det, er sei ihr Kompagnon; den sie auch wirklich, wenn es die Börsen Anderer, sogenannter "Lämmer" galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo- durch sie seiner albernen Eitelkeit schmeichelten. Doch dieses nur, um ihm später noch bedeutendere wieder abzunehmen, sobald sie "unter sich" waren und ein kleines freundschaftliches Spiel zur Erholung vom "ernsten Geschäft" spielten.
Wie weit Bärbel die Wahrheit durchschaute, wissen wir nicht. Jhr genügte daran, mit beiden Händen im Golde zu wühlen, jede ihrer kostbaren Launen befriedigen zu können.
Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war, bekümmerte sie sich um gar nichts mehr, als nur um fein-ersonnene Gelegenheiten, so oft wie möglich mit ihm allein zu sein, wär' es auch nur auf Viertelstun- den, und versäumte von nun an nichts bei Theodor, was weibliche List erfinden mag, einen betrogenen Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.
Anton, durch neue Genüsse, durch ungewöhnten Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt, ließ auch sein Selbstbewußtsein schlummern. Manch- mal wohl überkam ihn eine Ahnung von der Schmach solches Daseins, -- doch es blieb bei der Ahnung;
det, er ſei ihr Kompagnon; den ſie auch wirklich, wenn es die Boͤrſen Anderer, ſogenannter „Laͤmmer“ galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo- durch ſie ſeiner albernen Eitelkeit ſchmeichelten. Doch dieſes nur, um ihm ſpaͤter noch bedeutendere wieder abzunehmen, ſobald ſie „unter ſich“ waren und ein kleines freundſchaftliches Spiel zur Erholung vom „ernſten Geſchaͤft“ ſpielten.
Wie weit Baͤrbel die Wahrheit durchſchaute, wiſſen wir nicht. Jhr genuͤgte daran, mit beiden Haͤnden im Golde zu wuͤhlen, jede ihrer koſtbaren Launen befriedigen zu koͤnnen.
Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war, bekuͤmmerte ſie ſich um gar nichts mehr, als nur um fein-erſonnene Gelegenheiten, ſo oft wie moͤglich mit ihm allein zu ſein, waͤr’ es auch nur auf Viertelſtun- den, und verſaͤumte von nun an nichts bei Theodor, was weibliche Liſt erfinden mag, einen betrogenen Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.
Anton, durch neue Genuͤſſe, durch ungewoͤhnten Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt, ließ auch ſein Selbſtbewußtſein ſchlummern. Manch- mal wohl uͤberkam ihn eine Ahnung von der Schmach ſolches Daſeins, — doch es blieb bei der Ahnung;
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0303"n="301"/>
det, er ſei ihr Kompagnon; den ſie auch wirklich,<lb/>
wenn es die Boͤrſen Anderer, ſogenannter „Laͤmmer“<lb/>
galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo-<lb/>
durch ſie ſeiner albernen Eitelkeit ſchmeichelten. Doch<lb/>
dieſes nur, um ihm ſpaͤter noch bedeutendere wieder<lb/>
abzunehmen, ſobald ſie „unter ſich“ waren und ein<lb/>
kleines freundſchaftliches Spiel zur Erholung vom<lb/>„ernſten Geſchaͤft“ſpielten.</p><lb/><p>Wie weit Baͤrbel die Wahrheit durchſchaute,<lb/>
wiſſen wir nicht. Jhr genuͤgte daran, mit beiden<lb/>
Haͤnden im Golde zu wuͤhlen, jede ihrer koſtbaren<lb/>
Launen befriedigen zu koͤnnen.</p><lb/><p>Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war,<lb/>
bekuͤmmerte ſie ſich um gar nichts mehr, als nur um<lb/>
fein-erſonnene Gelegenheiten, ſo oft wie moͤglich mit<lb/>
ihm allein zu ſein, waͤr’ es auch nur auf Viertelſtun-<lb/>
den, und verſaͤumte von nun an nichts bei Theodor,<lb/>
was weibliche Liſt erfinden mag, einen betrogenen<lb/>
Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.</p><lb/><p>Anton, durch neue Genuͤſſe, durch ungewoͤhnten<lb/>
Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt,<lb/>
ließ auch ſein Selbſtbewußtſein ſchlummern. Manch-<lb/>
mal wohl uͤberkam ihn eine Ahnung von der Schmach<lb/>ſolches Daſeins, — doch es blieb bei der Ahnung;<lb/></p></div></body></text></TEI>
[301/0303]
det, er ſei ihr Kompagnon; den ſie auch wirklich,
wenn es die Boͤrſen Anderer, ſogenannter „Laͤmmer“
galt, bedeutende Summen mitgewinnen ließen, wo-
durch ſie ſeiner albernen Eitelkeit ſchmeichelten. Doch
dieſes nur, um ihm ſpaͤter noch bedeutendere wieder
abzunehmen, ſobald ſie „unter ſich“ waren und ein
kleines freundſchaftliches Spiel zur Erholung vom
„ernſten Geſchaͤft“ ſpielten.
Wie weit Baͤrbel die Wahrheit durchſchaute,
wiſſen wir nicht. Jhr genuͤgte daran, mit beiden
Haͤnden im Golde zu wuͤhlen, jede ihrer koſtbaren
Launen befriedigen zu koͤnnen.
Seitdem nun endlich Anton der Jhrige war,
bekuͤmmerte ſie ſich um gar nichts mehr, als nur um
fein-erſonnene Gelegenheiten, ſo oft wie moͤglich mit
ihm allein zu ſein, waͤr’ es auch nur auf Viertelſtun-
den, und verſaͤumte von nun an nichts bei Theodor,
was weibliche Liſt erfinden mag, einen betrogenen
Mann in dauernder Blindheit zu erhalten.
Anton, durch neue Genuͤſſe, durch ungewoͤhnten
Luxus, durch Ueberfluß und Ueppigkeit eingewiegt,
ließ auch ſein Selbſtbewußtſein ſchlummern. Manch-
mal wohl uͤberkam ihn eine Ahnung von der Schmach
ſolches Daſeins, — doch es blieb bei der Ahnung;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/303>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.