Da sah ich sie zum Erstenmale lächeln; doch stellte sie's augenblicklich wieder ein. Die gute Frau hat etwas gegen mich, sie kann's nicht verbergen, ich bin ihr zuwider. Zwar nehm' ich ihr's nicht übel, denn so was ist unwillkührlich, doch drückt es mich und ver- leidet mir meine Anstellung, mit der ich übrigens alle Ursach hätte, sehr zufrieden zu sein. Es ist halt nichts auf Erden vollkommen und kein Glück bleibt unge- trübt."
vom 23. Juni.
"Heute ist es ein Jahr, daß ich zum Erstenmale im Cirkus öffentlich erschien. Mit welchen Hoffnun- gen! Mit welch' eitlen Voraussetzungen! Und was hat sich davon erfüllt?"
vom 7. Juli.
"Da wären wir ja in dem altberühmten F. Hier wird geblieben.
Das ist wahr, einzurichten versteht mein Herr seine Sachen. Unsere Bude sieht aus wie ein Schmuckkästchen von Jnnen und Außen. Mein heimliches Kabinet ist so niedlich, daß ich es fast zu schön finde, für die unschönen Gegenstände, die es zum Theil einschließt. Herr Vlämert ist zwar sehr stolz auf dieselben, und gewissermaßen kann er es
Da ſah ich ſie zum Erſtenmale laͤcheln; doch ſtellte ſie’s augenblicklich wieder ein. Die gute Frau hat etwas gegen mich, ſie kann’s nicht verbergen, ich bin ihr zuwider. Zwar nehm’ ich ihr’s nicht uͤbel, denn ſo was iſt unwillkuͤhrlich, doch druͤckt es mich und ver- leidet mir meine Anſtellung, mit der ich uͤbrigens alle Urſach haͤtte, ſehr zufrieden zu ſein. Es iſt halt nichts auf Erden vollkommen und kein Gluͤck bleibt unge- truͤbt.“
vom 23. Juni.
„Heute iſt es ein Jahr, daß ich zum Erſtenmale im Cirkus oͤffentlich erſchien. Mit welchen Hoffnun- gen! Mit welch’ eitlen Vorausſetzungen! Und was hat ſich davon erfuͤllt?“
vom 7. Juli.
„Da waͤren wir ja in dem altberuͤhmten F. Hier wird geblieben.
Das iſt wahr, einzurichten verſteht mein Herr ſeine Sachen. Unſere Bude ſieht aus wie ein Schmuckkaͤſtchen von Jnnen und Außen. Mein heimliches Kabinet iſt ſo niedlich, daß ich es faſt zu ſchoͤn finde, fuͤr die unſchoͤnen Gegenſtaͤnde, die es zum Theil einſchließt. Herr Vlaͤmert iſt zwar ſehr ſtolz auf dieſelben, und gewiſſermaßen kann er es
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Da ſah ich ſie zum Erſtenmale laͤcheln; doch ſtellte
ſie’s augenblicklich wieder ein. Die gute Frau hat
etwas gegen mich, ſie kann’s nicht verbergen, ich bin
ihr zuwider. Zwar nehm’ ich ihr’s nicht uͤbel, denn
ſo was iſt unwillkuͤhrlich, doch druͤckt es mich und ver-
leidet mir meine Anſtellung, mit der ich uͤbrigens alle
Urſach haͤtte, ſehr zufrieden zu ſein. Es iſt halt nichts
auf Erden vollkommen und kein Gluͤck bleibt unge-
truͤbt.“
vom 23. Juni.
„Heute iſt es ein Jahr, daß ich zum Erſtenmale
im Cirkus oͤffentlich erſchien. Mit welchen Hoffnun-
gen! Mit welch’ eitlen Vorausſetzungen! Und was
hat ſich davon erfuͤllt?“
vom 7. Juli.
„Da waͤren wir ja in dem altberuͤhmten F. Hier
wird geblieben.
Das iſt wahr, einzurichten verſteht mein Herr
ſeine Sachen. Unſere Bude ſieht aus wie ein
Schmuckkaͤſtchen von Jnnen und Außen. Mein
heimliches Kabinet iſt ſo niedlich, daß ich es faſt zu
ſchoͤn finde, fuͤr die unſchoͤnen Gegenſtaͤnde, die es
zum Theil einſchließt. Herr Vlaͤmert iſt zwar ſehr
ſtolz auf dieſelben, und gewiſſermaßen kann er es
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/226>, abgerufen am 17.02.2025.
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