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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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-- da machte der Mann in der grünen Jagd-Pekesche
ihm einen schüchternen Vorschlag in folgender Anrede:

"Sie sind mir so zu sagen zu vornehm, seh'n Sie;
denn ich kann nicht klug werden aus Jhnen, weil Sie
so gelehrt reden, und doch sind Sie eigentlich ein
Korbmacher und sagen, Sie hätten gedient! Da weiß
ich nicht, wie ich mit Jhnen d'ran bin. Aber wenn
Sie sonst wollten, -- denn Pferdeknecht, oder Kutscher
ist wieder 'was Anderes, seh'n Sie. Wer in meinen
Dienst geht, der hat mit Künstlern zu thun. Was
meine Hasen sind, seh'n Sie, das haben Sie gehört;
die Hirsche sind dressirt wie Pferde und meine Pferde
sind so klug, daß ihnen nur die Sprache fehlt. Und
den Johann nehm' ich nicht wieder auf, seh'n Sie;
durchaus nicht. Er ist ein Taugenichts, der Kerl, und
bleibt einer. Jch heiße Kästner, seh'n Sie, von der
b ... schen Grenze. Alle Jahre sechs Monate auf der
Kunstreise und sechs Monate zu Hause. Und junge
Hasen will ich bald wieder haben, das ist Leichtigkeit.
Denn ich gebrauche mehr wie zwei. Einer muß trum-
meln, seh'n Sie, und zwei müssen Schildwach' stehn;
und sie wechseln ab untereinander; das ist alleben die
Kunst, seh'n Sie."

Herr Kästner, antwortete Anton, wie Sie mit

— da machte der Mann in der gruͤnen Jagd-Pekeſche
ihm einen ſchuͤchternen Vorſchlag in folgender Anrede:

„Sie ſind mir ſo zu ſagen zu vornehm, ſeh’n Sie;
denn ich kann nicht klug werden aus Jhnen, weil Sie
ſo gelehrt reden, und doch ſind Sie eigentlich ein
Korbmacher und ſagen, Sie haͤtten gedient! Da weiß
ich nicht, wie ich mit Jhnen d’ran bin. Aber wenn
Sie ſonſt wollten, — denn Pferdeknecht, oder Kutſcher
iſt wieder ’was Anderes, ſeh’n Sie. Wer in meinen
Dienſt geht, der hat mit Kuͤnſtlern zu thun. Was
meine Haſen ſind, ſeh’n Sie, das haben Sie gehoͤrt;
die Hirſche ſind dreſſirt wie Pferde und meine Pferde
ſind ſo klug, daß ihnen nur die Sprache fehlt. Und
den Johann nehm’ ich nicht wieder auf, ſeh’n Sie;
durchaus nicht. Er iſt ein Taugenichts, der Kerl, und
bleibt einer. Jch heiße Kaͤſtner, ſeh’n Sie, von der
b ... ſchen Grenze. Alle Jahre ſechs Monate auf der
Kunſtreiſe und ſechs Monate zu Hauſe. Und junge
Haſen will ich bald wieder haben, das iſt Leichtigkeit.
Denn ich gebrauche mehr wie zwei. Einer muß trum-
meln, ſeh’n Sie, und zwei muͤſſen Schildwach’ ſtehn;
und ſie wechſeln ab untereinander; das iſt alleben die
Kunſt, ſeh’n Sie.“

Herr Kaͤſtner, antwortete Anton, wie Sie mit

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[103/0107] — da machte der Mann in der gruͤnen Jagd-Pekeſche ihm einen ſchuͤchternen Vorſchlag in folgender Anrede: „Sie ſind mir ſo zu ſagen zu vornehm, ſeh’n Sie; denn ich kann nicht klug werden aus Jhnen, weil Sie ſo gelehrt reden, und doch ſind Sie eigentlich ein Korbmacher und ſagen, Sie haͤtten gedient! Da weiß ich nicht, wie ich mit Jhnen d’ran bin. Aber wenn Sie ſonſt wollten, — denn Pferdeknecht, oder Kutſcher iſt wieder ’was Anderes, ſeh’n Sie. Wer in meinen Dienſt geht, der hat mit Kuͤnſtlern zu thun. Was meine Haſen ſind, ſeh’n Sie, das haben Sie gehoͤrt; die Hirſche ſind dreſſirt wie Pferde und meine Pferde ſind ſo klug, daß ihnen nur die Sprache fehlt. Und den Johann nehm’ ich nicht wieder auf, ſeh’n Sie; durchaus nicht. Er iſt ein Taugenichts, der Kerl, und bleibt einer. Jch heiße Kaͤſtner, ſeh’n Sie, von der b ... ſchen Grenze. Alle Jahre ſechs Monate auf der Kunſtreiſe und ſechs Monate zu Hauſe. Und junge Haſen will ich bald wieder haben, das iſt Leichtigkeit. Denn ich gebrauche mehr wie zwei. Einer muß trum- meln, ſeh’n Sie, und zwei muͤſſen Schildwach’ ſtehn; und ſie wechſeln ab untereinander; das iſt alleben die Kunſt, ſeh’n Sie.“ Herr Kaͤſtner, antwortete Anton, wie Sie mit

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/107>, abgerufen am 28.11.2024.