Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

daß es mich fast verdroß, wieder abziehen zu müssen.
Jch klopfte sogar, fragte, ob sie schon schliefe, und
erhielt keine Antwort. Da fuhr ich wüthend zurück
und quälte mich dann in meinem Bette ab, ohne eine
Stunde zu schlafen. Das Mädel ist doch dumm.
Wenn sie darauf ausgeht, mich um so sicherer zum
heirathen zu bringen, sollte sie sich nicht so spröde
anstellen. Jm Gegentheil: wollte sie sich gar nicht
zieren und sich zeigen, wie's ihr um's Herz ist, hin-
gebend, ohne alle Sperenzien, dann würde ich's viel-
leicht hernach für meine Pflicht halten, sie zum Altare
zu führen. Jetzt mag sie sich eiserne Thüren vor ihr
Schlafgemach schmieden lassen und Schlösser daran
legen, wie vor eine fürstliche Landes-Haupt-Kasse, ich
belästige sie nicht mehr. Jch rede auch nicht mehr mit
ihr und thue überhaupt gar nicht, als ob ich wüßte,
daß sie ein Frauenzimmer ist.

Mag sie's haben!

Was verdirbt sie mir meinen Roman!"


"Sie möchte für's Leben gern, daß ich wieder
mit ihr spräche, mich ihr näherte. Man sieht's ihr
an, sie lauert nur darauf. Aber da kann sie lange
lauern. Nicht eine Silbe.

daß es mich faſt verdroß, wieder abziehen zu muͤſſen.
Jch klopfte ſogar, fragte, ob ſie ſchon ſchliefe, und
erhielt keine Antwort. Da fuhr ich wuͤthend zuruͤck
und quaͤlte mich dann in meinem Bette ab, ohne eine
Stunde zu ſchlafen. Das Maͤdel iſt doch dumm.
Wenn ſie darauf ausgeht, mich um ſo ſicherer zum
heirathen zu bringen, ſollte ſie ſich nicht ſo ſproͤde
anſtellen. Jm Gegentheil: wollte ſie ſich gar nicht
zieren und ſich zeigen, wie’s ihr um’s Herz iſt, hin-
gebend, ohne alle Sperenzien, dann wuͤrde ich’s viel-
leicht hernach fuͤr meine Pflicht halten, ſie zum Altare
zu fuͤhren. Jetzt mag ſie ſich eiſerne Thuͤren vor ihr
Schlafgemach ſchmieden laſſen und Schloͤſſer daran
legen, wie vor eine fuͤrſtliche Landes-Haupt-Kaſſe, ich
belaͤſtige ſie nicht mehr. Jch rede auch nicht mehr mit
ihr und thue uͤberhaupt gar nicht, als ob ich wuͤßte,
daß ſie ein Frauenzimmer iſt.

Mag ſie’s haben!

Was verdirbt ſie mir meinen Roman!“


„Sie moͤchte fuͤr’s Leben gern, daß ich wieder
mit ihr ſpraͤche, mich ihr naͤherte. Man ſieht’s ihr
an, ſie lauert nur darauf. Aber da kann ſie lange
lauern. Nicht eine Silbe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="diaryEntry">
            <p><pb facs="#f0125" n="121"/>
daß es mich fa&#x017F;t verdroß, wieder abziehen zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Jch klopfte &#x017F;ogar, fragte, ob &#x017F;ie &#x017F;chon &#x017F;chliefe, und<lb/>
erhielt keine Antwort. Da fuhr ich wu&#x0364;thend zuru&#x0364;ck<lb/>
und qua&#x0364;lte mich dann in meinem Bette ab, ohne eine<lb/>
Stunde zu &#x017F;chlafen. Das Ma&#x0364;del i&#x017F;t doch dumm.<lb/>
Wenn &#x017F;ie darauf ausgeht, mich um &#x017F;o &#x017F;icherer zum<lb/>
heirathen zu bringen, &#x017F;ollte &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;o &#x017F;pro&#x0364;de<lb/>
an&#x017F;tellen. Jm Gegentheil: wollte &#x017F;ie &#x017F;ich gar nicht<lb/>
zieren und &#x017F;ich zeigen, wie&#x2019;s ihr um&#x2019;s Herz i&#x017F;t, hin-<lb/>
gebend, ohne alle Sperenzien, dann wu&#x0364;rde ich&#x2019;s viel-<lb/>
leicht hernach fu&#x0364;r meine Pflicht halten, &#x017F;ie zum Altare<lb/>
zu fu&#x0364;hren. Jetzt mag &#x017F;ie &#x017F;ich ei&#x017F;erne Thu&#x0364;ren vor ihr<lb/>
Schlafgemach &#x017F;chmieden la&#x017F;&#x017F;en und Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er daran<lb/>
legen, wie vor eine fu&#x0364;r&#x017F;tliche Landes-Haupt-Ka&#x017F;&#x017F;e, ich<lb/>
bela&#x0364;&#x017F;tige &#x017F;ie nicht mehr. Jch rede auch nicht mehr mit<lb/>
ihr und thue u&#x0364;berhaupt gar nicht, als ob ich wu&#x0364;ßte,<lb/>
daß &#x017F;ie ein Frauenzimmer i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Mag &#x017F;ie&#x2019;s haben!</p><lb/>
            <p>Was verdirbt &#x017F;ie mir meinen Roman!&#x201C;</p>
          </div><lb/>
          <div type="diaryEntry">
            <dateline> <hi rendition="#et">Vom 6. Dezember.</hi> </dateline><lb/>
            <p>&#x201E;Sie mo&#x0364;chte fu&#x0364;r&#x2019;s Leben gern, daß ich wieder<lb/>
mit ihr &#x017F;pra&#x0364;che, mich ihr na&#x0364;herte. Man &#x017F;ieht&#x2019;s ihr<lb/>
an, &#x017F;ie lauert nur darauf. Aber da kann &#x017F;ie lange<lb/>
lauern. Nicht eine Silbe.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0125] daß es mich faſt verdroß, wieder abziehen zu muͤſſen. Jch klopfte ſogar, fragte, ob ſie ſchon ſchliefe, und erhielt keine Antwort. Da fuhr ich wuͤthend zuruͤck und quaͤlte mich dann in meinem Bette ab, ohne eine Stunde zu ſchlafen. Das Maͤdel iſt doch dumm. Wenn ſie darauf ausgeht, mich um ſo ſicherer zum heirathen zu bringen, ſollte ſie ſich nicht ſo ſproͤde anſtellen. Jm Gegentheil: wollte ſie ſich gar nicht zieren und ſich zeigen, wie’s ihr um’s Herz iſt, hin- gebend, ohne alle Sperenzien, dann wuͤrde ich’s viel- leicht hernach fuͤr meine Pflicht halten, ſie zum Altare zu fuͤhren. Jetzt mag ſie ſich eiſerne Thuͤren vor ihr Schlafgemach ſchmieden laſſen und Schloͤſſer daran legen, wie vor eine fuͤrſtliche Landes-Haupt-Kaſſe, ich belaͤſtige ſie nicht mehr. Jch rede auch nicht mehr mit ihr und thue uͤberhaupt gar nicht, als ob ich wuͤßte, daß ſie ein Frauenzimmer iſt. Mag ſie’s haben! Was verdirbt ſie mir meinen Roman!“ Vom 6. Dezember. „Sie moͤchte fuͤr’s Leben gern, daß ich wieder mit ihr ſpraͤche, mich ihr naͤherte. Man ſieht’s ihr an, ſie lauert nur darauf. Aber da kann ſie lange lauern. Nicht eine Silbe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/125
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/125>, abgerufen am 26.11.2024.