Anton dies gesehen, fragte er sich: was hätt' ich noch im Elephanten zu schaffen?
Er verließ die Stadt.
Da er die nicht entfernte Grenze seines Vaterlan- des überschritt und sich den üblichen und beliebten Zeremonieen des Visitirens unterwerfen mußte, machte er durch sein Erscheinen den Grenzwächtern Mancherlei zu denken. Sie konnten sich's nicht erklä- ren, wie ein junger Bursch, den man seinem Aeuße- ren nach für einen wohlkonditionirten Handwerksge- sellen halten mußte, zu einem Pariser Legations-Paß von so unumschränkter Dauer gekommen sei? Ein Kontroleur richtete an ihn die halb neugierige, halb amtliche Frage, was er in benachbarter Residenz begonnen, was er dort gesucht habe? Und wie Anton erwiederte, er sei blos deshalb dort gewesen, um den Verfasser von "Wilhelm Meister's Lehrjahren" per- sönlich kennen zu lernen, weil er bei diesem ein neues Buch unter dem Titel: "Anton Hahn's Wander- jahre" bestellen wollen, so sah man ihn zweifelnd an: ob er für einen Wahnsinnigen, oder für den natür- lichen Sohn des Herrn Astor in Amerika gelten solle, welcher letztere sich vorgesetzt habe, von den 145 Mil- lionen Dollar's seines Vaters ein von der Bank
Anton dies geſehen, fragte er ſich: was haͤtt’ ich noch im Elephanten zu ſchaffen?
Er verließ die Stadt.
Da er die nicht entfernte Grenze ſeines Vaterlan- des uͤberſchritt und ſich den uͤblichen und beliebten Zeremonieen des Viſitirens unterwerfen mußte, machte er durch ſein Erſcheinen den Grenzwaͤchtern Mancherlei zu denken. Sie konnten ſich’s nicht erklaͤ- ren, wie ein junger Burſch, den man ſeinem Aeuße- ren nach fuͤr einen wohlkonditionirten Handwerksge- ſellen halten mußte, zu einem Pariſer Legations-Paß von ſo unumſchraͤnkter Dauer gekommen ſei? Ein Kontroleur richtete an ihn die halb neugierige, halb amtliche Frage, was er in benachbarter Reſidenz begonnen, was er dort geſucht habe? Und wie Anton erwiederte, er ſei blos deshalb dort geweſen, um den Verfaſſer von „Wilhelm Meiſter’s Lehrjahren“ per- ſoͤnlich kennen zu lernen, weil er bei dieſem ein neues Buch unter dem Titel: „Anton Hahn’s Wander- jahre“ beſtellen wollen, ſo ſah man ihn zweifelnd an: ob er fuͤr einen Wahnſinnigen, oder fuͤr den natuͤr- lichen Sohn des Herrn Aſtor in Amerika gelten ſolle, welcher letztere ſich vorgeſetzt habe, von den 145 Mil- lionen Dollar’s ſeines Vaters ein von der Bank
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Anton dies geſehen, fragte er ſich: was haͤtt’ ich noch
im Elephanten zu ſchaffen?
Er verließ die Stadt.
Da er die nicht entfernte Grenze ſeines Vaterlan-
des uͤberſchritt und ſich den uͤblichen und beliebten
Zeremonieen des Viſitirens unterwerfen mußte,
machte er durch ſein Erſcheinen den Grenzwaͤchtern
Mancherlei zu denken. Sie konnten ſich’s nicht erklaͤ-
ren, wie ein junger Burſch, den man ſeinem Aeuße-
ren nach fuͤr einen wohlkonditionirten Handwerksge-
ſellen halten mußte, zu einem Pariſer Legations-Paß
von ſo unumſchraͤnkter Dauer gekommen ſei? Ein
Kontroleur richtete an ihn die halb neugierige, halb
amtliche Frage, was er in benachbarter Reſidenz
begonnen, was er dort geſucht habe? Und wie Anton
erwiederte, er ſei blos deshalb dort geweſen, um den
Verfaſſer von „Wilhelm Meiſter’s Lehrjahren“ per-
ſoͤnlich kennen zu lernen, weil er bei dieſem ein neues
Buch unter dem Titel: „Anton Hahn’s Wander-
jahre“ beſtellen wollen, ſo ſah man ihn zweifelnd an:
ob er fuͤr einen Wahnſinnigen, oder fuͤr den natuͤr-
lichen Sohn des Herrn Aſtor in Amerika gelten ſolle,
welcher letztere ſich vorgeſetzt habe, von den 145 Mil-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/147>, abgerufen am 29.06.2024.
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