keiner Mienen die inneres Leben verlangen. Was durch Fleiß und Geschicklichkeit erreichbar ist, genügt für diese Arbeiten. Für den Augenblick befind' ich mich mit Vorzeigung derselben in peinlicher Verlegen- heit. Jch kann dafür, als für eine nur im Stillen gegebene und geduldete Vergünstigung, natürlich auch nur einen zuversichtlichen, anständigen Diener gebrau- chen, und einen solchen gelang mir nicht aufzufinden, seitdem der vorige, den ich noch aus Holland mitnahm, nach unserer Heimath zurückgekehrt ist. Nun bin ich genöthiget, selbst zum Rechten zu sehen, was mich höchst unangenehm in Anspruch nimmt und mich am Arbeiten hindert. Und dies gerade jetzt, wo ich geson- nen bin, nach Frankreich zu gehen, das einzige Land, welches ich noch nie bereisete; und für welches ich gern noch einige längstgehegte Jdeen, halbbegonnene Arbeiten zur Ausführung gebracht sähe!
"Sie denken nach Frankreich zu reisen? Vielleicht nach Paris?"
Wo möglich auch nach Paris.
"Wollen Sie mich zum Diener haben?"
Herr Antoine, Sie scherzen.
"Antworten Sie kurz und aufrichtig: würden
keiner Mienen die inneres Leben verlangen. Was durch Fleiß und Geſchicklichkeit erreichbar iſt, genuͤgt fuͤr dieſe Arbeiten. Fuͤr den Augenblick befind’ ich mich mit Vorzeigung derſelben in peinlicher Verlegen- heit. Jch kann dafuͤr, als fuͤr eine nur im Stillen gegebene und geduldete Verguͤnſtigung, natuͤrlich auch nur einen zuverſichtlichen, anſtaͤndigen Diener gebrau- chen, und einen ſolchen gelang mir nicht aufzufinden, ſeitdem der vorige, den ich noch aus Holland mitnahm, nach unſerer Heimath zuruͤckgekehrt iſt. Nun bin ich genoͤthiget, ſelbſt zum Rechten zu ſehen, was mich hoͤchſt unangenehm in Anſpruch nimmt und mich am Arbeiten hindert. Und dies gerade jetzt, wo ich geſon- nen bin, nach Frankreich zu gehen, das einzige Land, welches ich noch nie bereiſete; und fuͤr welches ich gern noch einige laͤngſtgehegte Jdeen, halbbegonnene Arbeiten zur Ausfuͤhrung gebracht ſaͤhe!
„Sie denken nach Frankreich zu reiſen? Vielleicht nach Paris?“
Wo moͤglich auch nach Paris.
„Wollen Sie mich zum Diener haben?“
Herr Antoine, Sie ſcherzen.
„Antworten Sie kurz und aufrichtig: wuͤrden
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keiner Mienen die inneres Leben verlangen. Was
durch Fleiß und Geſchicklichkeit erreichbar iſt, genuͤgt
fuͤr dieſe Arbeiten. Fuͤr den Augenblick befind’ ich
mich mit Vorzeigung derſelben in peinlicher Verlegen-
heit. Jch kann dafuͤr, als fuͤr eine nur im Stillen
gegebene und geduldete Verguͤnſtigung, natuͤrlich auch
nur einen zuverſichtlichen, anſtaͤndigen Diener gebrau-
chen, und einen ſolchen gelang mir nicht aufzufinden,
ſeitdem der vorige, den ich noch aus Holland mitnahm,
nach unſerer Heimath zuruͤckgekehrt iſt. Nun bin ich
genoͤthiget, ſelbſt zum Rechten zu ſehen, was mich
hoͤchſt unangenehm in Anſpruch nimmt und mich am
Arbeiten hindert. Und dies gerade jetzt, wo ich geſon-
nen bin, nach Frankreich zu gehen, das einzige Land,
welches ich noch nie bereiſete; und fuͤr welches ich
gern noch einige laͤngſtgehegte Jdeen, halbbegonnene
Arbeiten zur Ausfuͤhrung gebracht ſaͤhe!
„Sie denken nach Frankreich zu reiſen? Vielleicht
nach Paris?“
Wo moͤglich auch nach Paris.
„Wollen Sie mich zum Diener haben?“
Herr Antoine, Sie ſcherzen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/218>, abgerufen am 23.11.2024.
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