schen ließ, unsere Verbindung möge wenigstens den Anschein des Geheimnisses erhalten, ließ mich eben verlangen, sie sollte öffentlich werden. Mein Sieg wurde so vollständig, daß er mir in seiner Angst den Antrag machte, mich zu heirathen. Doch diesen Vor- schlag wies ich auch entschieden zurück. Was wäre mir das? Gesetzlich an ihn gebunden? Er, nach Recht und Herkommen mein Gatte, das heißt: mein Herr? Nein! Jch will frei bleiben und er muß gebunden sein. Gebunden, durch seine unbesiegbare Leiden- schaft! Jch, frei, weil ich nichts für ihn empfinde; weil seine Gluth ihn zum Spielball meiner kalten Beson- nenheit macht. So steh'n die Sachen.
Weiblichen Besuch haben wir natürlich auf unserm Schlosse in Liebenau nicht empfangen. Junge Herren in Masse. Diese brauchte ich, um meinen Anbeter fortdauernd in Athem zu erhalten. Eigentlich eifersüchtig zu werden erlaubt ihm seine seligmachende Eitelkeit nicht; doch giebt er sich Mühe, stets zu gefallen, damit kein Anderer auch nur einen freundlichen Blick von mir gewinne. Und so will ich's haben!
Außerdem hab' ich ihn lassen zum Spieler wer- den. Etwas muß er doch sein. Die Leerheit seiner
ſchen ließ, unſere Verbindung moͤge wenigſtens den Anſchein des Geheimniſſes erhalten, ließ mich eben verlangen, ſie ſollte oͤffentlich werden. Mein Sieg wurde ſo vollſtaͤndig, daß er mir in ſeiner Angſt den Antrag machte, mich zu heirathen. Doch dieſen Vor- ſchlag wies ich auch entſchieden zuruͤck. Was waͤre mir das? Geſetzlich an ihn gebunden? Er, nach Recht und Herkommen mein Gatte, das heißt: mein Herr? Nein! Jch will frei bleiben und er muß gebunden ſein. Gebunden, durch ſeine unbeſiegbare Leiden- ſchaft! Jch, frei, weil ich nichts fuͤr ihn empfinde; weil ſeine Gluth ihn zum Spielball meiner kalten Beſon- nenheit macht. So ſteh’n die Sachen.
Weiblichen Beſuch haben wir natuͤrlich auf unſerm Schloſſe in Liebenau nicht empfangen. Junge Herren in Maſſe. Dieſe brauchte ich, um meinen Anbeter fortdauernd in Athem zu erhalten. Eigentlich eiferſuͤchtig zu werden erlaubt ihm ſeine ſeligmachende Eitelkeit nicht; doch giebt er ſich Muͤhe, ſtets zu gefallen, damit kein Anderer auch nur einen freundlichen Blick von mir gewinne. Und ſo will ich’s haben!
Außerdem hab’ ich ihn laſſen zum Spieler wer- den. Etwas muß er doch ſein. Die Leerheit ſeiner
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ſchen ließ, unſere Verbindung moͤge wenigſtens den
Anſchein des Geheimniſſes erhalten, ließ mich eben
verlangen, ſie ſollte oͤffentlich werden. Mein Sieg
wurde ſo vollſtaͤndig, daß er mir in ſeiner Angſt den
Antrag machte, mich zu heirathen. Doch dieſen Vor-
ſchlag wies ich auch entſchieden zuruͤck. Was waͤre
mir das? Geſetzlich an ihn gebunden? Er, nach Recht
und Herkommen mein Gatte, das heißt: mein Herr?
Nein! Jch will frei bleiben und er muß gebunden
ſein. Gebunden, durch ſeine unbeſiegbare Leiden-
ſchaft! Jch, frei, weil ich nichts fuͤr ihn empfinde; weil
ſeine Gluth ihn zum Spielball meiner kalten Beſon-
nenheit macht. So ſteh’n die Sachen.
Weiblichen Beſuch haben wir natuͤrlich auf
unſerm Schloſſe in Liebenau nicht empfangen.
Junge Herren in Maſſe. Dieſe brauchte ich, um
meinen Anbeter fortdauernd in Athem zu erhalten.
Eigentlich eiferſuͤchtig zu werden erlaubt ihm ſeine
ſeligmachende Eitelkeit nicht; doch giebt er ſich Muͤhe,
ſtets zu gefallen, damit kein Anderer auch nur einen
freundlichen Blick von mir gewinne. Und ſo will
ich’s haben!
Außerdem hab’ ich ihn laſſen zum Spieler wer-
den. Etwas muß er doch ſein. Die Leerheit ſeiner
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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