sich auf Reisen umher wie ein Schneeball, indem sie durch die Bewegung größer wird. Eine solche besäß' ich jetzt, durch meinen Sohn. Und das hab' ich ver- säumt, ich leichtsinniger, gefühlloser Vater. Schkramprl Vater und Schkramprl Sohn sind für immer getrennt. So oft ich daran denke, lebhaft daran denke, möcht' ich mir den Kopf abreißen; was auch in Stunden der Wuth unfehlbar schon geschehen wäre, wenn ..."
Wenn Sie deren zwei besäßen, wie der Ver- blichene?
Vollkommen richtig; Sie errathen meine Gedan- ken. -- Die Strafe meiner Dummheit ließ nicht auf sich warten. Mit den fünfhundert Dukaten kauft' ich mir drei Stück Kaffern, braune Kerls, die unbe- kleidete Natur-Ballette ausführten, kriegerisch heul- ten, lebendige Hühner zerrissen, diese roh verschlan- gen und allerlei hübsche Sächelchen machten. Der Amerikaner von dem ich sie kaufte, bewies mir schwarz auf weiß, daß sie seine Sklaven waren, die er fast eben so theuer gekauft und wenig abgenützt hatte. Er stellte mir eine Quittung aus, strich die Dukaten ein und ich war im Besitz. Anfänglich ging die Ge- schichte ganz gut, außer, daß sie mich wenig verstan- den und ich sie gar nicht. Die Hälfte der Einnahme
ſich auf Reiſen umher wie ein Schneeball, indem ſie durch die Bewegung groͤßer wird. Eine ſolche beſaͤß’ ich jetzt, durch meinen Sohn. Und das hab’ ich ver- ſaͤumt, ich leichtſinniger, gefuͤhlloſer Vater. Schkramprl Vater und Schkramprl Sohn ſind fuͤr immer getrennt. So oft ich daran denke, lebhaft daran denke, moͤcht’ ich mir den Kopf abreißen; was auch in Stunden der Wuth unfehlbar ſchon geſchehen waͤre, wenn ...“
Wenn Sie deren zwei beſaͤßen, wie der Ver- blichene?
Vollkommen richtig; Sie errathen meine Gedan- ken. — Die Strafe meiner Dummheit ließ nicht auf ſich warten. Mit den fuͤnfhundert Dukaten kauft’ ich mir drei Stuͤck Kaffern, braune Kerls, die unbe- kleidete Natur-Ballette ausfuͤhrten, kriegeriſch heul- ten, lebendige Huͤhner zerriſſen, dieſe roh verſchlan- gen und allerlei huͤbſche Saͤchelchen machten. Der Amerikaner von dem ich ſie kaufte, bewies mir ſchwarz auf weiß, daß ſie ſeine Sklaven waren, die er faſt eben ſo theuer gekauft und wenig abgenuͤtzt hatte. Er ſtellte mir eine Quittung aus, ſtrich die Dukaten ein und ich war im Beſitz. Anfaͤnglich ging die Ge- ſchichte ganz gut, außer, daß ſie mich wenig verſtan- den und ich ſie gar nicht. Die Haͤlfte der Einnahme
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0155"n="153"/>ſich auf Reiſen umher wie ein Schneeball, indem ſie<lb/>
durch die Bewegung groͤßer wird. Eine ſolche beſaͤß’<lb/>
ich jetzt, durch meinen Sohn. Und das hab’ ich ver-<lb/>ſaͤumt, ich leichtſinniger, gefuͤhlloſer Vater. Schkramprl<lb/>
Vater und Schkramprl Sohn ſind fuͤr immer getrennt.<lb/>
So oft ich daran denke, lebhaft daran denke, moͤcht’<lb/>
ich mir den Kopf abreißen; was auch in Stunden<lb/>
der Wuth unfehlbar ſchon geſchehen waͤre, wenn ...“</p><lb/><p>Wenn Sie deren <hirendition="#g">zwei</hi> beſaͤßen, wie der Ver-<lb/>
blichene?</p><lb/><p>Vollkommen richtig; Sie errathen meine Gedan-<lb/>
ken. — Die Strafe meiner Dummheit ließ nicht auf<lb/>ſich warten. Mit den fuͤnfhundert Dukaten kauft’<lb/>
ich mir drei Stuͤck Kaffern, braune Kerls, die unbe-<lb/>
kleidete Natur-Ballette ausfuͤhrten, kriegeriſch heul-<lb/>
ten, lebendige Huͤhner zerriſſen, dieſe roh verſchlan-<lb/>
gen und allerlei huͤbſche Saͤchelchen machten. Der<lb/>
Amerikaner von dem ich ſie kaufte, bewies mir ſchwarz<lb/>
auf weiß, daß ſie ſeine Sklaven waren, die er faſt<lb/>
eben ſo theuer gekauft und wenig abgenuͤtzt hatte.<lb/>
Er ſtellte mir eine Quittung aus, ſtrich die Dukaten<lb/>
ein und ich war im Beſitz. Anfaͤnglich ging die Ge-<lb/>ſchichte ganz gut, außer, daß ſie mich wenig verſtan-<lb/>
den und ich ſie gar nicht. Die Haͤlfte der Einnahme<lb/></p></div></body></text></TEI>
[153/0155]
ſich auf Reiſen umher wie ein Schneeball, indem ſie
durch die Bewegung groͤßer wird. Eine ſolche beſaͤß’
ich jetzt, durch meinen Sohn. Und das hab’ ich ver-
ſaͤumt, ich leichtſinniger, gefuͤhlloſer Vater. Schkramprl
Vater und Schkramprl Sohn ſind fuͤr immer getrennt.
So oft ich daran denke, lebhaft daran denke, moͤcht’
ich mir den Kopf abreißen; was auch in Stunden
der Wuth unfehlbar ſchon geſchehen waͤre, wenn ...“
Wenn Sie deren zwei beſaͤßen, wie der Ver-
blichene?
Vollkommen richtig; Sie errathen meine Gedan-
ken. — Die Strafe meiner Dummheit ließ nicht auf
ſich warten. Mit den fuͤnfhundert Dukaten kauft’
ich mir drei Stuͤck Kaffern, braune Kerls, die unbe-
kleidete Natur-Ballette ausfuͤhrten, kriegeriſch heul-
ten, lebendige Huͤhner zerriſſen, dieſe roh verſchlan-
gen und allerlei huͤbſche Saͤchelchen machten. Der
Amerikaner von dem ich ſie kaufte, bewies mir ſchwarz
auf weiß, daß ſie ſeine Sklaven waren, die er faſt
eben ſo theuer gekauft und wenig abgenuͤtzt hatte.
Er ſtellte mir eine Quittung aus, ſtrich die Dukaten
ein und ich war im Beſitz. Anfaͤnglich ging die Ge-
ſchichte ganz gut, außer, daß ſie mich wenig verſtan-
den und ich ſie gar nicht. Die Haͤlfte der Einnahme
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/155>, abgerufen am 02.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.