trifft Alles zu! Alles! Sagte sie mir nicht, vor mei- nem Kammerfensterlein hängend wie eine Nachteule, daß sie eine vornehme Dame werden wolle? Sie ist es geworden. Sie ist nicht mehr die braune Bärbel, welche zu meiden ich dem schwarzen Wolfgang ver- sprechen mußte. Sie ist jetzt eine andere; sie ist eine Dame; mein Versprechen bindet nicht mehr.
Oh, ich komme! Zwischen elf und zwölf Uhr! Jch komme auf jeden Fall!
Fünfundvierzigstes Kapitel.
Die braune Bärbel. -- Nachrichten aus Liebenau. -- Der schwarze Wolfgang wird vergessen, sammt allen Versprechungen.
Jn einen kostbaren Pelzmantel gehüllt, einen Sammethut mit Reiherfedern auf dem dunklen Haar, empfing "Madame Barbe" eine halbe Stunde vor Mitternacht ihren Liebenauer Freund, vollkommen wie eine Dame von Welt einen Bekannten aus der Heimath empfängt.
Sie haben mich nicht erkannt, -- so begann sie in nicht korrektem doch leicht fließenden Französisch, -- und das ist mir begreiflich; denn erstens hab' ich mich verändert, und wie ich fürchte nicht zu meinem Vor-
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trifft Alles zu! Alles! Sagte ſie mir nicht, vor mei- nem Kammerfenſterlein haͤngend wie eine Nachteule, daß ſie eine vornehme Dame werden wolle? Sie iſt es geworden. Sie iſt nicht mehr die braune Baͤrbel, welche zu meiden ich dem ſchwarzen Wolfgang ver- ſprechen mußte. Sie iſt jetzt eine andere; ſie iſt eine Dame; mein Verſprechen bindet nicht mehr.
Oh, ich komme! Zwiſchen elf und zwoͤlf Uhr! Jch komme auf jeden Fall!
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
Die braune Bärbel. — Nachrichten aus Liebenau. — Der ſchwarze Wolfgang wird vergeſſen, ſammt allen Verſprechungen.
Jn einen koſtbaren Pelzmantel gehuͤllt, einen Sammethut mit Reiherfedern auf dem dunklen Haar, empfing „Madame Barbe“ eine halbe Stunde vor Mitternacht ihren Liebenauer Freund, vollkommen wie eine Dame von Welt einen Bekannten aus der Heimath empfaͤngt.
Sie haben mich nicht erkannt, — ſo begann ſie in nicht korrektem doch leicht fließenden Franzoͤſiſch, — und das iſt mir begreiflich; denn erſtens hab’ ich mich veraͤndert, und wie ich fuͤrchte nicht zu meinem Vor-
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trifft Alles zu! Alles! Sagte ſie mir nicht, vor mei-
nem Kammerfenſterlein haͤngend wie eine Nachteule,
daß ſie eine vornehme Dame werden wolle? Sie iſt
es geworden. Sie iſt nicht mehr die braune Baͤrbel,
welche zu meiden ich dem ſchwarzen Wolfgang ver-
ſprechen mußte. Sie iſt jetzt eine andere; ſie iſt eine
Dame; mein Verſprechen bindet nicht mehr.
Oh, ich komme! Zwiſchen elf und zwoͤlf Uhr!
Jch komme auf jeden Fall!
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
Die braune Bärbel. — Nachrichten aus Liebenau. — Der ſchwarze Wolfgang
wird vergeſſen, ſammt allen Verſprechungen.
Jn einen koſtbaren Pelzmantel gehuͤllt, einen
Sammethut mit Reiherfedern auf dem dunklen Haar,
empfing „Madame Barbe“ eine halbe Stunde vor
Mitternacht ihren Liebenauer Freund, vollkommen
wie eine Dame von Welt einen Bekannten aus der
Heimath empfaͤngt.
Sie haben mich nicht erkannt, — ſo begann ſie in
nicht korrektem doch leicht fließenden Franzoͤſiſch, —
und das iſt mir begreiflich; denn erſtens hab’ ich mich
veraͤndert, und wie ich fuͤrchte nicht zu meinem Vor-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/277>, abgerufen am 25.07.2024.
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