Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Franconi vorschwatzen! Muß er den Namen Adele
Jartour aussprechen! Und kaum hat er ihn ausge-
sprochen, daß ich auch schon mit Fragen in ihn stürme!
-- Jch Thor! Was hab' ich nun davon? Nichts,
als neue Unruhe und Ungeduld. Er hat sie im vori-
gen Jahre begegnet: sie befand sich auf der Reise
nach Paris! Sie hat es ihm mit klaren französischen
Worten gesagt, daß sie nach Paris gehe, um dort zu
bleiben!

Und was weiß ich nun, da ich dies weiß? So
viel wie vorher; nichts. Nur daß es mich wieder
aufregt und mich mit, -- ja du lieber Himmel, mit
was denn? erfüllt!

Jch vermag einmal nicht, mir Rechenschaft zu
geben über meine Empfindungen für dieses Mädchen.
Und deshalb ist und bleibt es nothwendig, daß wir
uns wiedersehen. Jch will mich nicht durch die Welt
stehlen, wie mein eigenes Geheimniß.

Aus all' meinem Sehnen und Trachten nach
unbestimmter Ferne, aus diesem Leben und Weben
in der Jdee könnte mich nichts retten, als eine gegen-
wärtige, heitere, lebensfrische Neigung für eine junge
Schöne! Doch das ist leicht ausgesprochen. "Aber
wo her nehmen und nicht stehlen?" wie der Liebe-

Franconi vorſchwatzen! Muß er den Namen Adele
Jartour ausſprechen! Und kaum hat er ihn ausge-
ſprochen, daß ich auch ſchon mit Fragen in ihn ſtuͤrme!
— Jch Thor! Was hab’ ich nun davon? Nichts,
als neue Unruhe und Ungeduld. Er hat ſie im vori-
gen Jahre begegnet: ſie befand ſich auf der Reiſe
nach Paris! Sie hat es ihm mit klaren franzoͤſiſchen
Worten geſagt, daß ſie nach Paris gehe, um dort zu
bleiben!

Und was weiß ich nun, da ich dies weiß? So
viel wie vorher; nichts. Nur daß es mich wieder
aufregt und mich mit, — ja du lieber Himmel, mit
was denn? erfuͤllt!

Jch vermag einmal nicht, mir Rechenſchaft zu
geben uͤber meine Empfindungen fuͤr dieſes Maͤdchen.
Und deshalb iſt und bleibt es nothwendig, daß wir
uns wiederſehen. Jch will mich nicht durch die Welt
ſtehlen, wie mein eigenes Geheimniß.

Aus all’ meinem Sehnen und Trachten nach
unbeſtimmter Ferne, aus dieſem Leben und Weben
in der Jdee koͤnnte mich nichts retten, als eine gegen-
waͤrtige, heitere, lebensfriſche Neigung fuͤr eine junge
Schoͤne! Doch das iſt leicht ausgeſprochen. „Aber
wo her nehmen und nicht ſtehlen?“ wie der Liebe-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div type="diaryEntry">
            <p><pb facs="#f0232" n="230"/>
Franconi vor&#x017F;chwatzen! Muß er den Namen Adele<lb/>
Jartour aus&#x017F;prechen! Und kaum hat er ihn ausge-<lb/>
&#x017F;prochen, daß ich auch &#x017F;chon mit Fragen in ihn &#x017F;tu&#x0364;rme!<lb/>
&#x2014; Jch Thor! Was hab&#x2019; ich nun davon? Nichts,<lb/>
als neue Unruhe und Ungeduld. Er hat &#x017F;ie im vori-<lb/>
gen Jahre begegnet: &#x017F;ie befand &#x017F;ich auf der Rei&#x017F;e<lb/>
nach Paris! Sie hat es ihm mit klaren franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Worten ge&#x017F;agt, daß &#x017F;ie nach Paris gehe, um dort zu<lb/>
bleiben!</p><lb/>
            <p>Und was weiß ich nun, da ich dies weiß? So<lb/>
viel wie vorher; nichts. Nur daß es mich wieder<lb/>
aufregt und mich mit, &#x2014; ja du lieber Himmel, mit<lb/>
was denn? erfu&#x0364;llt!</p><lb/>
            <p>Jch vermag einmal nicht, mir Rechen&#x017F;chaft zu<lb/>
geben u&#x0364;ber meine Empfindungen fu&#x0364;r die&#x017F;es Ma&#x0364;dchen.<lb/>
Und deshalb i&#x017F;t und bleibt es nothwendig, daß wir<lb/>
uns wieder&#x017F;ehen. Jch will mich nicht durch die Welt<lb/>
&#x017F;tehlen, wie mein eigenes Geheimniß.</p><lb/>
            <p>Aus all&#x2019; meinem Sehnen und Trachten nach<lb/>
unbe&#x017F;timmter Ferne, aus die&#x017F;em Leben und Weben<lb/>
in der Jdee ko&#x0364;nnte mich nichts retten, als eine gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtige, heitere, lebensfri&#x017F;che Neigung fu&#x0364;r eine junge<lb/>
Scho&#x0364;ne! Doch das i&#x017F;t leicht ausge&#x017F;prochen. &#x201E;Aber<lb/>
wo her nehmen und nicht &#x017F;tehlen?&#x201C; wie der Liebe-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0232] Franconi vorſchwatzen! Muß er den Namen Adele Jartour ausſprechen! Und kaum hat er ihn ausge- ſprochen, daß ich auch ſchon mit Fragen in ihn ſtuͤrme! — Jch Thor! Was hab’ ich nun davon? Nichts, als neue Unruhe und Ungeduld. Er hat ſie im vori- gen Jahre begegnet: ſie befand ſich auf der Reiſe nach Paris! Sie hat es ihm mit klaren franzoͤſiſchen Worten geſagt, daß ſie nach Paris gehe, um dort zu bleiben! Und was weiß ich nun, da ich dies weiß? So viel wie vorher; nichts. Nur daß es mich wieder aufregt und mich mit, — ja du lieber Himmel, mit was denn? erfuͤllt! Jch vermag einmal nicht, mir Rechenſchaft zu geben uͤber meine Empfindungen fuͤr dieſes Maͤdchen. Und deshalb iſt und bleibt es nothwendig, daß wir uns wiederſehen. Jch will mich nicht durch die Welt ſtehlen, wie mein eigenes Geheimniß. Aus all’ meinem Sehnen und Trachten nach unbeſtimmter Ferne, aus dieſem Leben und Weben in der Jdee koͤnnte mich nichts retten, als eine gegen- waͤrtige, heitere, lebensfriſche Neigung fuͤr eine junge Schoͤne! Doch das iſt leicht ausgeſprochen. „Aber wo her nehmen und nicht ſtehlen?“ wie der Liebe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/232
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/232>, abgerufen am 23.11.2024.