Genick abstürzen, -- in die Welt zu ziehen, während Mama nach London ging, Thiere anzukaufen. Pierre und Jean mußten als Vertraute und geübte Männer vom Fach gleichfalls dahin. Die große Wasserreise von M. aus nach London zu wagen, schien es schon zu spät im Jahre. Madame Simonelli zog vor, den Weg durch Deutschland und Frankreich bis nach Calais zu nehmen. Sie behielt ihre wohleingerichtete Reisekutsche, als Gesellschaft den kleinen Seidenaffen, nächst Koko das einzige unverbrannte von so vielen Thieren. Pierre begleitete sie. Jean erhielt Geld und die Weisung, sich auf eigene Hand nach London zu begeben.
Der Abschied war herzlich genug, aber kurz, reso- lut, wie er es immer bei Personen ist, die seit ihrer Geburt, an Trennung, Entfernung und Wiedersehn gewöhnt sind.
Anton, theils aus aufrichtiger Anhänglichkeit für seine Wohlthäterin, denn das war ihm die Simonelli wirklich gewesen, theils aus Verlegenheit, seiner pein- lichen Stellung wohl bewußt, versuchte dem Lebe- wohl einige schwiegersöhnliche Färbung zu geben, wurde jedoch mit diesem Versuche völlig in die Flucht geschlagen.
Genick abſtuͤrzen, — in die Welt zu ziehen, waͤhrend Mama nach London ging, Thiere anzukaufen. Pierre und Jean mußten als Vertraute und geuͤbte Maͤnner vom Fach gleichfalls dahin. Die große Waſſerreiſe von M. aus nach London zu wagen, ſchien es ſchon zu ſpaͤt im Jahre. Madame Simonelli zog vor, den Weg durch Deutſchland und Frankreich bis nach Calais zu nehmen. Sie behielt ihre wohleingerichtete Reiſekutſche, als Geſellſchaft den kleinen Seidenaffen, naͤchſt Koko das einzige unverbrannte von ſo vielen Thieren. Pierre begleitete ſie. Jean erhielt Geld und die Weiſung, ſich auf eigene Hand nach London zu begeben.
Der Abſchied war herzlich genug, aber kurz, reſo- lut, wie er es immer bei Perſonen iſt, die ſeit ihrer Geburt, an Trennung, Entfernung und Wiederſehn gewoͤhnt ſind.
Anton, theils aus aufrichtiger Anhaͤnglichkeit fuͤr ſeine Wohlthaͤterin, denn das war ihm die Simonelli wirklich geweſen, theils aus Verlegenheit, ſeiner pein- lichen Stellung wohl bewußt, verſuchte dem Lebe- wohl einige ſchwiegerſoͤhnliche Faͤrbung zu geben, wurde jedoch mit dieſem Verſuche voͤllig in die Flucht geſchlagen.
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Genick abſtuͤrzen, — in die Welt zu ziehen, waͤhrend
Mama nach London ging, Thiere anzukaufen. Pierre
und Jean mußten als Vertraute und geuͤbte Maͤnner
vom Fach gleichfalls dahin. Die große Waſſerreiſe
von M. aus nach London zu wagen, ſchien es ſchon
zu ſpaͤt im Jahre. Madame Simonelli zog vor, den
Weg durch Deutſchland und Frankreich bis nach
Calais zu nehmen. Sie behielt ihre wohleingerichtete
Reiſekutſche, als Geſellſchaft den kleinen Seidenaffen,
naͤchſt Koko das einzige unverbrannte von ſo vielen
Thieren. Pierre begleitete ſie. Jean erhielt Geld und
die Weiſung, ſich auf eigene Hand nach London zu
begeben.
Der Abſchied war herzlich genug, aber kurz, reſo-
lut, wie er es immer bei Perſonen iſt, die ſeit ihrer
Geburt, an Trennung, Entfernung und Wiederſehn
gewoͤhnt ſind.
Anton, theils aus aufrichtiger Anhaͤnglichkeit fuͤr
ſeine Wohlthaͤterin, denn das war ihm die Simonelli
wirklich geweſen, theils aus Verlegenheit, ſeiner pein-
lichen Stellung wohl bewußt, verſuchte dem Lebe-
wohl einige ſchwiegerſoͤhnliche Faͤrbung zu geben,
wurde jedoch mit dieſem Verſuche voͤllig in die Flucht
geſchlagen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/348>, abgerufen am 23.11.2024.
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