Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

erwiderte eine noch ältere, daß Herr Guillaume daran
dächte, seine Truppe aufzufrischen. Seine besseren
Reiter sind sämmtlich über die Jahre hinaus und seine
jüngeren sind Kinder. Dieser Antoine kommt aus
Paris? äußerte eine Dritte; nous verrons?!

Ehe wir ihn selbst erscheinen lassen, müssen wir
doch erfahren, was mit ihm geschah, seitdem wir uns
von ihm und Laura in M. getrennt haben.

Sie hatten Guillaume bald in D. erreicht, wo er
"brillante Geschäfte" machte und in bester Laune
lebte. Anton wurde freundlich empfangen und als
er mit seinem Plane herausrückte, dem er durch Vio-
linenbegleitung melodramatische Wirkung einhauchte,
ging der Direktor gern darauf ein; doch konnte er die
Bemerkung nicht unterdrücken, daß der junge Herr
nicht so rasch zum Ziele gelangen werde, als er sich's
einbilde. Jhr seid wohl jung, mein lieber Antoine,
sprach er, doch seid ihr eben ein junger Mann, kein
Knabe mehr. Jn eurem Alter, bei eurer Größe, bei
eurer Kraft, Eigenschaften die euch trefflich zu Stat-
ten kommen, ein guter Stallmeister zu werden, dürft'
es euch schwer genug fallen, als Kunstreiter nachzu-
holen, was unsere kleinen Jungen im zehnten Jahre
spielend machen. Doch Wille und Muth besiegen

erwiderte eine noch aͤltere, daß Herr Guillaume daran
daͤchte, ſeine Truppe aufzufriſchen. Seine beſſeren
Reiter ſind ſaͤmmtlich uͤber die Jahre hinaus und ſeine
juͤngeren ſind Kinder. Dieſer Antoine kommt aus
Paris? aͤußerte eine Dritte; nous verrons?!

Ehe wir ihn ſelbſt erſcheinen laſſen, muͤſſen wir
doch erfahren, was mit ihm geſchah, ſeitdem wir uns
von ihm und Laura in M. getrennt haben.

Sie hatten Guillaume bald in D. erreicht, wo er
„brillante Geſchaͤfte“ machte und in beſter Laune
lebte. Anton wurde freundlich empfangen und als
er mit ſeinem Plane herausruͤckte, dem er durch Vio-
linenbegleitung melodramatiſche Wirkung einhauchte,
ging der Direktor gern darauf ein; doch konnte er die
Bemerkung nicht unterdruͤcken, daß der junge Herr
nicht ſo raſch zum Ziele gelangen werde, als er ſich’s
einbilde. Jhr ſeid wohl jung, mein lieber Antoine,
ſprach er, doch ſeid ihr eben ein junger Mann, kein
Knabe mehr. Jn eurem Alter, bei eurer Groͤße, bei
eurer Kraft, Eigenſchaften die euch trefflich zu Stat-
ten kommen, ein guter Stallmeiſter zu werden, duͤrft’
es euch ſchwer genug fallen, als Kunſtreiter nachzu-
holen, was unſere kleinen Jungen im zehnten Jahre
ſpielend machen. Doch Wille und Muth beſiegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0004" n="2"/>
erwiderte eine noch a&#x0364;ltere, daß Herr Guillaume daran<lb/>
da&#x0364;chte, &#x017F;eine Truppe aufzufri&#x017F;chen. Seine be&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Reiter &#x017F;ind &#x017F;a&#x0364;mmtlich u&#x0364;ber die Jahre hinaus und &#x017F;eine<lb/>
ju&#x0364;ngeren &#x017F;ind Kinder. Die&#x017F;er Antoine kommt aus<lb/>
Paris? a&#x0364;ußerte eine Dritte; <hi rendition="#aq">nous verrons?!</hi></p><lb/>
        <p>Ehe wir ihn &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;en, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
doch erfahren, was mit ihm ge&#x017F;chah, &#x017F;eitdem wir uns<lb/>
von ihm und Laura in M. getrennt haben.</p><lb/>
        <p>Sie hatten Guillaume bald in D. erreicht, wo er<lb/>
&#x201E;brillante Ge&#x017F;cha&#x0364;fte&#x201C; machte und in be&#x017F;ter Laune<lb/>
lebte. Anton wurde freundlich empfangen und als<lb/>
er mit &#x017F;einem Plane herausru&#x0364;ckte, dem er durch Vio-<lb/>
linenbegleitung melodramati&#x017F;che Wirkung einhauchte,<lb/>
ging der Direktor gern darauf ein; doch konnte er die<lb/>
Bemerkung nicht unterdru&#x0364;cken, daß der junge Herr<lb/>
nicht &#x017F;o ra&#x017F;ch zum Ziele gelangen werde, als er &#x017F;ich&#x2019;s<lb/>
einbilde. Jhr &#x017F;eid wohl jung, mein lieber Antoine,<lb/>
&#x017F;prach er, doch &#x017F;eid ihr eben ein junger <hi rendition="#g">Mann,</hi> kein<lb/>
Knabe mehr. Jn eurem Alter, bei eurer Gro&#x0364;ße, bei<lb/>
eurer Kraft, Eigen&#x017F;chaften die euch trefflich zu Stat-<lb/>
ten kommen, ein guter Stallmei&#x017F;ter zu werden, du&#x0364;rft&#x2019;<lb/>
es euch &#x017F;chwer genug fallen, als Kun&#x017F;treiter nachzu-<lb/>
holen, was un&#x017F;ere kleinen Jungen im zehnten Jahre<lb/>
&#x017F;pielend machen. Doch Wille und Muth be&#x017F;iegen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0004] erwiderte eine noch aͤltere, daß Herr Guillaume daran daͤchte, ſeine Truppe aufzufriſchen. Seine beſſeren Reiter ſind ſaͤmmtlich uͤber die Jahre hinaus und ſeine juͤngeren ſind Kinder. Dieſer Antoine kommt aus Paris? aͤußerte eine Dritte; nous verrons?! Ehe wir ihn ſelbſt erſcheinen laſſen, muͤſſen wir doch erfahren, was mit ihm geſchah, ſeitdem wir uns von ihm und Laura in M. getrennt haben. Sie hatten Guillaume bald in D. erreicht, wo er „brillante Geſchaͤfte“ machte und in beſter Laune lebte. Anton wurde freundlich empfangen und als er mit ſeinem Plane herausruͤckte, dem er durch Vio- linenbegleitung melodramatiſche Wirkung einhauchte, ging der Direktor gern darauf ein; doch konnte er die Bemerkung nicht unterdruͤcken, daß der junge Herr nicht ſo raſch zum Ziele gelangen werde, als er ſich’s einbilde. Jhr ſeid wohl jung, mein lieber Antoine, ſprach er, doch ſeid ihr eben ein junger Mann, kein Knabe mehr. Jn eurem Alter, bei eurer Groͤße, bei eurer Kraft, Eigenſchaften die euch trefflich zu Stat- ten kommen, ein guter Stallmeiſter zu werden, duͤrft’ es euch ſchwer genug fallen, als Kunſtreiter nachzu- holen, was unſere kleinen Jungen im zehnten Jahre ſpielend machen. Doch Wille und Muth beſiegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/4
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/4>, abgerufen am 23.11.2024.