zwungenheit der Gesellschaft nicht hindere). -- Er sprang auf, näherte sich dem anderen Tische und rief den Herren zu: Wie finden Sie das? Hier, mein jugendlicher Patient, der heute im Schauspiel war, nennt mich einen Lügner, weil ich ihm die Versicherung gebe, der Darsteller des Schewa sitze unter uns.
"Wer ist der junge Mensch?" fragten mehrere Stim- men. Antoine war wegen des noch nicht hergestellten Haarwuchses, wie bereits erwähnt, sehr verändert.
Der Kunstreiter Antoine, antwortete der Arzt, mein Pflegling, mein lieber junger Freund, ein braver Bursch; aber daß er auch so albern sein könnte, hätt' ich ihm nicht zugetraut.
"Sie haben mir mitgetheilt, Herr Doktor," begann jetzt Anton, der sich unterdeß gesammelt, "daß in die- sem Kreise, wo der Witz vorherrscht, manchmal Dieser und Jener als Stichblatt dafür herhalten müsse. Sie haben auch gewiß Recht, wenn Sie mich zu den Aermeren an Geist zählen, die in solchem ungleichen Kampfe der leidende Theil zu sein pflegen. Jch unter- werfe mich gern. Nur bitte ich doch, daß Sie es für mich etwas feiner einrichten. Die Schlinge, die man mir jetzt legen will fällt gar zu sehr in die Augen. Der alte Jude von heute Abend hat mich tief bewegt
zwungenheit der Geſellſchaft nicht hindere). — Er ſprang auf, naͤherte ſich dem anderen Tiſche und rief den Herren zu: Wie finden Sie das? Hier, mein jugendlicher Patient, der heute im Schauſpiel war, nennt mich einen Luͤgner, weil ich ihm die Verſicherung gebe, der Darſteller des Schewa ſitze unter uns.
„Wer iſt der junge Menſch?“ fragten mehrere Stim- men. Antoine war wegen des noch nicht hergeſtellten Haarwuchſes, wie bereits erwaͤhnt, ſehr veraͤndert.
Der Kunſtreiter Antoine, antwortete der Arzt, mein Pflegling, mein lieber junger Freund, ein braver Burſch; aber daß er auch ſo albern ſein koͤnnte, haͤtt’ ich ihm nicht zugetraut.
„Sie haben mir mitgetheilt, Herr Doktor,“ begann jetzt Anton, der ſich unterdeß geſammelt, „daß in die- ſem Kreiſe, wo der Witz vorherrſcht, manchmal Dieſer und Jener als Stichblatt dafuͤr herhalten muͤſſe. Sie haben auch gewiß Recht, wenn Sie mich zu den Aermeren an Geiſt zaͤhlen, die in ſolchem ungleichen Kampfe der leidende Theil zu ſein pflegen. Jch unter- werfe mich gern. Nur bitte ich doch, daß Sie es fuͤr mich etwas feiner einrichten. Die Schlinge, die man mir jetzt legen will faͤllt gar zu ſehr in die Augen. Der alte Jude von heute Abend hat mich tief bewegt
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zwungenheit der Geſellſchaft nicht hindere). — Er
ſprang auf, naͤherte ſich dem anderen Tiſche und rief
den Herren zu: Wie finden Sie das? Hier, mein
jugendlicher Patient, der heute im Schauſpiel war,
nennt mich einen Luͤgner, weil ich ihm die Verſicherung
gebe, der Darſteller des Schewa ſitze unter uns.
„Wer iſt der junge Menſch?“ fragten mehrere Stim-
men. Antoine war wegen des noch nicht hergeſtellten
Haarwuchſes, wie bereits erwaͤhnt, ſehr veraͤndert.
Der Kunſtreiter Antoine, antwortete der Arzt,
mein Pflegling, mein lieber junger Freund, ein braver
Burſch; aber daß er auch ſo albern ſein koͤnnte, haͤtt’
ich ihm nicht zugetraut.
„Sie haben mir mitgetheilt, Herr Doktor,“ begann
jetzt Anton, der ſich unterdeß geſammelt, „daß in die-
ſem Kreiſe, wo der Witz vorherrſcht, manchmal Dieſer
und Jener als Stichblatt dafuͤr herhalten muͤſſe. Sie
haben auch gewiß Recht, wenn Sie mich zu den
Aermeren an Geiſt zaͤhlen, die in ſolchem ungleichen
Kampfe der leidende Theil zu ſein pflegen. Jch unter-
werfe mich gern. Nur bitte ich doch, daß Sie es fuͤr
mich etwas feiner einrichten. Die Schlinge, die
man mir jetzt legen will faͤllt gar zu ſehr in die Augen.
Der alte Jude von heute Abend hat mich tief bewegt
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/80>, abgerufen am 25.11.2024.
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