fahrenes Kind. Sie wissen nicht, -- (und woher sollten Sie es wissen?) -- daß Gott Weiber schuf, die gemißhandelt sein wollen; die keine Ruhe finden, kein dauerndes Glück an der Seite eines treuen, ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen Faust fühlen müssen, gerade wie unser großer Tiger, der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieser ihn oft halb todt schlug mit einer eisernen Stange.
Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn, -- an den Apfel, -- an den Bradipus Ursinus -- an meinen zerbrochenen Sonnenschirm?? ... Mein hübscher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!? Gott der Götter, war er dumm! Nun, etwas klüger ist er jetzt; aber das kam mir theuer zu stehen; -- oder vielleicht meiner Mutter. Die schöne Menagerie!
Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht für schlecht. Jch bin ein Weib -- voila tout Laura A.
Koko grüßt und dankt noch einmal seinem Retter aus den Schnäbeln der Krähen."
fahrenes Kind. Sie wiſſen nicht, — (und woher ſollten Sie es wiſſen?) — daß Gott Weiber ſchuf, die gemißhandelt ſein wollen; die keine Ruhe finden, kein dauerndes Gluͤck an der Seite eines treuen, ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen Fauſt fuͤhlen muͤſſen, gerade wie unſer großer Tiger, der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieſer ihn oft halb todt ſchlug mit einer eiſernen Stange.
Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn, — an den Apfel, — an den Bradipus Urſinus — an meinen zerbrochenen Sonnenſchirm?? ... Mein huͤbſcher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!? Gott der Goͤtter, war er dumm! Nun, etwas kluͤger iſt er jetzt; aber das kam mir theuer zu ſtehen; — oder vielleicht meiner Mutter. Die ſchoͤne Menagerie!
Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht fuͤr ſchlecht. Jch bin ein Weib — voila tout Laura A.
Koko gruͤßt und dankt noch einmal ſeinem Retter aus den Schnaͤbeln der Kraͤhen.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0056"n="54"/>
fahrenes Kind. Sie wiſſen nicht, — (und woher<lb/>ſollten Sie es wiſſen?) — daß Gott Weiber ſchuf,<lb/>
die gemißhandelt ſein <hirendition="#g">wollen;</hi> die keine Ruhe finden,<lb/>
kein dauerndes Gluͤck an der Seite eines treuen,<lb/>
ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen<lb/>
Fauſt fuͤhlen muͤſſen, gerade wie unſer großer Tiger,<lb/>
der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieſer ihn<lb/>
oft halb todt ſchlug mit einer eiſernen Stange.</p><lb/><p>Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn,<lb/>— an den Apfel, — an den Bradipus Urſinus —<lb/>
an meinen zerbrochenen Sonnenſchirm?? ... Mein<lb/>
huͤbſcher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!?<lb/>
Gott der Goͤtter, war er dumm! Nun, etwas kluͤger<lb/>
iſt er jetzt; aber das kam mir theuer zu ſtehen; —<lb/>
oder vielleicht meiner Mutter. Die ſchoͤne Menagerie!</p><lb/><p>Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht fuͤr ſchlecht.<lb/>
Jch bin ein Weib —<hirendition="#aq">voila tout</hi><lb/><hirendition="#et">Laura A.</hi></p><lb/><p>Koko gruͤßt und dankt noch einmal ſeinem Retter<lb/>
aus den Schnaͤbeln der Kraͤhen.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></text></TEI>
[54/0056]
fahrenes Kind. Sie wiſſen nicht, — (und woher
ſollten Sie es wiſſen?) — daß Gott Weiber ſchuf,
die gemißhandelt ſein wollen; die keine Ruhe finden,
kein dauerndes Gluͤck an der Seite eines treuen,
ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen
Fauſt fuͤhlen muͤſſen, gerade wie unſer großer Tiger,
der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieſer ihn
oft halb todt ſchlug mit einer eiſernen Stange.
Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn,
— an den Apfel, — an den Bradipus Urſinus —
an meinen zerbrochenen Sonnenſchirm?? ... Mein
huͤbſcher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!?
Gott der Goͤtter, war er dumm! Nun, etwas kluͤger
iſt er jetzt; aber das kam mir theuer zu ſtehen; —
oder vielleicht meiner Mutter. Die ſchoͤne Menagerie!
Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht fuͤr ſchlecht.
Jch bin ein Weib — voila tout
Laura A.
Koko gruͤßt und dankt noch einmal ſeinem Retter
aus den Schnaͤbeln der Kraͤhen.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/56>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.