eine Ausnahme statt, weil ich mit meiner jüngsten Tochter die Alemande einübte; Herr Antoine wird gütig entschuldigen?
Nach einigen hin und her gewechselten allgemeinen Fragen und Antworten, rückte Schkramprl mit dem eigentlichen Zwecke ihres Besuches vor.
Chiarine der Großvater blickte Chiarini den Ur- großvater fragend an. Der fünfundachtzigjährige Greis erwiederte diesen Blick durch ein intelligentes Zeichen des Einverständnisses und fügte hinzu: Du würdest Deinen Sohn Joseph mit zu Rathe ziehen müssen, mein lieber Paul?
Herr Joseph Chiarini wurde herbeigerufen, ein hübscher, kräftiger, zierlich gebauter Mann von etlichen und dreißig Jahren. Gleich hinter demselben trat sein ältester Sohn Victor ein, der höchstens zehn Jahre haben mochte, aber schon so tüchtig ausgear- beitet und männlich ernst erschien, daß Anton keine Mühe hatte, die Wunderdinge zu glauben, die Schkramprl in aller Eil' von dem kleinen Burschen und dessen Bravour auf dem gespannten Seile berichtete. So waren vier Generationen vertreten.
"Wir hegen lange schon den Wunsch, und ich sprach mich neulich darüber gegen diesen Herren --
eine Ausnahme ſtatt, weil ich mit meiner juͤngſten Tochter die Alemande einuͤbte; Herr Antoine wird guͤtig entſchuldigen?
Nach einigen hin und her gewechſelten allgemeinen Fragen und Antworten, ruͤckte Schkramprl mit dem eigentlichen Zwecke ihres Beſuches vor.
Chiarine der Großvater blickte Chiarini den Ur- großvater fragend an. Der fuͤnfundachtzigjaͤhrige Greis erwiederte dieſen Blick durch ein intelligentes Zeichen des Einverſtaͤndniſſes und fuͤgte hinzu: Du wuͤrdeſt Deinen Sohn Joſeph mit zu Rathe ziehen muͤſſen, mein lieber Paul?
Herr Joſeph Chiarini wurde herbeigerufen, ein huͤbſcher, kraͤftiger, zierlich gebauter Mann von etlichen und dreißig Jahren. Gleich hinter demſelben trat ſein aͤlteſter Sohn Victor ein, der hoͤchſtens zehn Jahre haben mochte, aber ſchon ſo tuͤchtig ausgear- beitet und maͤnnlich ernſt erſchien, daß Anton keine Muͤhe hatte, die Wunderdinge zu glauben, die Schkramprl in aller Eil’ von dem kleinen Burſchen und deſſen Bravour auf dem geſpannten Seile berichtete. So waren vier Generationen vertreten.
„Wir hegen lange ſchon den Wunſch, und ich ſprach mich neulich daruͤber gegen dieſen Herren —
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eine Ausnahme ſtatt, weil ich mit meiner juͤngſten
Tochter die Alemande einuͤbte; Herr Antoine wird
guͤtig entſchuldigen?
Nach einigen hin und her gewechſelten allgemeinen
Fragen und Antworten, ruͤckte Schkramprl mit dem
eigentlichen Zwecke ihres Beſuches vor.
Chiarine der Großvater blickte Chiarini den Ur-
großvater fragend an. Der fuͤnfundachtzigjaͤhrige
Greis erwiederte dieſen Blick durch ein intelligentes
Zeichen des Einverſtaͤndniſſes und fuͤgte hinzu: Du
wuͤrdeſt Deinen Sohn Joſeph mit zu Rathe ziehen
muͤſſen, mein lieber Paul?
Herr Joſeph Chiarini wurde herbeigerufen, ein
huͤbſcher, kraͤftiger, zierlich gebauter Mann von etlichen
und dreißig Jahren. Gleich hinter demſelben trat
ſein aͤlteſter Sohn Victor ein, der hoͤchſtens zehn
Jahre haben mochte, aber ſchon ſo tuͤchtig ausgear-
beitet und maͤnnlich ernſt erſchien, daß Anton keine
Muͤhe hatte, die Wunderdinge zu glauben, die
Schkramprl in aller Eil’ von dem kleinen Burſchen
und deſſen Bravour auf dem geſpannten Seile
berichtete. So waren vier Generationen vertreten.
„Wir hegen lange ſchon den Wunſch, und ich
ſprach mich neulich daruͤber gegen dieſen Herren —
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/185>, abgerufen am 24.11.2024.
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