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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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und über den unseligen Frühling hinaus gelangen,
dessen lauer Blüthenduft Bärbels wildeste Lockungen
und Leidenschaften hervorrief. So fessellos tobte die
Gluth dieses verführerischen Weibes, daß sogar die
ihr fast zur zweiten Natur gewordene schlaue Beson-
nenheit unterlag; daß sie es nicht mehr der Mühe
werth hielt, listige Ränke zu ersinnen, wie dieselben
Theodor bisher in seinem Köhlerglauben bestärkt
hatten. Mag er es endlich begreifen, der hochweise
Schwachkopf, höhnte sie; was will er einwenden?
Was will er unternehmen? Er muß ja doch ducken;
er kann ja doch nicht von mir los! Er bleibt ja doch
mein Sklave!

Anton, dem Theodors eifersüchtige Unruhe und
Bangigkeit nicht entging, vermied den Betrogenen,
wo dies nur irgend thunlich war. Dagegen nahm
jetzt Bärbel keine Rücksicht mehr, die Wohnung in
der Straße d'Enfer zu besuchen; und zwar als
Mann gekleidet, wie wir sie schon früher in Onkel
Nasus Schloß gesehen.

"Aus der Spiel-Hölle in die Liebes-Hölle!"
pflegte sie jedesmal bei ihrem Eintritt auszurufen.

Begreiflicher Weise nahm sie mit ihren unersätt-
lichen Forderungen jeder Art Anton's ganzes Dasein

und uͤber den unſeligen Fruͤhling hinaus gelangen,
deſſen lauer Bluͤthenduft Baͤrbels wildeſte Lockungen
und Leidenſchaften hervorrief. So feſſellos tobte die
Gluth dieſes verfuͤhreriſchen Weibes, daß ſogar die
ihr faſt zur zweiten Natur gewordene ſchlaue Beſon-
nenheit unterlag; daß ſie es nicht mehr der Muͤhe
werth hielt, liſtige Raͤnke zu erſinnen, wie dieſelben
Theodor bisher in ſeinem Koͤhlerglauben beſtaͤrkt
hatten. Mag er es endlich begreifen, der hochweiſe
Schwachkopf, hoͤhnte ſie; was will er einwenden?
Was will er unternehmen? Er muß ja doch ducken;
er kann ja doch nicht von mir los! Er bleibt ja doch
mein Sklave!

Anton, dem Theodors eiferſuͤchtige Unruhe und
Bangigkeit nicht entging, vermied den Betrogenen,
wo dies nur irgend thunlich war. Dagegen nahm
jetzt Baͤrbel keine Ruͤckſicht mehr, die Wohnung in
der Straße d’Enfer zu beſuchen; und zwar als
Mann gekleidet, wie wir ſie ſchon fruͤher in Onkel
Naſus Schloß geſehen.

„Aus der Spiel-Hoͤlle in die Liebes-Hoͤlle!“
pflegte ſie jedesmal bei ihrem Eintritt auszurufen.

Begreiflicher Weiſe nahm ſie mit ihren unerſaͤtt-
lichen Forderungen jeder Art Anton’s ganzes Daſein

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[312/0314] und uͤber den unſeligen Fruͤhling hinaus gelangen, deſſen lauer Bluͤthenduft Baͤrbels wildeſte Lockungen und Leidenſchaften hervorrief. So feſſellos tobte die Gluth dieſes verfuͤhreriſchen Weibes, daß ſogar die ihr faſt zur zweiten Natur gewordene ſchlaue Beſon- nenheit unterlag; daß ſie es nicht mehr der Muͤhe werth hielt, liſtige Raͤnke zu erſinnen, wie dieſelben Theodor bisher in ſeinem Koͤhlerglauben beſtaͤrkt hatten. Mag er es endlich begreifen, der hochweiſe Schwachkopf, hoͤhnte ſie; was will er einwenden? Was will er unternehmen? Er muß ja doch ducken; er kann ja doch nicht von mir los! Er bleibt ja doch mein Sklave! Anton, dem Theodors eiferſuͤchtige Unruhe und Bangigkeit nicht entging, vermied den Betrogenen, wo dies nur irgend thunlich war. Dagegen nahm jetzt Baͤrbel keine Ruͤckſicht mehr, die Wohnung in der Straße d’Enfer zu beſuchen; und zwar als Mann gekleidet, wie wir ſie ſchon fruͤher in Onkel Naſus Schloß geſehen. „Aus der Spiel-Hoͤlle in die Liebes-Hoͤlle!“ pflegte ſie jedesmal bei ihrem Eintritt auszurufen. Begreiflicher Weiſe nahm ſie mit ihren unerſaͤtt- lichen Forderungen jeder Art Anton’s ganzes Daſein

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/314>, abgerufen am 25.11.2024.