Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.wurde, weil die Gicht sich der alten Finger zu bemäch- "Fänd' ich nur einen Menschen von Bildung und Anton ließ sich's nicht zweimal sagen. Er bot Der Akkord war bald geschlossen. Mirabel gab Diese neue Position wäre von allen bisher behaup- 10*
wurde, weil die Gicht ſich der alten Finger zu bemaͤch- „Faͤnd’ ich nur einen Menſchen von Bildung und Anton ließ ſich’s nicht zweimal ſagen. Er bot Der Akkord war bald geſchloſſen. Mirabel gab Dieſe neue Poſition waͤre von allen bisher behaup- 10*
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wurde, weil die Gicht ſich der alten Finger zu bemaͤch-
tigen drohte.
„Faͤnd’ ich nur einen Menſchen von Bildung und
anſtaͤndigem Benehmen, der mich zu meinen Lektionen
begleitete; denn mit einem Muſikanten von gewoͤhn-
lichem Schlage iſt mir nicht gedient. Franzoͤſiſch muß
er ſprechen, ein Auslaͤnder muß er ſcheinen, ſonſt iſt’s
um mich geſchehen. Jn den Haͤuſern, wo ich unter-
richte, koͤnnen ſie nichts Deutſches brauchen, eben
weil ſie echte Deutſche ſind.“
Anton ließ ſich’s nicht zweimal ſagen. Er bot
ſich zum Geiger dar und verſprach gebrochenes Deutſch.
Hab’ ich Kameele in Gang gebracht, ſagte er zu
ſich ſelbſt, warum ſollt’ ich Herrn Mirabel’s Schuͤle-
rinnen nicht tanzen machen?
Der Akkord war bald geſchloſſen. Mirabel gab
deutlich zu verſtehen, daß er auf die Anmuth ſeines
jungen Muſikers ſichere Hoffnung eines reichen Zu-
wachſes an tanzluſtigen Damen gruͤnde. Sie wurden
einig uͤber ein Dritttheil des Lektion-Geldes, welches
dem Orcheſter zufallen ſolle.
Dieſe neue Poſition waͤre von allen bisher behaup-
teten unbedenklich unſeres Helden bedenklichſte gewor-
den, haͤtte nicht das Erlebniß mit Kaͤſtners Adelheid
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