Anton's Schutzgeist regt die Fittige, vermag aber noch nicht, sie zu entfalten, weil Bärbels Bande zu fest sind.
Die meisten Spieler von Profession, mögen sie noch so erpicht sein auf baaren Gewinn; mögen sie schäbigen Wucherern gleich, oder hungernden Geiz hälsen, sich am Glanze des Goldes letzen, sind mehr oder weniger doch Verschwender, Schwelger, Schlem- mer, jeder frivolen Laune des Augenbiicks fröhnend. Selten findet sich einer, der schlau genug berechnete, seiner Zukunft zu gedenken und wenigstens etwas von dem mit Todesschweißen und Angstblut befleckten Raube in Sicherheit zu bringen. Ein solcher gehörte zu Theodors Umgebung. Der größte Theil der Summen, die letzterer verlor, -- denn durch große Verluste erkaufte seine Thorheit das beklagenswerthe Glück, mit Rittern vom Stegereife durch Dick und Dünn reiten zu dürfen, -- wanderte in die tiefen Taschen des Herrn von Zwack; unter seines Gleichen nur der "Wohlthäter" geheißen. Diesen tugendhaf- ten Beinamen verdankte er seiner Herzlosigkeit; der eisigen Kälte und Grausamkeit, womit er die Ver- zweiflung unglücklicher Schlachtopfer zu belächeln
Siebenundvierzigſtes Kapitel.
Anton’s Schutzgeiſt regt die Fittige, vermag aber noch nicht, ſie zu entfalten, weil Bärbels Bande zu feſt ſind.
Die meiſten Spieler von Profeſſion, moͤgen ſie noch ſo erpicht ſein auf baaren Gewinn; moͤgen ſie ſchaͤbigen Wucherern gleich, oder hungernden Geiz haͤlſen, ſich am Glanze des Goldes letzen, ſind mehr oder weniger doch Verſchwender, Schwelger, Schlem- mer, jeder frivolen Laune des Augenbiicks froͤhnend. Selten findet ſich einer, der ſchlau genug berechnete, ſeiner Zukunft zu gedenken und wenigſtens etwas von dem mit Todesſchweißen und Angſtblut befleckten Raube in Sicherheit zu bringen. Ein ſolcher gehoͤrte zu Theodors Umgebung. Der groͤßte Theil der Summen, die letzterer verlor, — denn durch große Verluſte erkaufte ſeine Thorheit das beklagenswerthe Gluͤck, mit Rittern vom Stegereife durch Dick und Duͤnn reiten zu duͤrfen, — wanderte in die tiefen Taſchen des Herrn von Zwack; unter ſeines Gleichen nur der „Wohlthaͤter“ geheißen. Dieſen tugendhaf- ten Beinamen verdankte er ſeiner Herzloſigkeit; der eiſigen Kaͤlte und Grauſamkeit, womit er die Ver- zweiflung ungluͤcklicher Schlachtopfer zu belaͤcheln
<TEI><text><body><pbfacs="#f0301"n="299"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Siebenundvierzigſtes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Anton’s Schutzgeiſt regt die Fittige, vermag aber noch nicht, ſie zu entfalten,<lb/>
weil Bärbels Bande zu feſt ſind.</hi></p></argument><lb/><p>Die meiſten Spieler von Profeſſion, moͤgen ſie<lb/>
noch ſo erpicht ſein auf baaren Gewinn; moͤgen ſie<lb/>ſchaͤbigen Wucherern gleich, oder hungernden Geiz<lb/>
haͤlſen, ſich am Glanze des Goldes letzen, ſind mehr<lb/>
oder weniger doch Verſchwender, Schwelger, Schlem-<lb/>
mer, jeder frivolen Laune des Augenbiicks froͤhnend.<lb/>
Selten findet ſich einer, der ſchlau genug berechnete,<lb/>ſeiner Zukunft zu gedenken und wenigſtens etwas von<lb/>
dem mit Todesſchweißen und Angſtblut befleckten<lb/>
Raube in Sicherheit zu bringen. <hirendition="#g">Ein</hi>ſolcher gehoͤrte<lb/>
zu Theodors Umgebung. Der groͤßte Theil der<lb/>
Summen, die letzterer verlor, — denn durch große<lb/>
Verluſte erkaufte ſeine Thorheit das beklagenswerthe<lb/>
Gluͤck, mit Rittern vom Stegereife durch Dick und<lb/>
Duͤnn reiten zu duͤrfen, — wanderte in die tiefen<lb/>
Taſchen des Herrn von Zwack; unter ſeines Gleichen<lb/>
nur der „Wohlthaͤter“ geheißen. Dieſen tugendhaf-<lb/>
ten Beinamen verdankte er ſeiner Herzloſigkeit; der<lb/>
eiſigen Kaͤlte und Grauſamkeit, womit er die Ver-<lb/>
zweiflung ungluͤcklicher Schlachtopfer zu belaͤcheln<lb/></p></div></body></text></TEI>
[299/0301]
Siebenundvierzigſtes Kapitel.
Anton’s Schutzgeiſt regt die Fittige, vermag aber noch nicht, ſie zu entfalten,
weil Bärbels Bande zu feſt ſind.
Die meiſten Spieler von Profeſſion, moͤgen ſie
noch ſo erpicht ſein auf baaren Gewinn; moͤgen ſie
ſchaͤbigen Wucherern gleich, oder hungernden Geiz
haͤlſen, ſich am Glanze des Goldes letzen, ſind mehr
oder weniger doch Verſchwender, Schwelger, Schlem-
mer, jeder frivolen Laune des Augenbiicks froͤhnend.
Selten findet ſich einer, der ſchlau genug berechnete,
ſeiner Zukunft zu gedenken und wenigſtens etwas von
dem mit Todesſchweißen und Angſtblut befleckten
Raube in Sicherheit zu bringen. Ein ſolcher gehoͤrte
zu Theodors Umgebung. Der groͤßte Theil der
Summen, die letzterer verlor, — denn durch große
Verluſte erkaufte ſeine Thorheit das beklagenswerthe
Gluͤck, mit Rittern vom Stegereife durch Dick und
Duͤnn reiten zu duͤrfen, — wanderte in die tiefen
Taſchen des Herrn von Zwack; unter ſeines Gleichen
nur der „Wohlthaͤter“ geheißen. Dieſen tugendhaf-
ten Beinamen verdankte er ſeiner Herzloſigkeit; der
eiſigen Kaͤlte und Grauſamkeit, womit er die Ver-
zweiflung ungluͤcklicher Schlachtopfer zu belaͤcheln
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/301>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.