswuͤrdigkeit in ihr volles Licht
zu ſetzen: Diejenigen aus den laͤndlichen Umgebun-
gen, mit denen ſein Verhaͤltniß ihn in Verkehr brachte,
wußten das nicht zu wuͤrdigen, was an ihm außer-
ordentlich war; und diejenigen, die befaͤhigt geweſen
waͤren, ihn zu erkennen, kamen mit dem Geiger des
Herrn Mirabel durchaus nicht in Beruͤhrung; ſie
begnuͤgten ſich, zu ſagen: „Aus welchem Waſſer muß
doch eine ſo laͤcherliche Perſonage, wie unſer alter
Tanzmeiſter, dieſen Muſikanten gefiſcht haben? Der
junge Menſch ſieht manchmal d’rein, als ob er jemand
waͤre!“

So ruͤckten die Hundstage heran mit ihrer druͤcken-
den Hitze.

Jean Paul, in, ich weiß nicht welchem, ſeiner
humoriſtiſchen Stillleben, ſegnet das Andenken des
braven Mannes, der die Schulferien dieſer gluͤhenden
Tage erfand, und moͤchte ſeinen Schaͤdel kuͤſſen. Wir
ſelbſt wiſſen uns auf den Werth derſelben gar wohl
zu beſinnen und wenn wir ſie, als Schuͤler, uns ver-
goͤnnten, ſo vergoͤnnen wir ſie, in reiferen Jahren,
zwiefach den armen, gepeinigten Lehrern. Mirabel
ſollte ſie nicht genießen. Jm Gegentheil, fuͤr ihn

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[156/0160] Antons gegenwaͤrtige Stellung ſo wenig Gelegenheit darbot, dieſe ſeine Liebenswuͤrdigkeit in ihr volles Licht zu ſetzen: Diejenigen aus den laͤndlichen Umgebun- gen, mit denen ſein Verhaͤltniß ihn in Verkehr brachte, wußten das nicht zu wuͤrdigen, was an ihm außer- ordentlich war; und diejenigen, die befaͤhigt geweſen waͤren, ihn zu erkennen, kamen mit dem Geiger des Herrn Mirabel durchaus nicht in Beruͤhrung; ſie begnuͤgten ſich, zu ſagen: „Aus welchem Waſſer muß doch eine ſo laͤcherliche Perſonage, wie unſer alter Tanzmeiſter, dieſen Muſikanten gefiſcht haben? Der junge Menſch ſieht manchmal d’rein, als ob er jemand waͤre!“ So ruͤckten die Hundstage heran mit ihrer druͤcken- den Hitze. Jean Paul, in, ich weiß nicht welchem, ſeiner humoriſtiſchen Stillleben, ſegnet das Andenken des braven Mannes, der die Schulferien dieſer gluͤhenden Tage erfand, und moͤchte ſeinen Schaͤdel kuͤſſen. Wir ſelbſt wiſſen uns auf den Werth derſelben gar wohl zu beſinnen und wenn wir ſie, als Schuͤler, uns ver- goͤnnten, ſo vergoͤnnen wir ſie, in reiferen Jahren, zwiefach den armen, gepeinigten Lehrern. Mirabel ſollte ſie nicht genießen. Jm Gegentheil, fuͤr ihn

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/160>, abgerufen am 24.11.2024.