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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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mit "Tieletunke", der dritten, übereinkam; und was
Tieletunke betrifft, so gestand selbige mit der ihr eige-
nen Unbefangenheit eine ausgesprochene Vorliebe für
Anton, den Korbmacherjungen, den Gespielen frühe-
rer Zeit, den Schöpfer des "Onkel Nasus" immer
gern ein.

Damit nun aber keiner meiner Leser wähne, jene
so eben genannte Namen der drei Schwestern seien
denselben unchristlicher Weise am Taufsteine zu Theil
geworden, versäume ich nicht, beizufügen, wie "Linz,
Miez und Tieletunke" nur Umbildungen von Karo-
line, Emilie und Ottilie sind; Transscriptionen, die
wir der freien Fantasie der beiden Pastorsöhne ver-
danken, aus deren hosenloser Kindheit sie sich unver-
merkt in die Gymnasialzeit geschlichen, und, wie so
mancher Mißbrauch auf Erden, durch Verjährung
geheiliget haben. Gleiches Schicksal traf übrigens die
kühnen Thäter, denn an Beiden: Julius und Robert
geheißen, blieben die vertraulichen Kindernamen:
"Pastor-Puschel und Rubs" fest haften, während
Anton allein, nur in minder vertrauten Umgang gezo-
gen, solcher Ehre verlustig ging. Er war und blieb
schlechthin Anton, an längeren Sommertagen, wo
man mit der Zeit nicht zu geizen braucht: der Korb-

mit „Tieletunke“, der dritten, uͤbereinkam; und was
Tieletunke betrifft, ſo geſtand ſelbige mit der ihr eige-
nen Unbefangenheit eine ausgeſprochene Vorliebe fuͤr
Anton, den Korbmacherjungen, den Geſpielen fruͤhe-
rer Zeit, den Schoͤpfer des „Onkel Naſus“ immer
gern ein.

Damit nun aber keiner meiner Leſer waͤhne, jene
ſo eben genannte Namen der drei Schweſtern ſeien
denſelben unchriſtlicher Weiſe am Taufſteine zu Theil
geworden, verſaͤume ich nicht, beizufuͤgen, wie „Linz,
Miez und Tieletunke“ nur Umbildungen von Karo-
line, Emilie und Ottilie ſind; Transſcriptionen, die
wir der freien Fantaſie der beiden Paſtorſoͤhne ver-
danken, aus deren hoſenloſer Kindheit ſie ſich unver-
merkt in die Gymnaſialzeit geſchlichen, und, wie ſo
mancher Mißbrauch auf Erden, durch Verjaͤhrung
geheiliget haben. Gleiches Schickſal traf uͤbrigens die
kuͤhnen Thaͤter, denn an Beiden: Julius und Robert
geheißen, blieben die vertraulichen Kindernamen:
„Paſtor-Puſchel und Rubs“ feſt haften, waͤhrend
Anton allein, nur in minder vertrauten Umgang gezo-
gen, ſolcher Ehre verluſtig ging. Er war und blieb
ſchlechthin Anton, an laͤngeren Sommertagen, wo
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[46/0062] mit „Tieletunke“, der dritten, uͤbereinkam; und was Tieletunke betrifft, ſo geſtand ſelbige mit der ihr eige- nen Unbefangenheit eine ausgeſprochene Vorliebe fuͤr Anton, den Korbmacherjungen, den Geſpielen fruͤhe- rer Zeit, den Schoͤpfer des „Onkel Naſus“ immer gern ein. Damit nun aber keiner meiner Leſer waͤhne, jene ſo eben genannte Namen der drei Schweſtern ſeien denſelben unchriſtlicher Weiſe am Taufſteine zu Theil geworden, verſaͤume ich nicht, beizufuͤgen, wie „Linz, Miez und Tieletunke“ nur Umbildungen von Karo- line, Emilie und Ottilie ſind; Transſcriptionen, die wir der freien Fantaſie der beiden Paſtorſoͤhne ver- danken, aus deren hoſenloſer Kindheit ſie ſich unver- merkt in die Gymnaſialzeit geſchlichen, und, wie ſo mancher Mißbrauch auf Erden, durch Verjaͤhrung geheiliget haben. Gleiches Schickſal traf uͤbrigens die kuͤhnen Thaͤter, denn an Beiden: Julius und Robert geheißen, blieben die vertraulichen Kindernamen: „Paſtor-Puſchel und Rubs“ feſt haften, waͤhrend Anton allein, nur in minder vertrauten Umgang gezo- gen, ſolcher Ehre verluſtig ging. Er war und blieb ſchlechthin Anton, an laͤngeren Sommertagen, wo man mit der Zeit nicht zu geizen braucht: der Korb-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/62>, abgerufen am 28.11.2024.