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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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fahrenes Kind. Sie wissen nicht, -- (und woher
sollten Sie es wissen?) -- daß Gott Weiber schuf,
die gemißhandelt sein wollen; die keine Ruhe finden,
kein dauerndes Glück an der Seite eines treuen,
ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen
Faust fühlen müssen, gerade wie unser großer Tiger,
der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieser ihn
oft halb todt schlug mit einer eisernen Stange.

Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn,
-- an den Apfel, -- an den Bradipus Ursinus --
an meinen zerbrochenen Sonnenschirm?? ... Mein
hübscher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!?
Gott der Götter, war er dumm! Nun, etwas klüger
ist er jetzt; aber das kam mir theuer zu stehen; --
oder vielleicht meiner Mutter. Die schöne Menagerie!

Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht für schlecht.
Jch bin ein Weib -- voila tout
Laura A.

Koko grüßt und dankt noch einmal seinem Retter
aus den Schnäbeln der Krähen."



fahrenes Kind. Sie wiſſen nicht, — (und woher
ſollten Sie es wiſſen?) — daß Gott Weiber ſchuf,
die gemißhandelt ſein wollen; die keine Ruhe finden,
kein dauerndes Gluͤck an der Seite eines treuen,
ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen
Fauſt fuͤhlen muͤſſen, gerade wie unſer großer Tiger,
der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieſer ihn
oft halb todt ſchlug mit einer eiſernen Stange.

Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn,
— an den Apfel, — an den Bradipus Urſinus —
an meinen zerbrochenen Sonnenſchirm?? ... Mein
huͤbſcher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!?
Gott der Goͤtter, war er dumm! Nun, etwas kluͤger
iſt er jetzt; aber das kam mir theuer zu ſtehen; —
oder vielleicht meiner Mutter. Die ſchoͤne Menagerie!

Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht fuͤr ſchlecht.
Jch bin ein Weib — voila tout
Laura A.

Koko gruͤßt und dankt noch einmal ſeinem Retter
aus den Schnaͤbeln der Kraͤhen.“



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[54/0056] fahrenes Kind. Sie wiſſen nicht, — (und woher ſollten Sie es wiſſen?) — daß Gott Weiber ſchuf, die gemißhandelt ſein wollen; die keine Ruhe finden, kein dauerndes Gluͤck an der Seite eines treuen, ergebenen, untergebenen Liebhabers; die des Tyrannen Fauſt fuͤhlen muͤſſen, gerade wie unſer großer Tiger, der nur gegen Pierre nachgiebig war, weil dieſer ihn oft halb todt ſchlug mit einer eiſernen Stange. Apropos vom Tiger: Denken Sie noch an ihn, — an den Apfel, — an den Bradipus Urſinus — an meinen zerbrochenen Sonnenſchirm?? ... Mein huͤbſcher, kleiner Antoine; waren Sie damals dumm!? Gott der Goͤtter, war er dumm! Nun, etwas kluͤger iſt er jetzt; aber das kam mir theuer zu ſtehen; — oder vielleicht meiner Mutter. Die ſchoͤne Menagerie! Jetzt adieu, Antoine! Halte mich nicht fuͤr ſchlecht. Jch bin ein Weib — voila tout Laura A. Koko gruͤßt und dankt noch einmal ſeinem Retter aus den Schnaͤbeln der Kraͤhen.“

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/56>, abgerufen am 27.11.2024.