Gesellschaft fand kein anderes Mittel, ihre Zeit zu tödten. Da sind nun einige dieser Kumpane nach Paris gereiset. Jch, vom ersten Augenblicke meines öffentlichen Auftretens als maitresse en teitre für eine Französin aus den Kolonieen geltend, gab den Anlaß dazu. Jch wünschte mir eine große Stadt; in Deutschland giebt es streng genommen keine solche. Er eilte hierher um zu spielen, -- en gros! Jch, um -- ich wußte selbst nicht recht warum? Wußte es noch nicht, als ich hier meinen Einzug hielt!
Jetzt weiß ich's! Und nun ist mein Bericht zu Ende.
Anton hatte schon bei Erwähnung dessen, was sie für seine Gespielen in Liebenau Günstiges erwirkt, dankbar ihre Hand ergreifen wollen, die sie aber rasch zurückzog. Jetzt sprach er seine Erkenntlichkeit in Worten aus und fügte hinzu: "wenn ich nur wüßte, wie ich Jhnen genugsam danken könnte, für diesen Beweis von Herzensgüte und von freundlicher Erin- nerung an mich."
Das ist sehr leicht, erwiederte "Madame Barbe;" Sie dürfen mir nur, ohne Rückhalt, ohne Verschwei- gung irgend eines Detail's, in nackter, unverhüllter
Geſellſchaft fand kein anderes Mittel, ihre Zeit zu toͤdten. Da ſind nun einige dieſer Kumpane nach Paris gereiſet. Jch, vom erſten Augenblicke meines oͤffentlichen Auftretens als maitresse en tître fuͤr eine Franzoͤſin aus den Kolonieen geltend, gab den Anlaß dazu. Jch wuͤnſchte mir eine große Stadt; in Deutſchland giebt es ſtreng genommen keine ſolche. Er eilte hierher um zu ſpielen, — en gros! Jch, um — ich wußte ſelbſt nicht recht warum? Wußte es noch nicht, als ich hier meinen Einzug hielt!
Jetzt weiß ich’s! Und nun iſt mein Bericht zu Ende.
Anton hatte ſchon bei Erwaͤhnung deſſen, was ſie fuͤr ſeine Geſpielen in Liebenau Guͤnſtiges erwirkt, dankbar ihre Hand ergreifen wollen, die ſie aber raſch zuruͤckzog. Jetzt ſprach er ſeine Erkenntlichkeit in Worten aus und fuͤgte hinzu: „wenn ich nur wuͤßte, wie ich Jhnen genugſam danken koͤnnte, fuͤr dieſen Beweis von Herzensguͤte und von freundlicher Erin- nerung an mich.“
Das iſt ſehr leicht, erwiederte „Madame Barbe;“ Sie duͤrfen mir nur, ohne Ruͤckhalt, ohne Verſchwei- gung irgend eines Detail’s, in nackter, unverhuͤllter
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Geſellſchaft fand kein anderes Mittel, ihre Zeit zu
toͤdten. Da ſind nun einige dieſer Kumpane nach
Paris gereiſet. Jch, vom erſten Augenblicke meines
oͤffentlichen Auftretens als maitresse en tître fuͤr
eine Franzoͤſin aus den Kolonieen geltend, gab den
Anlaß dazu. Jch wuͤnſchte mir eine große Stadt;
in Deutſchland giebt es ſtreng genommen keine ſolche.
Er eilte hierher um zu ſpielen, — en gros! Jch,
um — ich wußte ſelbſt nicht recht warum? Wußte
es noch nicht, als ich hier meinen Einzug hielt!
Jetzt weiß ich’s! Und nun iſt mein Bericht zu
Ende.
Anton hatte ſchon bei Erwaͤhnung deſſen, was
ſie fuͤr ſeine Geſpielen in Liebenau Guͤnſtiges erwirkt,
dankbar ihre Hand ergreifen wollen, die ſie aber
raſch zuruͤckzog. Jetzt ſprach er ſeine Erkenntlichkeit in
Worten aus und fuͤgte hinzu: „wenn ich nur wuͤßte,
wie ich Jhnen genugſam danken koͤnnte, fuͤr dieſen
Beweis von Herzensguͤte und von freundlicher Erin-
nerung an mich.“
Das iſt ſehr leicht, erwiederte „Madame Barbe;“
Sie duͤrfen mir nur, ohne Ruͤckhalt, ohne Verſchwei-
gung irgend eines Detail’s, in nackter, unverhuͤllter
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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