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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Junger Mann, redete die rüstige Frau ihn an,
bevor sie in den Wagen stieg, wir scheiden freundlich,
doch nicht als Freunde. Jch kann denjenigen nicht
für einen Freund meines Hauses ansehen, der sich
zwischen mich und meine Tochter stellte. Als Laura
wider meinen Wunsch Madame Amelot wurde, sagt'
ich ihr voraus, was geschehen ist. Diesmal will ich
nicht prophezeihen, das Verdienst die Wahrheit vor-
her zu künden, wäre zu gering. Uebrigens wünsch'
ich euch gute Reise, und viel Vergnügen, -- so lang
es dauert!

Der Postillon stieß in's Horn.

Laura und Anton blieben sich selbst überlassen
und ihrer Zärtlichkeit, -- und das war vielleicht das
Schlimmste, was ihrer jungen Liebe, sollte sie ja zur
alten reifen, widerfahren konnte. Von der Stunde
an wo jedes Hinderniß verschwindet, welches Sehn-
sucht von Gewährung trennte, beginnt auch gewöhn-
lich die Sehnsucht zu schwinden.

Bei Anton, dem überraschten Neuling, schien die
erste Wirkung des sicheren, ungestörten Besitzes gün-
stig, sie gab ihm die Haltung eines neuvermählten
zufriedenen Gatten.

Für Laura, wo der Reiz dieser Täuschung nicht

Junger Mann, redete die ruͤſtige Frau ihn an,
bevor ſie in den Wagen ſtieg, wir ſcheiden freundlich,
doch nicht als Freunde. Jch kann denjenigen nicht
fuͤr einen Freund meines Hauſes anſehen, der ſich
zwiſchen mich und meine Tochter ſtellte. Als Laura
wider meinen Wunſch Madame Amelot wurde, ſagt’
ich ihr voraus, was geſchehen iſt. Diesmal will ich
nicht prophezeihen, das Verdienſt die Wahrheit vor-
her zu kuͤnden, waͤre zu gering. Uebrigens wuͤnſch’
ich euch gute Reiſe, und viel Vergnuͤgen, — ſo lang
es dauert!

Der Poſtillon ſtieß in’s Horn.

Laura und Anton blieben ſich ſelbſt uͤberlaſſen
und ihrer Zaͤrtlichkeit, — und das war vielleicht das
Schlimmſte, was ihrer jungen Liebe, ſollte ſie ja zur
alten reifen, widerfahren konnte. Von der Stunde
an wo jedes Hinderniß verſchwindet, welches Sehn-
ſucht von Gewaͤhrung trennte, beginnt auch gewoͤhn-
lich die Sehnſucht zu ſchwinden.

Bei Anton, dem uͤberraſchten Neuling, ſchien die
erſte Wirkung des ſicheren, ungeſtoͤrten Beſitzes guͤn-
ſtig, ſie gab ihm die Haltung eines neuvermaͤhlten
zufriedenen Gatten.

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[333/0349] Junger Mann, redete die ruͤſtige Frau ihn an, bevor ſie in den Wagen ſtieg, wir ſcheiden freundlich, doch nicht als Freunde. Jch kann denjenigen nicht fuͤr einen Freund meines Hauſes anſehen, der ſich zwiſchen mich und meine Tochter ſtellte. Als Laura wider meinen Wunſch Madame Amelot wurde, ſagt’ ich ihr voraus, was geſchehen iſt. Diesmal will ich nicht prophezeihen, das Verdienſt die Wahrheit vor- her zu kuͤnden, waͤre zu gering. Uebrigens wuͤnſch’ ich euch gute Reiſe, und viel Vergnuͤgen, — ſo lang es dauert! Der Poſtillon ſtieß in’s Horn. Laura und Anton blieben ſich ſelbſt uͤberlaſſen und ihrer Zaͤrtlichkeit, — und das war vielleicht das Schlimmſte, was ihrer jungen Liebe, ſollte ſie ja zur alten reifen, widerfahren konnte. Von der Stunde an wo jedes Hinderniß verſchwindet, welches Sehn- ſucht von Gewaͤhrung trennte, beginnt auch gewoͤhn- lich die Sehnſucht zu ſchwinden. Bei Anton, dem uͤberraſchten Neuling, ſchien die erſte Wirkung des ſicheren, ungeſtoͤrten Beſitzes guͤn- ſtig, ſie gab ihm die Haltung eines neuvermaͤhlten zufriedenen Gatten. Fuͤr Laura, wo der Reiz dieſer Taͤuſchung nicht

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/349>, abgerufen am 23.11.2024.