Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.kehrt, heute hält er seinen Einzug in dem Gebirgs- Ein solcher Uebergang konnte nur durch Vermit- kehrt, heute haͤlt er ſeinen Einzug in dem Gebirgs- Ein ſolcher Uebergang konnte nur durch Vermit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="110"/> kehrt, heute haͤlt er ſeinen Einzug in dem Gebirgs-<lb/> doͤrfchen, allwo ſein Herr und Meiſter — vielleicht<lb/> Schwiegervater — heimiſch iſt; wo Adelheid ihm<lb/> entgegen treten ſoll; wo, wenn anders menſchlichen<lb/> Plaͤnen und Vorausſetzungen zu vertrauen waͤre, ſein<lb/> ruhelos-wandelbares Daſein nach und nach uͤbergehen<lb/> wird in friedfertige Einfoͤrmigkeit des auf kleiner Erd-<lb/> ſcholle vegetirenden Menſchenlebens.</p><lb/> <p>Ein ſolcher Uebergang konnte nur durch Vermit-<lb/> telung der Tochter vom Hauſe ſtattfinden; nur wenn<lb/> Kaͤſtners Wunſch in Erfuͤllung ging, wenn Anton<lb/> Adelheids Gatte wurde, war ihm dieſe kleine Hei-<lb/> math beſchieden. Darum auch duͤrfen wir ihn nicht<lb/> ſchelten, daß er mit geſpannter Ungeduld dem erſten<lb/> Erſehen entgegenharrte. Ueber des „Kindes“ Alter<lb/> war der Vater bis jetzt eben ſo ſtumm geblieben, als<lb/> uͤber ihre etwaigen perſoͤnlichen Vorzuͤge. Er hatte<lb/> ſich begnuͤgt, ihre Wirthſchaftsfuͤhrung zu preiſen,<lb/> ihre Haͤuslichkeit zu ſchildern, die Strenge ihres Re-<lb/> gimentes in helles Licht zu ſtellen. Dadurch entſtand<lb/> in Antons Phantaſie ein greller Umſchlag. Aus dem<lb/> derben, einfachen, doch huͤbſchen und ſanften Land-<lb/> maͤdchen, wie er ſich’s erſt traͤumen wollen, wuchs<lb/> ihm durch des Vaters Schilderungen nach und nach<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0114]
kehrt, heute haͤlt er ſeinen Einzug in dem Gebirgs-
doͤrfchen, allwo ſein Herr und Meiſter — vielleicht
Schwiegervater — heimiſch iſt; wo Adelheid ihm
entgegen treten ſoll; wo, wenn anders menſchlichen
Plaͤnen und Vorausſetzungen zu vertrauen waͤre, ſein
ruhelos-wandelbares Daſein nach und nach uͤbergehen
wird in friedfertige Einfoͤrmigkeit des auf kleiner Erd-
ſcholle vegetirenden Menſchenlebens.
Ein ſolcher Uebergang konnte nur durch Vermit-
telung der Tochter vom Hauſe ſtattfinden; nur wenn
Kaͤſtners Wunſch in Erfuͤllung ging, wenn Anton
Adelheids Gatte wurde, war ihm dieſe kleine Hei-
math beſchieden. Darum auch duͤrfen wir ihn nicht
ſchelten, daß er mit geſpannter Ungeduld dem erſten
Erſehen entgegenharrte. Ueber des „Kindes“ Alter
war der Vater bis jetzt eben ſo ſtumm geblieben, als
uͤber ihre etwaigen perſoͤnlichen Vorzuͤge. Er hatte
ſich begnuͤgt, ihre Wirthſchaftsfuͤhrung zu preiſen,
ihre Haͤuslichkeit zu ſchildern, die Strenge ihres Re-
gimentes in helles Licht zu ſtellen. Dadurch entſtand
in Antons Phantaſie ein greller Umſchlag. Aus dem
derben, einfachen, doch huͤbſchen und ſanften Land-
maͤdchen, wie er ſich’s erſt traͤumen wollen, wuchs
ihm durch des Vaters Schilderungen nach und nach
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