Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem heiseren durchdringenden Zuruf seines Nachbars: "Herr Landsmann, ich sehe meine Mutter, sie ist bei mir!"
So ist er wenigstens im Traume glücklich, flüsterte Anton.
Des Morgens, wie sie ihm Arzenei reichen woll- ten, fanden ihn die verpflegenden Schwestern todt. Er hatte seine Mutter noch einmal gesehen.
Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar.
Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen, wurde ein Kranker gebracht. Schwester Antonina trug Sorge, daß er in das leere Bett neben Anton gelegt werde. Sie gab diesem zu verstehen, der neue Ankömmling kenne ihn; habe den Wunsch geäußert, mancherlei Mittheilungen zu machen. Bis jetzt sei er in seiner Wohnung verpflegt worden, nachdem jedoch die fromme Schwester die ihn daselbst unter ihrer Aufsicht gehabt, die üblen Umgebungen in jenem Hause geschildert, sei der Transport hierher verfügt worden. Leider nur zu spät; denn die nahe bevorstehende Auflösung lasse sich nicht mehr bezweifeln.
Anton war sehr begierig zu erfahren, welche Mit-
Sie entſchlummerten Beide.
Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem heiſeren durchdringenden Zuruf ſeines Nachbars: „Herr Landsmann, ich ſehe meine Mutter, ſie iſt bei mir!“
So iſt er wenigſtens im Traume gluͤcklich, fluͤſterte Anton.
Des Morgens, wie ſie ihm Arzenei reichen woll- ten, fanden ihn die verpflegenden Schweſtern todt. Er hatte ſeine Mutter noch einmal geſehen.
Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar.
Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen, wurde ein Kranker gebracht. Schweſter Antonina trug Sorge, daß er in das leere Bett neben Anton gelegt werde. Sie gab dieſem zu verſtehen, der neue Ankoͤmmling kenne ihn; habe den Wunſch geaͤußert, mancherlei Mittheilungen zu machen. Bis jetzt ſei er in ſeiner Wohnung verpflegt worden, nachdem jedoch die fromme Schweſter die ihn daſelbſt unter ihrer Aufſicht gehabt, die uͤblen Umgebungen in jenem Hauſe geſchildert, ſei der Transport hierher verfuͤgt worden. Leider nur zu ſpaͤt; denn die nahe bevorſtehende Aufloͤſung laſſe ſich nicht mehr bezweifeln.
Anton war ſehr begierig zu erfahren, welche Mit-
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Sie entſchlummerten Beide.
Jn der Nacht wurde Anton aufgeweckt von einem
heiſeren durchdringenden Zuruf ſeines Nachbars:
„Herr Landsmann, ich ſehe meine Mutter, ſie iſt
bei mir!“
So iſt er wenigſtens im Traume gluͤcklich, fluͤſterte
Anton.
Des Morgens, wie ſie ihm Arzenei reichen woll-
ten, fanden ihn die verpflegenden Schweſtern todt.
Er hatte ſeine Mutter noch einmal geſehen.
Anton blieb einen ganzen Tag ohne Nachbar.
Jn der darauf folgenden Nacht, gegen Morgen,
wurde ein Kranker gebracht. Schweſter Antonina
trug Sorge, daß er in das leere Bett neben Anton
gelegt werde. Sie gab dieſem zu verſtehen, der neue
Ankoͤmmling kenne ihn; habe den Wunſch geaͤußert,
mancherlei Mittheilungen zu machen. Bis jetzt ſei
er in ſeiner Wohnung verpflegt worden, nachdem
jedoch die fromme Schweſter die ihn daſelbſt unter
ihrer Aufſicht gehabt, die uͤblen Umgebungen in
jenem Hauſe geſchildert, ſei der Transport hierher
verfuͤgt worden. Leider nur zu ſpaͤt; denn die nahe
bevorſtehende Aufloͤſung laſſe ſich nicht mehr bezweifeln.
Anton war ſehr begierig zu erfahren, welche Mit-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/12>, abgerufen am 26.07.2024.
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