Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.hübsch. Höchstens neunzehn Jahre. Es ist erstaun- Wenn sie mir nur nicht gar zu zärtlich entgegen- Sie soll mir nur Zeit lassen. Es kann sich mei- Erst muß ich mich acclimatisiren." huͤbſch. Hoͤchſtens neunzehn Jahre. Es iſt erſtaun- Wenn ſie mir nur nicht gar zu zaͤrtlich entgegen- Sie ſoll mir nur Zeit laſſen. Es kann ſich mei- Erſt muß ich mich acclimatiſiren.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0116" n="112"/> huͤbſch. Hoͤchſtens neunzehn Jahre. Es iſt erſtaun-<lb/> lich, wie ein ſolches Maͤdchen das ganze Weſen ſo<lb/> gut in Ordnung erhaͤlt. Sie koͤnnte mir wohl gefallen,<lb/> wenn ich ihr zufaͤllig irgendwo begegnete, ohne ſonſt<lb/> von ihr zu wiſſen. Jetzt iſt ſie mir gleichguͤltig und<lb/> wird es mir auch bleiben, fuͤrcht’ ich, blos weil ich<lb/> weiß, daß ihr Vater ſie mir zur Frau beſtimmt. Der<lb/> Gedanke, daß ich ihr Ehemann werden ſoll, ſtellt ſich<lb/> zwiſchen ſie und mich, wie der große Schornſtein, der<lb/> aus der Kuͤche herauf durch’s Dach fuͤhrt, zwiſchen<lb/> unſern beiden Giebelſtuͤbchen ſteht.</p><lb/> <p>Wenn ſie mir nur nicht gar zu zaͤrtlich entgegen-<lb/> kommt! Das koͤnnte mich in ſchreckliche Verlegenheit<lb/> ſetzen. Solch’ ein armes Maͤdel vom Lande, das<lb/> doch einen Anflug von Bildung beſitzt, oder wenig-<lb/> ſtens eine Ahnung, wie es außer den Bengeln in<lb/> ihrem Dorfe noch andere junge Maͤnner auf Erden<lb/> giebt, muß natuͤrlich Einen, der aus der Fremde<lb/> kommt und einen andern Zuſchnitt hat, mit verliebten<lb/> Augen anſehen.</p><lb/> <p>Sie ſoll mir nur Zeit laſſen. Es kann ſich mei-<lb/> netwegen Alles finden, wenn nun einmal uͤber mich<lb/> verhaͤngt iſt, hier mein Leben zu beſchließen.</p><lb/> <p>Erſt muß ich mich acclimatiſiren.“</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0116]
huͤbſch. Hoͤchſtens neunzehn Jahre. Es iſt erſtaun-
lich, wie ein ſolches Maͤdchen das ganze Weſen ſo
gut in Ordnung erhaͤlt. Sie koͤnnte mir wohl gefallen,
wenn ich ihr zufaͤllig irgendwo begegnete, ohne ſonſt
von ihr zu wiſſen. Jetzt iſt ſie mir gleichguͤltig und
wird es mir auch bleiben, fuͤrcht’ ich, blos weil ich
weiß, daß ihr Vater ſie mir zur Frau beſtimmt. Der
Gedanke, daß ich ihr Ehemann werden ſoll, ſtellt ſich
zwiſchen ſie und mich, wie der große Schornſtein, der
aus der Kuͤche herauf durch’s Dach fuͤhrt, zwiſchen
unſern beiden Giebelſtuͤbchen ſteht.
Wenn ſie mir nur nicht gar zu zaͤrtlich entgegen-
kommt! Das koͤnnte mich in ſchreckliche Verlegenheit
ſetzen. Solch’ ein armes Maͤdel vom Lande, das
doch einen Anflug von Bildung beſitzt, oder wenig-
ſtens eine Ahnung, wie es außer den Bengeln in
ihrem Dorfe noch andere junge Maͤnner auf Erden
giebt, muß natuͤrlich Einen, der aus der Fremde
kommt und einen andern Zuſchnitt hat, mit verliebten
Augen anſehen.
Sie ſoll mir nur Zeit laſſen. Es kann ſich mei-
netwegen Alles finden, wenn nun einmal uͤber mich
verhaͤngt iſt, hier mein Leben zu beſchließen.
Erſt muß ich mich acclimatiſiren.“
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