Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste, was diese, in derlei Treiben und Ver-
kehr eingeweihte Dame veranlaßte, war, -- natürlich
von ihrem Gelde, -- der Ankauf eines guten, sicheren
Pferdes, auf welchem der Scholar, als auf seinem
ausschließlichen Eigenthum, üben könne, wann und so
oft er wolle; mit welchem er sich gleichsam einlebe.

Der Furioso besaß ein solches, um so passender
für Anton den Anfänger, als es Jenem zu seinen
eigenen Rasereien nicht wild und feurig genug erschien.
Er gab es willig und billig her. Und Anton begann
seine Studien.

Man erzählt sich von Duport, -- (späterhin
Unternehmer und Direktor der Wiener Hof-Oper, die
er, für seine Person ein wunderlicher Knicker und
Geizhals, im Ganzen und Großen nobel zu führen
verstand), -- wie er aus einem subordinirten Musiker
des Pariser Orchesters durch festen Willen der erste
Tänzer Europa's geworden sei:

Er fragte, während sie einen gerade sehr beliebten
Tänzer accompagnirten, seine Nachbarn an den Pul-
ten, wie viel dieser Mann für jeden Abend, wo er
auftrete wohl empfange? Die bedeutende Summe
ward ihm genannt. Duport legte an diesem Abende
seine Klarinette nieder, mit den Worten: ich will

Das Erſte, was dieſe, in derlei Treiben und Ver-
kehr eingeweihte Dame veranlaßte, war, — natuͤrlich
von ihrem Gelde, — der Ankauf eines guten, ſicheren
Pferdes, auf welchem der Scholar, als auf ſeinem
ausſchließlichen Eigenthum, uͤben koͤnne, wann und ſo
oft er wolle; mit welchem er ſich gleichſam einlebe.

Der Furioſo beſaß ein ſolches, um ſo paſſender
fuͤr Anton den Anfaͤnger, als es Jenem zu ſeinen
eigenen Raſereien nicht wild und feurig genug erſchien.
Er gab es willig und billig her. Und Anton begann
ſeine Studien.

Man erzaͤhlt ſich von Duport, — (ſpaͤterhin
Unternehmer und Direktor der Wiener Hof-Oper, die
er, fuͤr ſeine Perſon ein wunderlicher Knicker und
Geizhals, im Ganzen und Großen nobel zu fuͤhren
verſtand), — wie er aus einem ſubordinirten Muſiker
des Pariſer Orcheſters durch feſten Willen der erſte
Taͤnzer Europa’s geworden ſei:

Er fragte, waͤhrend ſie einen gerade ſehr beliebten
Taͤnzer accompagnirten, ſeine Nachbarn an den Pul-
ten, wie viel dieſer Mann fuͤr jeden Abend, wo er
auftrete wohl empfange? Die bedeutende Summe
ward ihm genannt. Duport legte an dieſem Abende
ſeine Klarinette nieder, mit den Worten: ich will

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0006" n="4"/>
        <p>Das Er&#x017F;te, was die&#x017F;e, in derlei Treiben und Ver-<lb/>
kehr eingeweihte Dame veranlaßte, war, &#x2014; natu&#x0364;rlich<lb/>
von ihrem Gelde, &#x2014; der Ankauf eines guten, &#x017F;icheren<lb/>
Pferdes, auf welchem der Scholar, als auf &#x017F;einem<lb/>
aus&#x017F;chließlichen Eigenthum, u&#x0364;ben ko&#x0364;nne, wann und &#x017F;o<lb/>
oft er wolle; mit welchem er &#x017F;ich gleich&#x017F;am einlebe.</p><lb/>
        <p>Der Furio&#x017F;o be&#x017F;aß ein &#x017F;olches, um &#x017F;o pa&#x017F;&#x017F;ender<lb/>
fu&#x0364;r Anton den Anfa&#x0364;nger, als es Jenem zu &#x017F;einen<lb/>
eigenen Ra&#x017F;ereien nicht wild und feurig genug er&#x017F;chien.<lb/>
Er gab es willig und billig her. Und Anton begann<lb/>
&#x017F;eine Studien.</p><lb/>
        <p>Man erza&#x0364;hlt &#x017F;ich von Duport, &#x2014; (&#x017F;pa&#x0364;terhin<lb/>
Unternehmer und Direktor der Wiener Hof-Oper, die<lb/>
er, fu&#x0364;r &#x017F;eine Per&#x017F;on ein wunderlicher Knicker und<lb/>
Geizhals, im Ganzen und Großen nobel zu fu&#x0364;hren<lb/>
ver&#x017F;tand), &#x2014; wie er aus einem &#x017F;ubordinirten Mu&#x017F;iker<lb/>
des Pari&#x017F;er Orche&#x017F;ters durch fe&#x017F;ten Willen der er&#x017F;te<lb/>
Ta&#x0364;nzer Europa&#x2019;s geworden &#x017F;ei:</p><lb/>
        <p>Er fragte, wa&#x0364;hrend &#x017F;ie einen gerade &#x017F;ehr beliebten<lb/>
Ta&#x0364;nzer accompagnirten, &#x017F;eine Nachbarn an den Pul-<lb/>
ten, wie viel die&#x017F;er Mann fu&#x0364;r jeden Abend, wo er<lb/>
auftrete wohl empfange? Die bedeutende Summe<lb/>
ward ihm genannt. Duport legte an die&#x017F;em Abende<lb/>
&#x017F;eine Klarinette nieder, mit den Worten: ich will<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0006] Das Erſte, was dieſe, in derlei Treiben und Ver- kehr eingeweihte Dame veranlaßte, war, — natuͤrlich von ihrem Gelde, — der Ankauf eines guten, ſicheren Pferdes, auf welchem der Scholar, als auf ſeinem ausſchließlichen Eigenthum, uͤben koͤnne, wann und ſo oft er wolle; mit welchem er ſich gleichſam einlebe. Der Furioſo beſaß ein ſolches, um ſo paſſender fuͤr Anton den Anfaͤnger, als es Jenem zu ſeinen eigenen Raſereien nicht wild und feurig genug erſchien. Er gab es willig und billig her. Und Anton begann ſeine Studien. Man erzaͤhlt ſich von Duport, — (ſpaͤterhin Unternehmer und Direktor der Wiener Hof-Oper, die er, fuͤr ſeine Perſon ein wunderlicher Knicker und Geizhals, im Ganzen und Großen nobel zu fuͤhren verſtand), — wie er aus einem ſubordinirten Muſiker des Pariſer Orcheſters durch feſten Willen der erſte Taͤnzer Europa’s geworden ſei: Er fragte, waͤhrend ſie einen gerade ſehr beliebten Taͤnzer accompagnirten, ſeine Nachbarn an den Pul- ten, wie viel dieſer Mann fuͤr jeden Abend, wo er auftrete wohl empfange? Die bedeutende Summe ward ihm genannt. Duport legte an dieſem Abende ſeine Klarinette nieder, mit den Worten: ich will

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/6
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/6>, abgerufen am 24.11.2024.