will ich Jhnen eingestehen, daß ich fest entschlossen bin, die Reiterei gänzlich aufzugeben. Meine Gründe für diesen Entschluß erlassen Sie mir; die Ausein- andersetzung würde zu weit führen. Vielleicht, daß mein Sturz mich eingeschüchtert, mir die rechte Lust geraubt hat. Genug, ich gebe das Metier auf. Dank- bar würde ich Jhnen sein, wenn Sie mir Gelegen- heit verschafften, irgend ein Unterkommen zu finden, welches mich vor augenblicklichem Mangel schützt und mich der traurigen Nothwendigkeit überhebt, mehr von meinen Sachen zu veräußern, als mir eben ent- behrlich ist. Vorzüglich lieb wär' es mir, wenn die Unternehmung bei der ich, -- sei es auch nur als Diener, -- attachirt würde, sich den französischen Grenzen recht bald näherte, oder gar vielleicht selbst nach Frankreich reisete. Denn (im Vertrauen gesprochen), mein Paß läuft ab, und ich bin nicht ohne Besorgniß ....
"Verstehe! Verstehe alle Worte ohne Brille. Keine Silbe weiter. Sie sollen erfahren, daß Schkramprl eine böse Zunge besitzt und einen guten Willen. Wir haben zwei Stunden Zeit bis zu meiner Privatvorstellung. Jch lasse den Riesen bei den Zwergen; lege den weiten Rock an, der mich ver-
will ich Jhnen eingeſtehen, daß ich feſt entſchloſſen bin, die Reiterei gaͤnzlich aufzugeben. Meine Gruͤnde fuͤr dieſen Entſchluß erlaſſen Sie mir; die Ausein- anderſetzung wuͤrde zu weit fuͤhren. Vielleicht, daß mein Sturz mich eingeſchuͤchtert, mir die rechte Luſt geraubt hat. Genug, ich gebe das Metier auf. Dank- bar wuͤrde ich Jhnen ſein, wenn Sie mir Gelegen- heit verſchafften, irgend ein Unterkommen zu finden, welches mich vor augenblicklichem Mangel ſchuͤtzt und mich der traurigen Nothwendigkeit uͤberhebt, mehr von meinen Sachen zu veraͤußern, als mir eben ent- behrlich iſt. Vorzuͤglich lieb waͤr’ es mir, wenn die Unternehmung bei der ich, — ſei es auch nur als Diener, — attachirt wuͤrde, ſich den franzoͤſiſchen Grenzen recht bald naͤherte, oder gar vielleicht ſelbſt nach Frankreich reiſete. Denn (im Vertrauen geſprochen), mein Paß laͤuft ab, und ich bin nicht ohne Beſorgniß ....
„Verſtehe! Verſtehe alle Worte ohne Brille. Keine Silbe weiter. Sie ſollen erfahren, daß Schkramprl eine boͤſe Zunge beſitzt und einen guten Willen. Wir haben zwei Stunden Zeit bis zu meiner Privatvorſtellung. Jch laſſe den Rieſen bei den Zwergen; lege den weiten Rock an, der mich ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0182"n="180"/>
will ich Jhnen eingeſtehen, daß ich feſt entſchloſſen<lb/>
bin, die Reiterei gaͤnzlich aufzugeben. Meine Gruͤnde<lb/>
fuͤr dieſen Entſchluß erlaſſen Sie mir; die Ausein-<lb/>
anderſetzung wuͤrde zu weit fuͤhren. Vielleicht, daß<lb/>
mein Sturz mich eingeſchuͤchtert, mir die rechte Luſt<lb/>
geraubt hat. Genug, ich gebe das Metier auf. Dank-<lb/>
bar wuͤrde ich Jhnen ſein, wenn Sie mir Gelegen-<lb/>
heit verſchafften, irgend ein Unterkommen zu finden,<lb/>
welches mich vor augenblicklichem Mangel ſchuͤtzt und<lb/>
mich der traurigen Nothwendigkeit uͤberhebt, mehr<lb/>
von meinen Sachen zu veraͤußern, als mir eben ent-<lb/>
behrlich iſt. Vorzuͤglich lieb waͤr’ es mir, wenn die<lb/>
Unternehmung bei der ich, —ſei es auch nur als<lb/>
Diener, — attachirt wuͤrde, ſich den franzoͤſiſchen<lb/>
Grenzen recht bald naͤherte, oder gar vielleicht ſelbſt<lb/>
nach Frankreich reiſete. Denn (im Vertrauen<lb/>
geſprochen), mein Paß laͤuft ab, und ich bin nicht<lb/>
ohne Beſorgniß ....</p><lb/><p>„Verſtehe! Verſtehe alle Worte ohne Brille.<lb/>
Keine Silbe weiter. Sie ſollen erfahren, daß<lb/>
Schkramprl eine boͤſe Zunge beſitzt und einen guten<lb/>
Willen. Wir haben zwei Stunden Zeit bis zu meiner<lb/>
Privatvorſtellung. Jch laſſe den Rieſen bei den<lb/>
Zwergen; lege den weiten Rock an, der mich ver-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[180/0182]
will ich Jhnen eingeſtehen, daß ich feſt entſchloſſen
bin, die Reiterei gaͤnzlich aufzugeben. Meine Gruͤnde
fuͤr dieſen Entſchluß erlaſſen Sie mir; die Ausein-
anderſetzung wuͤrde zu weit fuͤhren. Vielleicht, daß
mein Sturz mich eingeſchuͤchtert, mir die rechte Luſt
geraubt hat. Genug, ich gebe das Metier auf. Dank-
bar wuͤrde ich Jhnen ſein, wenn Sie mir Gelegen-
heit verſchafften, irgend ein Unterkommen zu finden,
welches mich vor augenblicklichem Mangel ſchuͤtzt und
mich der traurigen Nothwendigkeit uͤberhebt, mehr
von meinen Sachen zu veraͤußern, als mir eben ent-
behrlich iſt. Vorzuͤglich lieb waͤr’ es mir, wenn die
Unternehmung bei der ich, — ſei es auch nur als
Diener, — attachirt wuͤrde, ſich den franzoͤſiſchen
Grenzen recht bald naͤherte, oder gar vielleicht ſelbſt
nach Frankreich reiſete. Denn (im Vertrauen
geſprochen), mein Paß laͤuft ab, und ich bin nicht
ohne Beſorgniß ....
„Verſtehe! Verſtehe alle Worte ohne Brille.
Keine Silbe weiter. Sie ſollen erfahren, daß
Schkramprl eine boͤſe Zunge beſitzt und einen guten
Willen. Wir haben zwei Stunden Zeit bis zu meiner
Privatvorſtellung. Jch laſſe den Rieſen bei den
Zwergen; lege den weiten Rock an, der mich ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/182>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.