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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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eltern jener kühnen, doch bescheiden-erzogenen Kinder-
chens, die mit Büchern oder Schreibfedern in Händen
um einen großen Tisch geschaart, ihre Lektionen von
einem Hauslehrer empfingen. Schkramprl stellte
Antoine den uralten Leuten vor. Die Urgroßmutter
neigte verbindlich ihr zitterndes Haupt; der Elter-
Elter-Vater erhob sich vom Sessel und gab den
Gruß der Eintretenden durch eine feierliche Verbeu-
gung zurück, wie man dieselbe nur am Hofe Ludwig
des Vierzehnten verlangt haben könnte. Mein Sohn!
rief er in's Nebenzimmer hinein, tritt heraus, mein
Kind; es wird Dir die Ehre eines Besuches zu
Theil. Die Violine unterm Arme erschien ein Mann
von wenigstens sechszig Jahren, seine langen silber-
grauen Haare in einen dicken Cignon gebunden, durch
einen goldenen Kamm auf dem Wirbel festgehalten.
Er verneigte sich graziös, als Schkramprl Herrn
Antoine nannte, lud beide ein, Stühle zu nehmen
und verwies, da sämmtliche Sitzgelegenheit durch die
fliegende kleine Schule occupirt war, letztere sammt
ihrem Professor in ein anderes Gemach. Unsere
Enkelkinder, sagte er, empfangen ihren Unterricht
sonst gewöhnlich in meiner Stube; heute nur fand

eltern jener kuͤhnen, doch beſcheiden-erzogenen Kinder-
chens, die mit Buͤchern oder Schreibfedern in Haͤnden
um einen großen Tiſch geſchaart, ihre Lektionen von
einem Hauslehrer empfingen. Schkramprl ſtellte
Antoine den uralten Leuten vor. Die Urgroßmutter
neigte verbindlich ihr zitterndes Haupt; der Elter-
Elter-Vater erhob ſich vom Seſſel und gab den
Gruß der Eintretenden durch eine feierliche Verbeu-
gung zuruͤck, wie man dieſelbe nur am Hofe Ludwig
des Vierzehnten verlangt haben koͤnnte. Mein Sohn!
rief er in’s Nebenzimmer hinein, tritt heraus, mein
Kind; es wird Dir die Ehre eines Beſuches zu
Theil. Die Violine unterm Arme erſchien ein Mann
von wenigſtens ſechszig Jahren, ſeine langen ſilber-
grauen Haare in einen dicken Cignon gebunden, durch
einen goldenen Kamm auf dem Wirbel feſtgehalten.
Er verneigte ſich grazioͤs, als Schkramprl Herrn
Antoine nannte, lud beide ein, Stuͤhle zu nehmen
und verwies, da ſaͤmmtliche Sitzgelegenheit durch die
fliegende kleine Schule occupirt war, letztere ſammt
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[182/0184] eltern jener kuͤhnen, doch beſcheiden-erzogenen Kinder- chens, die mit Buͤchern oder Schreibfedern in Haͤnden um einen großen Tiſch geſchaart, ihre Lektionen von einem Hauslehrer empfingen. Schkramprl ſtellte Antoine den uralten Leuten vor. Die Urgroßmutter neigte verbindlich ihr zitterndes Haupt; der Elter- Elter-Vater erhob ſich vom Seſſel und gab den Gruß der Eintretenden durch eine feierliche Verbeu- gung zuruͤck, wie man dieſelbe nur am Hofe Ludwig des Vierzehnten verlangt haben koͤnnte. Mein Sohn! rief er in’s Nebenzimmer hinein, tritt heraus, mein Kind; es wird Dir die Ehre eines Beſuches zu Theil. Die Violine unterm Arme erſchien ein Mann von wenigſtens ſechszig Jahren, ſeine langen ſilber- grauen Haare in einen dicken Cignon gebunden, durch einen goldenen Kamm auf dem Wirbel feſtgehalten. Er verneigte ſich grazioͤs, als Schkramprl Herrn Antoine nannte, lud beide ein, Stuͤhle zu nehmen und verwies, da ſaͤmmtliche Sitzgelegenheit durch die fliegende kleine Schule occupirt war, letztere ſammt ihrem Profeſſor in ein anderes Gemach. Unſere Enkelkinder, ſagte er, empfangen ihren Unterricht ſonſt gewoͤhnlich in meiner Stube; heute nur fand

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/184>, abgerufen am 24.11.2024.