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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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Ach, riefen wir dann beide zugleich, während Pamela
mich umarmte, ..."

Sie umarmte?

"Daß heißt, während ich sie umarmte, -- erscheine
bald, wachse bald an, holde, glückverheißende Mißge-
burt; lächle bald Deinen Eltern entgegen. Sei end-
lich wie Du willst, wenn Du nur etwas mitbringst,
was noch niemals für Geld zu sehen war! Eines
Morgens überraschte mich Pamela mit der Erzählung
eines Traumes: sie hatte sich Mutter gesehen; sie
hatte im Traume -- nein, nein, es ist zu viel! Wenn
ich daran denke, möcht' ich vergehen! Sie hatte ein
Kind mit zwei Köpfen geboren!"

Jm Traume!?

"Das wäre nichts, junger Mensch. Jm Traume
bleibt das bedeutungslos und streng genommen kann
jeder träumen, was ihm gut dünkt. Jm Traume
mach' ich mich anheischig Drillinge zu gebären, die
aneinander gewachsen sind, wie Doppelkirschen, oder
Mandeln in einer Schaale. Das will nicht viel sagen!
Aber wenn ich erwäge, daß diesem Traume eine Wahr-
heit folgte; daß sie an dem nämlichen Tage Mutter
wurde; daß sie wirklich und wahrhaftig von einem
Kinde Mutter wurde, welches wirklich und wahrhaf-

Ach, riefen wir dann beide zugleich, waͤhrend Pamela
mich umarmte, ...“

Sie umarmte?

„Daß heißt, waͤhrend ich ſie umarmte, — erſcheine
bald, wachſe bald an, holde, gluͤckverheißende Mißge-
burt; laͤchle bald Deinen Eltern entgegen. Sei end-
lich wie Du willſt, wenn Du nur etwas mitbringſt,
was noch niemals fuͤr Geld zu ſehen war! Eines
Morgens uͤberraſchte mich Pamela mit der Erzaͤhlung
eines Traumes: ſie hatte ſich Mutter geſehen; ſie
hatte im Traume — nein, nein, es iſt zu viel! Wenn
ich daran denke, moͤcht’ ich vergehen! Sie hatte ein
Kind mit zwei Koͤpfen geboren!“

Jm Traume!?

„Das waͤre nichts, junger Menſch. Jm Traume
bleibt das bedeutungslos und ſtreng genommen kann
jeder traͤumen, was ihm gut duͤnkt. Jm Traume
mach’ ich mich anheiſchig Drillinge zu gebaͤren, die
aneinander gewachſen ſind, wie Doppelkirſchen, oder
Mandeln in einer Schaale. Das will nicht viel ſagen!
Aber wenn ich erwaͤge, daß dieſem Traume eine Wahr-
heit folgte; daß ſie an dem naͤmlichen Tage Mutter
wurde; daß ſie wirklich und wahrhaftig von einem
Kinde Mutter wurde, welches wirklich und wahrhaf-

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[149/0151] Ach, riefen wir dann beide zugleich, waͤhrend Pamela mich umarmte, ...“ Sie umarmte? „Daß heißt, waͤhrend ich ſie umarmte, — erſcheine bald, wachſe bald an, holde, gluͤckverheißende Mißge- burt; laͤchle bald Deinen Eltern entgegen. Sei end- lich wie Du willſt, wenn Du nur etwas mitbringſt, was noch niemals fuͤr Geld zu ſehen war! Eines Morgens uͤberraſchte mich Pamela mit der Erzaͤhlung eines Traumes: ſie hatte ſich Mutter geſehen; ſie hatte im Traume — nein, nein, es iſt zu viel! Wenn ich daran denke, moͤcht’ ich vergehen! Sie hatte ein Kind mit zwei Koͤpfen geboren!“ Jm Traume!? „Das waͤre nichts, junger Menſch. Jm Traume bleibt das bedeutungslos und ſtreng genommen kann jeder traͤumen, was ihm gut duͤnkt. Jm Traume mach’ ich mich anheiſchig Drillinge zu gebaͤren, die aneinander gewachſen ſind, wie Doppelkirſchen, oder Mandeln in einer Schaale. Das will nicht viel ſagen! Aber wenn ich erwaͤge, daß dieſem Traume eine Wahr- heit folgte; daß ſie an dem naͤmlichen Tage Mutter wurde; daß ſie wirklich und wahrhaftig von einem Kinde Mutter wurde, welches wirklich und wahrhaf-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/151>, abgerufen am 24.11.2024.